Von einer Lungenentzündung auf vier Quadratmetern über Frostbeulen im spanischen Baskenland bis zum Corona-Lockdown in einer leeren Wohnung. Unsere Autorin Luisa hat in den letzten Jahren so ziemlich alles erlebt, was man in Sachen Wohnen erleben kann. Und in einer sechsteiligen Kolumne ihre Erinnerungen für uns aufgeschrieben.
Hier geht es zu Teil 1: “Ich kann’s mir nicht mehr verkneifen“
Hier geht es zu Teil 2: “Du schaust scheiße aus”
Hier geht es zu Teil 3: “Dann eben mit Rum”
Hier geht es zu Teil 4: “Kältebeulen für die radikale Autonomie”
TEIL 5: SALZBURG
„Corona Lockdown?“
Etwas verloren in der Welt und nach wie vor auf Arbeitssuche, blieben wir nach dem Aufenthalt in Spanien einige Zeit in Salzburg. Anfang März bekam ich die Nachricht von meiner Freundin, dass sie frühzeitig ihre Wohnung verlassen würde und wir diese doch gerne benützen könnten, bis der neue Mieter einziehe. Das klang nach einem super Plan!
Mit zwei Klapp-Gartensesseln und unseren Koffern kamen wir an. „Braucht ihr etwas?“ – „Nein, nein – alles wunderbar“, entgegneten wir, da wir nicht mehr gewohnt waren, häuslich zu denken. Eine wunderschöne leere Wohnung nahm uns auf. Just einen Tag später wurde der Corona Lockdown ausgerufen. „Was heißt jetzt das?“
Man will es nicht glauben, aber in Zeiten von Corona ist eine leere Wohnung eine echte Wohltat! Etwas Kreativität war jedoch gefragt, als es darum ging, Kaffee zuzusetzen, denn selbstredend hatten wir keine Kaffeemaschine dabei – und in so einem Lockdown geht schon recht viel Kaffee weiter.
Wir versuchten uns in der Zubereitung von türkischem Kaffee, aber die Kochweise im Topf gelang uns nicht wirklich. Irgendwie spülte es uns immer den halben Kaffeesatz zwischen die Zähne, weswegen wir letztlich etwas anderes ausprobieren wollten. Mit der Idee eines Filterkaffees konnten wir leben. Wir reinigten pingelig ein ehemaliges Gurkenglas, durchborten den Deckel mit einem spitzen Messer und schnitten ihn innen zu mehr als drei Viertel auf. Dieser Teil wurde hinuntergebogen und bekam noch zwei zusätzliche Schrägschnitte per Schere. Die einzelnen Parts falteten wir derart zurück, dass eine Filterform entstand. Nun konnten wir normale Kaffeefilter oder ein Tuch in das Glas spannen und per Deckel fixieren. Kaffee rein und dann gemächlich mit jeder Menge Geduld aufgießen, voilà. Ok – ich gebe zu, der Genuss hielt sich in Grenzen, aber der morgendliche Placeboeffekt kam zumindest auf.
Kurz darauf wurde unser Bett von meiner Freundin verkauft. Starke Männer kamen, um es zu demontieren und mitzunehmen. Und zurück blieb eine Kindermatratze. Zum Glück sind wir keine Riesen.
Ich muss sagen, ich steh auf leere Wohnungen. Gedanken können sich ohne Ablenkung sammeln und man hat immer das Gefühl, es ist aufgeräumt. Nicht, dass ich diesbezüglich je die strengste Hand gehabt hätte, aber gut –
Am Schluss ging es noch ans Ausmalen, bevor die Wohnung dann zur Übergabe bereitstand und wir ausziehen mussten. Den Lockdown haben wir jedenfalls in trauter Ruhe verbracht. Merci
Hier geht es zu Teil 6: „Gehen da zwei Hühner durch die Küche?„
Von Ziegen, Hühnern und Kübelduschen.