Mit Zimmer, Küche, Kabinett [TEIL 1]

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Von einer Lungenentzündung auf vier Quadratmetern über Frostbeulen im spanischen Baskenland bis zum Corona-Lockdown in einer leeren Wohnung. Unsere Autorin Luisa hat in den letzten Jahren so ziemlich alles erlebt, was man in Sachen Wohnen erleben kann. Und in einer sechsteiligen Kolumne ihre Erinnerungen für uns aufgeschrieben.

TEIL 1: PARIS

„Ich kann`s mir nicht mehr verkneifen“

Jung, wagemutig und „berufen“ ­ jedenfalls habe ich mich so gefühlt. Alle Vorkehrungen sollten getroffen werden, um meine Ausbildung in Paris zu machen und während etwaiger Atelierpausen in den Pariser Straßen der ehemaligen Bohème nachzuspüren. So, oder so ähnlich, wollte es zumindest das Bild meiner beinahe grenzenlos romantischen Phantasie, koste es was es wolle – oder eben besser nicht. Jedenfalls nicht, wenn es sich um Paris handelt und man durch die rosarote Brille schaut, ohne die dortigen Verhältnisse näher zu kennen. Ja klar, man kennt Gerüchte der „teuren Stadt“, aber mein unumstößlicher Optimismus meinte, es würde alles schon werden. Immerhin hatte ich ja noch fast neun Tage, um zwischen Wien und Salzburg alle sieben Zwetschken zu suchen und abzureisen.

Vor Ort mit der Wohnungslage der französischen Hauptstadt konfrontiert, meinte ich dann auch wirklich einen Sechser im Lotto gezogen zu haben. Ich ergatterte ein zentral gelegenes chambre de bonne (das waren früher Dienstbotenzimmer, die zu einem Haushalt gehörten. Man findet sie nach wie vor, allerdings ohne Dienstboten) und achtete im übersprudelnden Engagement nicht ganz so detailliert auf diverse Konditionen, die den zukünftigen Alltag in durchaus eigenwilliger Weise gestalten würden.

Was soll`s, ich war in Paris und „das Leben wartete schließlich auf mich“ – ganz klar. Mit meinen zwei Koffern, von denen jeder ungefähr die Hälfte meiner Körpergröße hatte, machte ich mich von einer treppenüberfluteten Metrostation zur nächsten. Endlich am Hauseingang angekommen, war da nun wieder dieser Code, den ich mir so oft vorgesagt und letztlich natürlich weder aufgeschrieben noch genau gemerkt hatte. Gott sei Dank gab es mehr als drei Versuche. Letzte Hürde, die Koffer hinauf bis in den sechsten Stock. Keuchend und schnaubend oben angekommen, passte der Schlüssel in das Schlüsselloch, das so nah an dem Türrahmen war, dass man ihn kaum umdrehen konnte. Voilà, endlich angekommen. Nur, wie bekomme ich die Koffer da hinein?

Euch interessiert das Thema Wohnen generell? Und ihr wollt wissen, wie andere Menschen in Salzburg so leben? Dann schaut mal auf unsere Übersichtsseite zum Schwerpunkt Wohnen.

Mein Zimmer hatte in seinen nicht ganz fünf Quadratmetern ein „praktisches“ Regal mit Ausklapptisch. Ein wackeliger Stuhl war davor platziert. Lediglich mit akrobatischen Einlagen war es möglich, samt Koffer daran vorbeizukommen, denn hier funktionierte alles auf Zentimeterrechnung. Hinter dem Ausklapptisch befand sich die Matratze, im Eck dahinter das Waschbecken. Genial ein Lavabo! Durst hatte ich nach der Tortur ohnedies. Meinen Mund unter den Hahn haltend merkte ich mit Schreck, dass das Keramikteil unter mir zu wackeln begann und alles andere als stabil in der Wand verankert war. Kein Problem, schieben wir es eben wieder rein. „Kommt da die Wand runter oder ist das etwa ein Schimmelfleck? Hm, alles gut, ich bin in Paris – ich bin einfach nur bisschen müde“.

In meinem kleinen chambre de bonne wollte ich es mir nun gemütlich machen. Nach etwa einer Stunde an die Wand starrend, hielt ich es dann doch nicht mehr aus und nahm Ausriss. Bei einem Traiteur Chinois gab es Frühlingsrollen und danach einen Schnaps in der Brasserie daneben. Wohl gestimmt ging ich zurück. Code und Schlossprüfung bestanden, wollte ich nur eines – ins Bett. Und tatsächlich schlief ich auf der Stelle ein. Mitten in der Nacht wurde der Schlaf jedoch von einem unangenehmen Druck in der Blasengegend gestört. „Bitte nicht jetzt, es muss sich bis morgen früh ausgehen“. Dann würde ich im zweiten Stock die Toilette und Dusche einer anderen Wohnung mitbenutzen dürfen. Leider war bald klar: Das geht sich nicht aus. Was jetzt?

Qual der Wahl hatte ich ja nun keine, starrte mich doch das Lavabo ständig von der Ecke aus an. „Und, wenn es rausbricht?“. Doch es nutzte nichts, prekäre Momente brauchen ihre eignen Zugänge. Selbst wenn ich wollte, hätte ich es nicht mehr irgendwohin geschafft. Man bedenke: anziehen, aufsperren, zusperren, sechs Stockwerke runter, aufsperren, zusperren und – nein, keine Chance. Da musste ich nun durch und, mal ehrlich, für irgendwas sollte meine vormalige Akrobatikbegeisterung doch gut gewesen sein.

Auf los ging’s los. Da die Matratze am hinteren Ende eigentlich unter dem Lavabo lag – man putzte sich sozusagen im Bett die Zähne – waren schon ein paar Zentimeter gewonnen, die mir halfen, mich am Fenster anzuhalten und ein Stück weit hochzuziehen. Mit der zweiten Hand auf der anderen Wand, galt es nun auch die Beine fest gegen Fenstervorsprung und Wand zu stemmen. „Bloß nicht schwächeln jetzt – sonst kracht Du samt dem Lavabo hinunter“. Zugegeben, ich bin mir noch nie so blöd vorgekommen. Dann endlich die Erleichterung. Das Zittern des Lavabos machte die Sache ganz und gar nicht vertrauenswürdiger. Nun galt es noch bis zum Schluss durchzuhalten und mich so vorsichtig wie möglich wieder runter zu hantieren, ohne an dem wackeligen Lavabo anzukommen. Es gelang. Geschafft war das Abenteuer und geschafft war auch ich. Während ich im Anschluss Wasserströme nachlaufen ließ, hoffte ich, dass das Becken nicht irgendwo undicht war und plante für den nächsten Tag einen Nachttopf zu besorgen. Bienvenue à Paris.

Ihr wollt die ganze Kolumne nachlesen? Do it!

Teil 1: Willkommen auf 4,5 Quadratmetern

Teil 2: Von Plastikwannen als Fußwärmer und einer zachen Lungenentzündung

Teil 3: Ein Landhaus im baskischen Teil Frankreichs? Wie romantisch! Nicht.

Teil 4: Kältebeulen für die radikale Autonomie

Teil 5: Endlich wieder in Salzburg. Oh, hallo Corona.

Teil 6: Vom Leben in der Elfenbeinküste, wo man sich aus Eimern duscht und Hühner verzehrt, die vorher noch durchs Haus gelaufen sind.

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