Was ist das eigentlich für ein Rad?
„Unser“ Lastenrad haben wir in Salzburg überhaupt noch nie gesehen. Daheim ist es nämlich in Dänemark und heißt BULLITT. Bullitt ist eine der beiden Marken, die Markus in seinem Lastenrad-Laden in Elixhausen verkauft. Warum er sich gerade den Dänen ins Haus geholt hat? Es ist extrem praktisch und vielfältig. Das Bullitt ist in seinem Kern keine Familienkutsche, sondern ein Transportrad. Soll heißen: Was vorne auf die Transportfläche kommt, entscheiden die Käufer*innen und kann sich nach einigen Jahren auch wieder ändern/angepasst werden. Zuerst transportiert man vielleicht Kinder, wenn die selber fahren können, kommt der Kinder-Aufbau weg und wird durch eine Box ersetzt.
Unseren Aufbau hat Markus selbst entworfen, gebaut und benannt: Maxi in the Box heißt das Kinderhäuschen und das kommt nicht von ungefähr. Als Markus und seine Partnerin Eltern von einem Maxi wurden, wollten sie nicht auf sportliche Radfahren verzichten. Dank Maxi Cosi und E-Bike mussten sie das auch nicht. Mittlerweile ist Markus der einzige Händler in Salzburg, der sich komplett auf Lastenräder konzentriert. Das hat viele Vorteile. Zum einen kennt er sich im Förderdschungel bestens aus und unterstützt seine Kund*innen dabei, das auch zu verstehen. Und durch seinen Job als Modellbauer kann er komplett individuelle Lösungen für den Aufbau der Lastenräder anbieten.
Unser Lastenrad ist einspurig, hat also nicht drei Räder, sondern nur zwei. Dadurch, und vielleicht auch, weil es wenig wiegt, ist man recht sportlich unterwegs. 8 Gänge, drei Antriebsstufen, eine schöne Farbe namens Lizzard King (gibt noch mehr). Der Aufbau von Markus bringt alles mit, was man in der Stadt braucht: Platz für zwei Kinder (mit gscheiden Gurten), Sonnenschutz, einen Regen- und Windschutz und sogar eine liabe Lichterkette, damit die Kinder auch etwas sehen, wenn es dunkel ist.
#1 Die Umstellung: „Hä, aber ich kann doch Radfahren, oder?“
Das erste Mal am Bullitt sitzen war bissi peinlich. Markus erklärt das Rad und sagt, jetzt fahrst eine Runde. Gar nicht so einfach, die Balance wackelt und das Lenken gestaltet sich auch irgendwie schwierig. Der Grund: Im Gegensatz zum regulären Rad bewegt sich der vordere Teil nicht in die Richtung, in die man das Rad lenken möchte, mit. Hat ein wenig gedauert, bis der Kopf das kapiert hat. Nach fünf Minuten fahren hat es aber funktioniert. Komisch ist es auch wieder, am normalen Rad zu fahren, weil der gleiche Effekt auftritt. Irgendwann hat man es im Griff.
#2 Wir sind vielleicht nicht viel schneller, es ist aber leichter und wir kommen weiter
Wir sind schon mal auf E-Bikes gesessen, besitzen aber selber keine. Learning: Man kommt eigentlich nicht sooo viel schneller am Ziel an. Aber: Man kommt weiter und schwitzt weniger. In der ersten Woche haben wir knapp 100 Kilometer auf den Tacho geradelt. Nach Puch-Urstein mit der gesamten Kamera-Ausrüstung? Kein Problem. Von Nord nach Süd und wieder zurück? Ohne Nachdenken. Mit den Kindern zum Ballkurs? Ja, klar. Dank Lastenrad haben wir Ja zu Strecken gesagt, die wir uns mit dem normalen Rad vielleicht gespart hätten bzw. mit dem Zug/Bus gefahren wären. Auch irgendwie gut.
#3 Ideal, um schnell mit den Kindern wohin zu fahren, ohne sich zu fürchten
Ihr wisst, dass wir in Salzburg nicht nur an der Salzach entlang radeln, sondern auch in den radwegmäßig schlechter ausgetatteten Gegenden Salzburgs unterwegs sind. Mit einem selbst radelnden Kind ist die Sterneckstraße leider tabu, ebenso ganz viele andere Bereiche der Stadt. Mit dem Lastenrad werden statt der sicheren Umwegen wieder die gefährlichen, schnellen Wege möglich und das ist ein Segen. Vorausgesetzt, die Kinder bleiben ohne Protest in der Kabine sitzen, was hier leider nicht der Fall ist.
#4 E-Lastenrad parken in Salzburg: Es geht
Das war eigentlich unsere größte Sorge: Wo bitte parkt man dieses Teil? Für Autos gibt es Parkgaragen und endlos viel Stellfläche. Bei Rädern schaut das Ganze schon anders aus, vor allem, wenn es sich um Transporträder handelt. Bis jetzt war das aber eine unbegründete Sorge. Bis jetzt haben wir immer einen Platz gefunden, wenn auch nicht mehr direkt vor der Haustür. Was wir mit Sicherheit nicht machen würden: Das Rad über Nacht an einem öffentlichen Ort stehen lassen. Da hätten wir zu viel Angst vor Diebstahl.
Das Wetter spielt übrigens keine Rolle. Wir waren die meiste Zeit bei Regen unterwegs und es macht keinen Unterschied.
#5 Apropos Diebstahl: Die Angst vorm Radklau ist akut
So ein E-Lastenrad kostet ein bissi ein Geld. Und auch, wenn es im Vergleich zu einem Auto nicht wie viel klingt, kommt man exklusive Förderung (und Rabatte durch Mitgliedschaft bei der Radlobby) inklusive Aufbau auf zumindest 4.780 Euro (brutto). Mag man sich auch nicht unterm Hintern wegpfladern lassen. Deswegen überlassen wir nichts dem Zufall, haben ein Akku-Sackerl, in dem wir Akku und Computer-Teil IMMER mitnehmen und sperren doppelt ab.
#6 Kleinere Transporte sind auf jeden Fall möglich
Seit längerer Zeit müssen wir einige unhandliche Dinge zum Recyclinghof bringen. Jetzt haben wir uns das angeschaut: Mit den Bullitt geht das und wird diese Woche erledigt. Markus hat in seinem Aufbau auf einige gscheide Dinge geachtet: Mit Gummi-Expanda kann so ziemlich jede Ladung gesichert werden, im Innenbereich gibt’s ausreichend Netze und größere Dinge (wie z. B. ein Laufrad) kann man außen an den Aufbau gurten, damit innen der Platz nicht minimiert wird.
PRO
- Man kommt richtig weit. Egal ob innerhalb Salzburgs oder in die umliegenden Gemeinden.
- Man hat wieder Stauraum, um dicke Jacken oder solche Sachen beim Stadtspaziergang im Rad lassen zu können.
- Man kann mühelos viele Dinge transportieren, ohne am Rad herumzufluchen.
- Die Kinder sind sicher verstaut, auch auf der Sterneckstraße. Heißt: Man kann auch wieder Strecken fahren, die für selbstfahrende Kinder zu gefährlich sind. Weil das sitzt ja drinnen.
- Es macht Spaß, mit dem Rad zu fahren!
- Dank dem E-Antrieb ist auch ein Ausflug nach Maria Plain mit zwei Kindern kein Problem.
- Man fährt bei jedem (!) Wetter. In unserer Testzeit hat es zu 90% geregnet und wir sind dem Lastenrad treu geblieben. Weil: Die Kinder sind im Trockenen und wir haben guten Regenschutz.
- Es ist sehr sicher. Wir hatten das Gefühl, dass die Kinder gut geschützt waren, auch, weil man sie im Blick hat – im Gegensatz zu einem Anhänger, wo man nicht so viel mitbekommt.
CONTRA
- Man braucht schon so etwas wie einen fixen Stellplatz.
- Das Lastenrad passt nicht in einen Bus oder Zug.
- Man kann den Transportteil nicht einfach „abhängen“ und an ein anderes Rad anhängen, wie das bei einem Anhänger der Fall ist. Wenn beide Eltern das Rad verwenden wollen, muss man sich physisch treffen und tauschen.
- Wenn beide Kinder an Bord sind, geht sich die Mitnahme eines größeren Einkaufs eigentlich nicht mehr aus. Da muss man dann tricksen und z. B. Satteltaschen anhängen bzw. einen Kindersitz auf den Gepäcksträger montieren. Das geht, gehört aber mitgedacht.
#7 Das mit dem Aufladen ist weniger lästig, als gedacht
Wir waren uns sicher, nicht genug reallife-skills zu haben, um ein mit Akku betriebenes Rad zu warten. Soll heißen: Vergessen, dass der Akku leer ist und am nächsten Tag davor stehen und sich ärgern. Das ist uns aus zwei Gründen nur ein einziges Mal passiert. Grund #1: Der Akku hält erstaunlich lange, im Eco-Mode nämlich gut 100 km. Grund #2: Das Aufladen geht extrem schnell. Als der Akku aus war, ist übrigens gar nix passiert. Man fährt ganz normal weiter, es ist nur etwas schwerer.
#8 Die Radwege sind doch nicht „zu schmal“
Da hatten wir auch etwas Sorge: Eine unserer Hauptstrecken führt entlang der Salzach. Vor allem auf der rechten Seite ist der Radweg extrem schmal. Wir sind testweise gleich mal drauf gefahren und siehe da, es geht sich auch mit dem Lastenrad aus. Nur, wenn andere Lastenräder entegegen kommen, stockt kurz der Atem. Passiert ist noch nichts, man muss einfach vorsichtig weiterfahren. Aber das wäre eh die generelle Regel, oder?
Unser Fazit:
Den Idealfall in dieser Ausstattung sehen so: Familie mit zwei Kindern, beide in einem Alter, in dem sie lange Strecken noch nicht alleine zurücklegen können und eventuell jede Menge Klumpat (wie Laufrad, Roller, etc) im Spiel ist. Idealerweise gibt’s eine Art Stellplatz, denn: Das Rad in einen Radkeller (der wie bei uns über Treppen führt) zu schieben, ist unmöglich. Ob man in der Stadt oder am Land wohnt, macht keinen Unterschied – würden wir meinen. Dank dem E-Antrieb kommt man nämlich wirklich weit und fährt, wenn man mag, schweißfrei.