Mit Zimmer, Küche, Kabinett [TEIL 2]

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Von einer Lungenentzündung auf vier Quadratmetern über Frostbeulen im spanischen Baskenland bis zum Corona-Lockdown in einer leeren Wohnung. Unsere Autorin Luisa hat in den letzten Jahren so ziemlich alles erlebt, was man in Sachen Wohnen erleben kann. Und in einer sechsteiligen Kolumne ihre Erinnerungen für uns aufgeschrieben.

Hier geht es zu Teil 1: “Ich kann’s mir nicht mehr verkneifen“

TEIL 2: PARIS

„Du schaust scheiße aus“

Weiß man erst einmal, woran man ist, kann man sich ganz gut daran gewöhnen. Nachdem ich anfangs Dinge wie Schinken und Jogurt auf der Fenster-Außenseite per Schnurbund kühlte, ging ich mehr und mehr zu praktikablem Take-Away und Sofortverzehr über. Die unterschiedlichen Traiteurs Chinois der Umgebung wurden zu meiner Daueranlaufstelle. Generell verbrachte ich die Zeit mehr draußen als drinnen, da ich in meinem „wunderbaren“ Zimmer tagsüber die Wände hochgehen konnte. Einmal in der Früh aus dem Haus, erkundete ich die Straßen der Stadt bei Wind und Wetter bis ich nachmittags ins Atelier konnte, um dort bis spät abends zu bleiben. Dort war es groß und Toiletten gab es im Übrigen auch.

In meinem Kabuff war es zwar nicht eiskalt, aber alles andere als gemütlich, vor allem, wenn man den ganzen Tag im Freien verbracht hatte. Da ich mich ja doch ab und an organisiere, hatte ich eine kleine Plastikwanne gekauft, die abends als Fußwärmer dienen sollte. Dafür befüllte ich einen Wasserkocher kleinster Größe – jeder andere hätte nicht unter den Hahn des Lavabos gepasst – und stellte dann die Füße in den warm befüllten Behälter. Herrlich. Geraten war, ihn danach sofort wegzuräumen, da ich mich sonst, am nächsten Morgen traumverdeppt von der Matratze erhob und ganz sicher mit einem Bein wieder im, inzwischen kalten, Wasser stand. So weit, so gut.

Es ging gegen Weihnachten. Die Temperaturen erreichten damals ungewöhnliche Tiefen und ich wollte oder konnte mich nicht belehren lassen und verbrachte nach wie vor die meiste Zeit draußen. Dort spielte sich mein Leben ab, bis ich ein vehementes Brennen in meiner Brust verspürte. Auf einen darauffolgenden Schnupfen wartete ich jedoch vergebens, weswegen es ja halb so schlimm sein konnte.

 

Paris- chambre de bonne

Eines Tages war ich auf dem Weg, was weiß ich wohin, und merkte, dass ich keinen Schritt mehr gehen konnte. Mein gesamter Körper schmerzte. Ich drehte um und verzog mich in mein chambre de bonne, wo ich mich tief unter der Bettdecke vergrub. Um ca. 17.30 Uhr läutete mein Wecker, um meine neuen Babysitterkinder von den diversen Schulen und Kindergärten in der Nähe abzuholen, was ich schwerfällig aber pflichtbewusst tat. Ich hatte mich ja schon etwas „ausgeruht“. Daraufhin wartete ich mit ihnen einige Zeit auf die heimkehrenden Eltern und natürlich sollte gespielt werden. „Marterpfahl“ –  in meiner Lage gab es ja nichts Schöneres. Die Kinder fesselten mich an das Stockbett und liefen schreiend durch die Wohnung – super, die können sich wenigstens selbst beschäftigen. Die Eltern kamen nach zwei Stunden, bemerkten ebenfalls, das ich nicht gut aussah, doch das werde sicher schnell wieder und, weil ich eh schon mehr hüben als drüben war, trank ich mit ihnen ein Glas Rotwein und danach einen Grog bestehend aus Thymiantee, Rum und Honig – ihrer Meinung die beste Medizin. Nutzt’s nix schad’s nix. Darauf wankte ich im doppelten Sinne zu meinem chambre de bonne, wo ich die folgende Woche ausnahmslos blieb.

An die ersten beiden Tage kann ich mich nicht mehr erinnern. Das Fieber sollte steigen und steigen und so vegetierte ich, freiwillig oder nicht, im Bett vor mich hin. Später wurde meine Abwesenheit im Atelier bemerkt. Kollegen riefen mich an und kamen vorbei, um mir essen zu bringen und Gesellschaft zu leisten. Mit Kommentaren wie „Du wohnst ja in einem Käfig“ und „Merde, Du schaust scheiße aus“ wurde ich feinfühlig gepflegt und sogar die Eltern meiner Babysitterkinder kamen, um nach dem Rechten zu sehen. Da das Fieber lange Zeit sehr hoch war, verlebte ich die Tage und Nächte schweißgebadet, derart wohlgemerkt, dass das leidige Toiletten-Nachttopfthema in dieser Zeit kein Ding darstellte, da ich nie in Verlegenheit kam. Wasser war da keines mehr in meinem Körper. Muss ja auch was Gutes haben, nicht?

Ich hatte folglich genügend Zeit jede Wandkerbe und diverse Flecken zu begutachten, sowie die gesamte Geräuschkulisse meiner Stocknachbarn nachzuvollziehen. Manchmal will man das zwar nicht unbedingt, aber was konnte ich tun. Als sich langsam Besserung einstellte, wagte ich mich hinaus und besuchte eine Ärztin, die eine vergangene Lungenentzündung feststellte und mir noch im Anschluss Antibiotika verschrieb. Herrlich. In dieser Zeit vertiefte ich jedenfalls die Beziehung zu meinem 4,5 Quadratmeter chambre de bonne und übte mich in Akzeptanz für das zweite halbe Jahr, das ich dort verbringen sollte. Joyeux Noël


Hier geht es zu Teil 3: „Dann eben mit Rum“
Vom Aufenthalt in einem nicht fertiggestellten Landhaus im französischen Baskenland.

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