#1 Die Frau, der die Patient*innen vertrauten: Rosa Kerschbaumer-Putjata (1851 in Moskau; † 1923 in Los Angeles)
Rosa Kerschbaumer machte etwas möglich, dass es eigentlich nicht gab. Als Russin studierte sie Medizin in der Schweiz – und zwar dreißig Jahre bevor Frauen in Österreich überhaupt zum Medizinstudium zugelassen wurden. Nach Salzburg kam sie, weil sie hier mit ihren Mann, einem österreichischen Arzt, zog und mit ihm gemeinsam eine Klinik für Augenheilkunde eröffnete. Dort wurden neben den klassischen Patient*innen auch jene behandelt, die eigentlich kein Geld hatten. Übrigens: Dass Rosa Kerschbaumer in Österreich als Ärztin praktizieren durfte, verdankte sie dem Monarchen höchstpersönlich: Kaiser Franz-Josef stellte ihr eine Ausnahmegenehmigung aus. Gut für uns, denn Rosa Kerschbaumer ist eine Frau, zu wir hochschauen können – rein theoretisch zumindest, Rosa starb im Jahr 1923. Wenn ihr Lust darauf habt, den Geist der Pionierin zu inhalieren, dann schaut in die Schwarzstraße 32. Das war die Adresse der Augenklinik in Salzburg.
Hier findet ihr die Gedenktafel:
Schwarzstraße 32
#2 Die Kinder- und Jugendbuch-Autorin: Alex Wedding (11. Mai 1905 in Salzburg; † 15. März 1966 in Saalfeld/Saale)
Alex Wedding hat keine Geburtsurkunde. Das hat den Grund, weil der Name Alex Wedding ein Pseudoym ist. Die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin kam als Margarete Bernheim zur Welt und nahm bei der Hochzeit den Namen ihres Mannes an: Weiskopf. Grete Weiskopf kam in Salzburg zu Welt und wuchs hier in ärmlichen Verhältnissen auf. Weil sie selbst Jüdin war, verließ sie Salzburg und ging nach Innsbruck. Dann folgte sie ihrer Schwester nach Berlin. Von dort emigrierte sie über Prag in die USA und kehrte nach dem Krieg nach Berlin zurück. Berlin war übrigens auch der Namensgeber ihres Alias: „Alex“ wie der Berliner Alexanderplatz und „Wedding“ wie der Arbeiterbezirk, in dem sie wohnte. Alex Wedding kennt man für ihr Buch „Ede und Unku“, einem der wenigen Kinder- und Jugendbücher das Roma als Protagonist*innen hatte. Nach Salzburg ist Alex Wedding übrigens nie mehr zurückgekehrt. Eine Gedenktafel hat sie sich trotzdem verdient und die hängt am Makartplatz 7.
Hier findet ihr die Gedenktafel:
Makartplatz 7
#3 Die Frauenrechtlerin: Irma von Troll-Borostyani ( 31. März 1847 in Salzburg; † 10. Februar 1912 in Salzburg )
Irma von Troll ist das, was man sich unter eine frühen Frauenrechtlerin vorstellt. Statt Röcken trug sie Hosen und Gehröcke, sie rauchte Zigarre und trug ihr Haar ganz kurz. Natürlich fiel sie in diesem Look im kleinen Salzburg auf. Das war ihr wahrscheinlich nicht unrecht, zumal es ihrer Sache diente. Sie kämpfte u. a. für die Gleichstellung von Mann und Frau in der Ehe, für ein Ende der Prostitution und Bildung für Frauen und Jugendliche – alles Bereiche, die damals (wie heute) im Argen lagen. Übrigens: Auf die Welt kam Irma als Maria. Mit dem Katholizismus hatte sie es aber nicht so: Deswegen schmieß sie die katholische Mädchenschule am Nonnberg und trennte sich von ihren katholischen Geburtsnamen.
Hier findet ihr die Gedenktafel:
Griesgasse 4
#4 Die Potraitmalerin: Barbara Krafft (* 1. April 1764 in Iglau; † 28. September 1825 in Bamberg)
Von Mozart gibt es viele Bildnisse. Eines der bekanntesten stammt aus der Feder einer Frau. Dass eine Frau als Malerin arbeitete, war zu Zeiten von Barbara Krafft absolut unüblich. Historienbilder oder ärgere Kriegszenen zu malen, das traute man Frauen damals nicht zu. Barbara jedoch trickste das System aus, indem sie sich auf die Portraitkunst konzentrierte. Das war die einzige Stilart, in der weibliche Feinsinnigkeit als angebracht galt. Klingt komisch? Ist aber so: In der Portraitmalerei, so dachte man, müsse die Persönlichkeit der Portraitierten erkannt werden – und das schafften eben die Frauen. Wie dem auch sei: Barbaras Auftragsbücher waren voll und wer im Bürgertum etwas auf sich hielt, stand für sie Modell. In ihrer Zeit in Salzburg wohnte und arbeitete sie am Waagplatz 6. Dort hängt die Gedenktafel, die an die begnadete Künstlerin erinnert.
Hier findet ihr die Gedenktafel:
Waagplatz 6
Und die anderen coolen Frauen?
Bedeutende Salzburgerinnen gibt es aus den unterschiedlichsten Branchen. Beim Projekt Frauenspuren werden viele von ihnen zusammengeführt und mit Gedenktafeln in Erinnerung gehalten. Aktuell umfasst das Projekt 17 Frauen. Weil es aber weit mehr als das sind, produziert das Frauenbüro der Stadt Salzburg fleißig neue Tafeln, die bald an den betreffenden Häusern hängen werden. In diesem Sinne: Beim Spazierengehen den Blick heben kann nicht schaden. Ihr wollt euch gezielt auf die Spuren der Frauen machen? Dann holt euch das pdf mit dem bisherigen Überblick und gemma!