Mit Zimmer, Küche, Kabinett [TEIL 3]

ACHTUNG, DIESER BEITRAG IST VERALTET! BITTE ÜBERPRÜFE, OB DIE DARIN ENTHALTENEN INFOS NOCH AKTUELL SIND. WIR KÜMMERN UNS SOBALD WIE MÖGLICH UM EINE AKTUALISIERUNG!

Von einer Lungenentzündung auf vier Quadratmetern über Frostbeulen im spanischen Baskenland bis zum Corona-Lockdown in einer leeren Wohnung. Unsere Autorin Luisa hat in den letzten Jahren so ziemlich alles erlebt, was man in Sachen Wohnen erleben kann. Und in einer sechsteiligen Kolumne ihre Erinnerungen für uns aufgeschrieben.

Hier geht es zu Teil 1: “Ich kann’s mir nicht mehr verkneifen“
Hier geht es zu Teil 2: “Du schaust scheiße aus”

TEIL 3: OSSERAIN-RIVAREYTE

„Dann eben mit Rum“

2017 brachte mich mein unbändiger Elan und meine naiv-positive Einstellung nach Brüssel. Gesagt getan. Trotz bester Absichten lief es nicht weniger chaotisch, als in Paris. Nachdem ich in Brüssel innerhalb eines Jahres bereits zwei Mal umgezogen war, fand ich mich in einem Zimmer zu dritt, was diverse Gründe hatte – die finanzielle Lage aller Beteiligten war sicherlich einer davon. Diese Zeit verging allerdings sehr ruhig und durchaus zügig, da jeder von uns mit derartigen Situationen umzugehen wusste – oder eben, weil wir es vorzogen, nur zum Schlafen heimzukehren. Auf lange Sicht wurde die „nicht genug Arbeit“ Situation allerdings immer prekärer und es musste eine neue Lösung her.

Zu unserem Erstaunen und Glück bekamen mein Freund und ich das Angebot von Bekannten, fürs erste doch in ihrem Landhaus im baskischen Teil Frankreichs unterzukommen. In langjährigem Bau befindlich, würde es dem Haus sicherlich guttun, wenn es Leute beleben und zumal beheizen und uns gäbe es etwas Zeit, um uns neu zu orientieren. Tja, da wollten wir keinesfalls nein sagen.

Mitten im Dunklen kamen wir per bereitgestellter, alter Karre an. Der Schaltknüppel war zwar nur mehr ein etwas trostlos emporragender Stumpen, es brauchte ewig, bis der Motor startete und durch das Dach regnete es herein. Aber: Das Teil fuhr!

Erst nach langem Suchen fanden wir die Einfahrt in unsere Häusersiedlung, die – wie sollte es anders sein – abgeriegelt war. Da der Grund nicht wirklich ersichtlich war und wir nicht mehr  länger herumfackeln wollten, verschoben wir die Barriere, fuhren ein und rückten sie danach selbstredend wieder fein säuberlich zurecht. Alsbald fanden wir ein im Dunkeln herausragendes Steinhaus, das der Beschreibung entsprach. Durch einen wuchernden Garten ging es zur Haustür. Der Lichtschalter war sofort gefunden, das Licht, eine sogenannte „Funsl“, erhellte die Sachlage allerdings nicht unbedingt.

Es war November und es war arschkalt. Nicht normal für diese Jahreszeit, schon gar in diesen Breitengraden. Wir hatten ohnedies mehrere Pullover übereinander an, doch die Tatsache, dass wir unseren eigenen Atem im Haus sahen, verdeutlichte unnachgiebig die Sachlage.

Eine alte Couch, mit Leintüchern überdeckt, stand ohne genauer Funktion quer im Eingangszimmer, das wohl Esszimmer, Wohnzimmer und Werkstatt zugleich darstellte. Generell gab es nicht wirklich eine Raumtrennung und auch die Stockwerke waren halboffen. Ein großer offener Durchgang ließ von der Haustür aus bereits eine Art Küche erkennen und siehe da – welch ein Glück – dort befand sich auch ein kleiner Ofen. Ich war vom Anblick dieses Halblofts begeistert, nicht bedenkend, dass diese Raumgestaltung der Wärmeerzeugung natürlich nicht unbedingt dienlich war. Unter der Treppe eine alte, komplett zerlegte Waschmaschine. Auf der anderen Seite eine Abwasch, die beim Aufdrehen das Wasser an der Seite durchlaufen lies, was die aufgewellte Arbeitsplatte erklärte. Gegenüber ein älteres Herdmodell mit angeschlossener Gasflasche. Alles hier hatte ganz und gar seinen eigenen Flair.französiches BaskenlandOhne Zeitvergeudung ging es in Richtung Metallofen. Wir bemühten uns, mit Holz, Kartons und Zeitungsresten ein Feuer zu machen, doch es wollte und wollte nicht zünden. Das Haus hatte Kälte und Feuchtigkeit vieler Jahre in sich aufgesogen. Eine kleine Flamme, yey – oder auch nicht. Etwas frustriert und kältesteif umherblickend erspähten wir eine Rumflasche. Im verzogenen, abblätternden Holzkasten war Tee eingelagert – was will man mehr? Der Gashahn wurde aufgedreht und es dauerte nicht lange, bis das Wasser blubberte. Endlich. „Läuft da Gas aus?“. Streichhölzer und Feuerzeuge wurden ab diesem Moment möglichst umsichtig verwendet.

Der Tee mit Rum war eine geniale Idee und wir meinten gewappnet zu sein, uns in den ersten „Stock“ zu wagen. So viel Rum hätten wir allerdings kaum trinken können – im oberen Halbstock ankommend, wehte uns eisige Luft entgegen. Stocksteif drapierten wir eine Überdecke aufs Bett und passierten die Mutprobe des Pyjama-Anziehens. Endlich unter der Decke. Durch ein großes Fenster lachte der Mond herein und erhellte unseren gefrorenen Atem. Bonne nuit.

In den nächsten Tagen regnete es ohne Ende – Salzburg schien mir nix dagegen. Nicht weit von unserem Haus entfernt befand sich ein Fluss, der im Zuge der Regenflut überlief. Vom Fenster aus beobachteten wir das immer näher an uns herantretende Wasser, das bereits das Nachbarhaus umhüllte. Leute kamen aus allen Richtungen herbei, um Sachen wegzubringen und Kübeln zu befüllen. Die Brücke über den Fluss wurde gesperrt und bald klopfte das Wasser auch an unsre Hintertür. In Folge verbrachten wir Stunden und Tage damit, Einrichtung und herumliegende Sachen von unten nach oben zu tragen und wieder retour, „oder doch noch oben lassen?“.

Die weitere Zeit im französischen Baskenlande verging ruhig – ausgesprochen ruhig. Die mitgenommene Internetbox funktionierte nur selten und auch das Telefonnetz hatte seine guten und viele schlechte Tage. Eigentlich verdammt angenehm. Mit Geduld und Spucke brachten wir immer häufiger ein sich stetig vergrößerndes Feuer zusammen und waren folglich frohen Mutes, zumindest die „Küche“ irgendwann auf ein gutes Wärmeniveau zu bringen. Wäsche wurde in Töpfen ausgekocht und sorgsam am Metallofen angesengt. „Wolltest Du das noch tragen?“. Gashähne wurden nach Benutzung achtsam zugedreht und ansonsten erfreuten wir uns fliegender und vierbeiniger Gäste unterschiedlichster Größenordnung, die unangemeldet bei uns hereinschneiten und sich mit Inbrunst an unserem Hausrat bedienten. Kein Problem, wir sind ja gastfreundlich. „Hey, hat sich die Maus gerade den Käse gestohlen?“ Ce n’est pas vrai.

Hier geht es zu Teil 4: „Kältebeulen für die radikale Autonomie“
Von dem stromlosen Abenteuer in einer autonomen Wohngesellschaft.

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