Der Finanzplan: Wie ihr endlich Fakten schafft

Manche Leute haben viel Geld, manche wenig. Manche haben abartig viel und manche gar nix. Der Verdienst ist dabei das eine, der Kontostand das andere. Es gibt Menschen, die viel verdienen, alles ausgeben, aber nicht wissen wofür. Und es gibt welche, die Ausgaben monatlich neu priorisieren müssen. Im Modul der Finanzakademie „Frau+Geld“ von Frau & Arbeit haben wir über den Haushaltsplan bzw. das Haushaltsbudget gesprochen. Und die Inputs geben wir jetzt an euch weiter.

#1 Überblick schaffen: Wieviele Geld habe ich eigentlich zur Verfügung? Und wieviele Kosten stehen meinen Einnahmen gegenüber?

Ganz viele Kostenpunkte vergisst man, wenn man sich die eigenen Ausgaben durchdenkt. Die Liste gibt einige Denkanstöße für Dinge, die man ganz gern vergisst.

Isabella Turner ist bei Frau & Arbeit fürs Geld zuständig. Sie ist es auch, die Fakten schafft und im Anschluss am Boden der Realität auf uns wartet. Wer seine finanziellen Agenden in die Hand nehmen will, muss zuerst eines machen: Einnahmen und Ausgaben genau gegenüberstellen. Im Modul „Mein Geld. Der Haushaltsplan“ haben wir das mit einer einfach Excelliste (Muster hier zum Download) durchgespielt. Die linke Spalte war unsere Beispielfrau: alleinerziehende Mutter, die 30 Stunden arbeitet und einen Verdienst von ca. 1.500 Euro netto hat. In der rechten Spalte könnt ihr eure eigenen Einnahmen und Ausgaben eintragen.

„Bei Schulden ist der wichtigste Tipp: Den Kopf nicht in den Sand stecken!“

Isabella Turner, Frau & Arbeit

#2 Ergebnis analysieren: Was sind die Fixkosten und wie kann man an den variablen Kosten drehen?

Im Normalfall kommt raus: Oke, scheiße, ich hab zu wenig Geld. Oder positiv formuliert: Ich habe noch zu wenig Geld. Wir können jetzt theoretisch zwei Wege verfolgen: Mehr Einnahmen generieren (ist eine Zeit & Ressourcenfrage) oder die Ausgaben minimieren (auch eine Zeit & Ressourcenfrage). Dafür muss zuerst eines passieren: Ihr überlegt euch, welche der Punkte in eurem Tabellenblatt sind unverhandelbar, zum Beispiel: Miete, Kredite, Strom. Dann gibt es einen ganzen Haufen variable Kosten. Und die kann man recht schnell zusammendampfen.

#3 Einnahmen anheben

Finden wir einen schönen Ansatz: Statt sich mit dem Verdienst-Zustand zufrieden zu geben, einfach mal schauen, wie man mehr kriegt. Wir reden jetzt nicht von Pyramidenspielchen à la Herbalife. Wir reden von Gehaltserhöhungen im Angestellenverhältnis, von Preisanpassungen für Selbstständige oder sogar von einem Jobswechsel. Falls ihr euch denkt: Das wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, dann bereitet diese Gespräche bitte sehr gut vor. Ein cooles Buch für die mentale Vorbereitung ist z. B. von Iris Zeppezauer: Contra!. Ihr könnt euch auch Unterstützung von Frau & Arbeit holen und den Weg oder das Gespräch gemeinsam durchdenken. Könnte sich langfristig auszahlen.

#4 Do the work: Wo man überall sparen kann

Variable Kosten sind … anpassbar. Man kann (zu)viel und wenig für Essen ausgeben. Man kann viel Geld für Freizeit ausgeben oder nix. Was uns im Workshop klar geworden ist: Sparen ist Arbeit. Ohne viel Zeit hineinzustecken, wird das nichts. Nehmen wir den Lebensmitteleinkauf her: Essenspläne machen, ein- bis zweimal pro Woche einkaufen und Essen in die Arbeit mitnehmen vermindern die Ausgaben drastisch. Der Preis dafür? Die Zeit, die man dafür aufwendet. Das gilt auch für Folgendes: Versicherungen durchforsten, schauen, ob man sie braucht oder ob es günstige Alternativen gibt. Überlegen und recherchieren, welche Bank am günstigsten ist. Bücher in der Bibliothek ausleihen. Alles sauanstrengend, aber hier ein kleiner Schubs: Tut euch zusammen! Kauft gemeinsam größere Mengen ein. Teilt euch ein Auto, passt gegenseitig auf eure Kinder auf, damit der*die andere nachdenken kann. Erstellt gemeinsam Essenspläne. Teilt! 

Lifestyle-Ersatzprodukte zum Kostenschrumpfen

Filmfriend statt Netflix: Filmfriend ist eine kostenlose Streaming-Plattform. Das Angebot geht von Bibliotheken aus und neben deutschen Bibs ist auch die AK Salzburg-Bibliothek als Partnerin dabei. Ihr könnt euch online einen Leser*innenausweis machen, kriegt Zugang zu extrem guten Hörbüchern und Filmen. Und spart euch eure Monatsgebühr für z. B. Netflix.

Kinderkarte in der Stadtbibliothek: Wenn ihr eine Bibliothekskarte auf den Namen eurer Kinder eröffnet, sind die Mahnkosten geringer. Oder einfach die open library nutzen, wo man auch zu Schließzeiten Medien zurückgeben kann. 

Kostenlose Kulturangebote in der Stadt nutzen: Die Bewohnerservice-Stellen der Stadt Salzburg haben so viel kostenloses Angebot: Musikunterricht für Kinder, Handarbeitskurse, Italienischkurse, Spielenachmittage, etc. Auf der Termin-Seite der Stadt Salzburg steht ziemlich viel. 

Spuso statt A1: Handys oder Internet können sauteuer sein. Auch wir haben uns kürzlich aus einem 30-Euro-Vertrag mit einem größeren Anbieter befreit. Wer keine Lust auf (oder kein Geld für) oage Verträge hat, kann sich bei den Billiganbieter*innen umsehen. Tatsächlich gibt’s da z. B. Spuso, bei dem ihr ab 7,90 Euro im Monat dabei seid. Dank kostenlosem WLAN (z. B. über Salzburg surft oder in der Stadtbibliothek bzw. in vielen Cafés) gehen solche Sachen gut.

No to Coffee to Go: Nein, wir sind jetzt nicht die nächsten, die sagen: Wenn ihr euren Kaffee in der Thermoskanne mitnehmt, seid ihr morgen Millionär*innen, das ist einfach nur zynisch. Aber es stimmt leider trotzdem: Wer selbst kocht und eben die Thermoskanne aktiviert, haut nicht so viel Geld raus als umgekehrt. 

#5 Unser Feind, der Konto-Überziehungsrahmen

„Ich kauf nur Dinge, die ich mir leisten kann.“ Das ist leicht gesagt, wenn es sich hierbei um Luxusgüter handelt. Wenn die alleinerziehende Mutter aber eine hinige Waschmaschine hat, dann wird’s wahrscheinlich anders gelöst werden müssen. Und da gibt es einen super Input von Isabella Turner: Unser Feind ist der Kontoüberziehungsrahmen. Wer am Konto ins Minus geht, zahlt über 10 % Zinsen. Wer sich 100 Euro ausleiht, muss 110 Euro zurückzahlen. Das ist unpackbar viel. Dabei bleibt es aber nicht, denn: Je mehr Minus, desto höher werden die Spesen. Und je länger das Minus dauert, umso schneller wachsen die Spesen. Besser: Wenn es sein muss, besser einen Kredit aufnehmen und diesen monatlich zurückzahlen. Übrigens: Es gibt sauviele Menschen, die Schulden haben. So viele, dass die Schnuldner*innenberatungen Personal aufstocken müssen. Die Schuldnerberatung Salzburg ist kostenlos und hilft euch, den Schuldenberg in den Griff zu bekommen.

#6 Gemeinsam statt einsam: Was wir uns dazu aufgeschrieben haben

Nachdem wir fünf Stunden über den Haushaltsplan gesprochen haben, ist uns eines aufgefallen: Die meisten von uns sind Einzelkämpfer*innen in einem System, das Einzelkämpfer*innen massiv benachteiligt. Deswegen teilen wir hier auch noch ein paar (unfertig gedachte) Gedanken, für gemeinsame Aktionen.

# Einen Mealprep-Club starten: Eine Teilnehmerin hat erzählt, dass sie in einem Mealprep-Club ist. Jede Woche wird ihr ein Speiseplan inkl. der Einkaufsliste zugesendet. Das spart unglaublich viel Zeit und Geld. Warum das also nicht einfach mit Freund*innen machen? Jede Woche kümmert sich eine andere Person um einen Essensplan und schickt diesen inkl. Einkaufsliste bis Freitag an die anderen. Vorteil: Wir müssen weniger denken, haben Spaß dabei, erweitern den eigenen Horizont und sparen dazu Geld. Außer eure Freund*innen kochen nach Ottolenghi: Dann fangt’s euch das gleich gar nicht an – Privatkonkurs vorprogrammiert.

# Eine „Versicherung/Bank“ mit Freund*innen gründen: Klingt komisch, aber: Stay with us. Wir haben letztens mit einer Frau gesprochen, die mit ihrer Tochter und ihrer Mutter ein eigenes Sparkonto hatte – für den Fall der Fälle. Dass sich ein Mann vertschüsst oder jemand krank wird. Wieso sollte man das nicht unter Freund*innen machen? Wenn jede*r im Monat nur 15 Euro einzahlt (und man z. B. zu viert ist), liegen nach fünf Jahren 3.600 Euro am Konto. Genug für eine kaputte Waschmaschine oder andere Anschaffungen, für die sonst ein Kredit nötig gewesen wäre. Das benutzte Geld wird zinsfrei wieder aufs Konto zurückgezahlt und fertig. Und wenn man aufhören möchte, wird das Geld einfach wieder aufgeteilt.

# Über Geld reden: Bitte sagt euch endlich gegenseitig, wieviel ihr verdient. Wieviel Kosten ihr habt. Ob ihr finazielle Probleme habt. Geld ist keine Tugend, es ist ein Mittel zum Zweck. Und oft gibt es in schwierigen Situationen Menschen mit guten Ideen, die euch helfen können.

Schleichwerbung, nein danke!

Wir nehmen für unsere redaktionelle Berichterstattung niemals Geld an. Werbung gibt es beim Fräulein, aber selten. Wenn wir Werbung machen, steht das außerdem ganz klar im Titel und nicht irgendwo versteckt – deswegen ist es uns wichtig, dass ihr wisst: Wir begleiten alle Module von „Frauen & Geld“, weil es uns wichtig ist, dass ihr wisst, was dort besprochen wird.

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