So (be)trifft Corona die Salzburger Kulturbetriebe

Kulturbetriebe Salzburg

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Keine Veranstaltungen bis 30. Juni, keine Großveranstaltungen bis Ende August. Die Corona-Maßnahmen zwingen den Kulturbetrieb in die Knie. Einen generellen Anspruch auf Entschädigung für entgangene Einnahmen von Veranstaltungen und Projekten gibt es laut zuständigem Ministerium aktuell nicht. Wir haben bei Salzburger Kulturbetrieben nachgefragt, wie sich die Krise auf diese auswirkt und welche Lösungsansätze sie sich von der Regierung wünschen.

Thomas Randisek, Dachverband Salzburger Kulturstätten

„Wir produzieren mal bis Anfang Juli keinen Kultplan, da aktuell keine Veranstaltungen mit Publikumsbeteiligung stattfinden. Trotzdem sind wir voll eingespannt mit Beratungstätigkeiten –  weniger für Kulturstätten (unserem Stammklientel), sondern mehr für Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen – die trifft die Krise bis ins (ökonomische) Mark. Ich schätze, dass von März bis Anfang Juli insgesamt rund 2.400 Veranstaltungen unserer 78 Mitglieder ausgefallen sein werden. Den Schaden kann ich allerdings nicht beziffern – vor ein paar Wochen sind wir mal überschlagsmäßig auf 750.000 Euro gekommen.“

Sebastian Linz, ARGEkultur

„Aktuell ist das gesamte Programm von Mitte März bis Anfang Juli abgesagt oder verschoben – knapp 140 Veranstaltungen. Unsere Mitarbeiter*innen sind größtenteils in Kurzarbeit und im Home Office, in der ARGEkultur selbst kann nicht oder nur sehr eingeschränkt gearbeitet werden. Das betrifft insbesondere unsere Hausnutzer*innen-Gruppen; Proben finden nicht statt. Insgesamt managen wir diese Krise aber alle sehr professionell und geraten nicht in Panik. Ein Programm für den Herbst zu planen ist natürlich sinnvoll – es ist unser Auftrag. Zumal ein Großteil unseres Herbst-Programms bereits längere Zeit fixiert ist. Viele Veranstaltungen – Kabaretts, Konzerte – sind bereits seit Ende 2019 im Vorverkauf und ausverkauft.

Von der Regierung würden wir uns klare Ansagen, realistische Konzepte, professionelle Unterstützung – und das alles im Rahmen eines deutlichen Bekenntnises zum gesellschaftlichen Wert von Kunst und Kultur wünschen. Teilweise geschieht das auch – aber es gibt viele Fragezeichen, die längst hätten geklärt werden können. Über die Unterstützung von Kultureinrichtungen hinaus ist es vor allem wichtig, dass Künstler*innen und allen anderen Kulturakteur*innen konkret geholfen wird: Grundsicherung, Verlängerung von Förder- und Abrechnungszeiträumen – und Förderungen dürfen nicht zurückverlangt werden. Aktuell stehen wir vergleichsweise solide da – durch Kurzarbeit, aber eben auch, weil wir vieles noch nicht absagen mussten, sondern verschieben konnten. Aber es kommt darauf an, wie es im Herbst weitergeht, ob und vor allem unter welchen Bedingungen veranstaltet werden darf. Brechen uns hier Einnahmen weg, könnte es eng werden …“

Gerd Pardeller, MARK Salzburg

„Die Maßnahmen der Regierung seit 12. März haben uns durch Untersagung sämtlicher Zusammenkünfte dazu gezwungen, sämtliche geplanten Veranstaltungen, kulturelle wie soziale, abzusagen sowie unseren Gastronomiebereich zu schließen. Diese de facto komplette Schließung des MARK brachte und bringt den Verein in eine finanzielle Schieflage. Bis Ende August ist schätzungsweise mit einem Schaden von knapp 32.000 Euro zu rechnen. Ein Herbstprogramm zum jetzigen Zeitpunkt macht leider keinen Sinn. Sollte sich die Situation ändern, müssten wir aber doch wieder schnell sein und aufsperren – echt eine schwierige Situation!

Eine sinnvolle Maßnahme der Regierung wäre zum Beispiel eine klare, transparente Offenlegung der Finanzsituation jeder Einrichtung (Kassasturz am 01.09.) und dann eine Direkt-Hilfe in Form von Subventionen – zumindest in 50-prozentiger Höhe der entfallenen Einnahmen. Wir haben die Hälfte der Mitarbeiter*innen vorläufig freigestellt, weil für diese keine Kurzarbeit infrage kommt und mit dem Vermieter eine Mietzinsreduktion um 50 Prozent für den Zeitraum, in dem wir geschlossen haben müssen, vereinbart. Dadurch schaffen wir es zum jetzigen Zeitpunkt noch bis nach dem Sommer.“

Robert Pienz, Schauspielhaus Salzburg

„Der Schaden ist erheblich, da die abgesagten Vorstellungen von beispielsweise ‚Die Physiker‘, ‚Loriots dramatische Werke‘ oder auch ‚In 80 Tagen um die Welt‘ bereits zu einem großen Teil ausverkauft waren. Die Saison 2019/20 hatte mit einer Zuschaueranzahl von 30.000 (bis 13. März 2020) das Potenzial, eine absolute Erfolgs-Saison zu werden. Aus diesem Grund trifft der Verlust das Schauspielhaus nicht nur finanziell schwer, sondern auch ideell. Die Situation ist zurzeit für alle sehr ungewiss und eine Planungsarbeit aus diesem Grund sehr schwierig zu handhaben. Nichtsdestotrotz hat sich das Schauspielhaus entschieden, positiv in die Zukunft zu blicken und hat seinen neuen Spielplan bereits vorgestellt.

Wir hoffen, dass wir im September unsere Pforten wieder öffnen dürfen und dass unser Publikum sich nach dieser schwierigen Zeit auch wieder auf die Auseinandersetzung mit Kultur und Theater freut. Da der finanzielle Verlust aus eigener Kraft nicht mehr eingeholt werden kann, wünschen wir uns von der Regierung eine Zusage zu einer finanziellen Unterstützung. Im September gar nicht aufsperren zu dürfen, wäre für jede Kulturinstitution schwer zu überleben. Ein baldiger Lösungsweg, unter welchen Umständen man wieder aufsperren kann, würde die Planung der kommenden Saison erheblich erleichtern.“

Wolfgang Descho, Rockhouse

„Der Schaden ist natürlich enorm – der Verlust des Lebensmittels ‚Live-Kultur‘ schmerzt besonders. Nicht nur wir verlieren viele Einnahmen durch Konzertabsagen, etc. – auch die vielen EPUs, die für uns arbeiten, haben jetzt genau NULL Einkünfte. Weiters kämpft auch die Rockhouse Bar ums Überleben. Wir werden zwar jetzt ab Mitte Mai mit Live Streaming-Konzerten versuchen, die Zeit zu überbrücken, finanziell bringt das natürlich nichts. Erfreulich sind die vielen aufmunternden Zuschriften und Durchhalteparolen, die wir aus der Bevölkerung erhalten. Wir sind bereit für einen tollen Herbst. Da wir das Herbstprogramm bereits fertig hatten und die freien Termine durch die Verschiebungen besetzt wurden, stellt sich aber derzeit leider eher die Frage, ab wann wir wieder weiter verschieben müssen…

Die Regierung sollte beim wieder ‚Hinauffahren‘ realitätsnaher werden, am besten Vertreter der betroffenen Einrichtungen hinzuziehen, um einen vernünftigen, aber praxisnahen Weg zu finden. Bis jetzt sind nur praxisferne Lösungen angeboten worden (Proben, Veranstaltungen bis zu 10 Personen …). Ich darf zum Beispiel Indoor ein Event mit 10 Personen veranstalten, wenn für jede Person 10 m2 vorhanden sind. Ich könnte also im Veranstaltungssaal einen Workshop mit 10 Personen abhalten, nur geht das leider nicht, da es aktuell ein Betretungsverbot für Kulturstätten gibt. Der zweite Wunsch an die Regierung ist finanzieller Natur. Allen Betroffenen gehört geholfen und zwar rasch und unbürokratisch.“

Hannes Hangler, Jazzit

„Wir sind wie vermutlich alle anderen Kulturbetriebe derzeit damit beschäftigt, abzuwarten und geplante Konzerte zu verschieben. Die Ausfälle treffen nicht nur die Künstlerinnen und Künstler – auch all jene Menschen, die im Hintergrund für ein gutes Gelingen eines Konzertes zuständig sind, fallen nun um ihre Einnahmen. Das sind zahlreiche Licht- und Tontechniker, Saal- und Generaldienste, Sicherheitsdienste, aber auch unsere Reinigungsfachkraft und die Kollegen vom gastronomischen Betrieb. Viele davon sind selbstständig, andere sind Studierende, die sich so ihr Studium finanzieren. Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, vielleicht im Herbst wieder ein Programm anbieten zu können. Wir sind weiterhin fast täglich im Büro und arbeiten an Plänen, wie es weitergehen könnte. Neben der klassischen Programmplanung arbeiten wir auch an kreativen, alternativen Ideen – auch im Hinblick auf das eigentlich im September geplante TTAT-Festival.

Sollten wir im Herbst wieder starten dürfen, werden wir auch verstärkt mit heimischen Bands Konzerte vereinbaren, denn auch hier sind derzeit viele zur Untätigkeit gezwungen. Von der Regierung wünschen wir uns ganz einfach Klarheit. Grundsätzlich finden wir die angesichts dieser Pandemie bislang beschlossenen Maßnahmen sinnvoll und notwendig. Ich persönlich bin einer zu raschen Lockerung aller Maßnahmen auch eher kritisch gegenüber eingestellt, aber für die Kulturbetriebe braucht es endlich einen klaren Fahrplan, ab wann wir zu welchen Bedingungen wieder die Tore öffnen dürfen. Derzeit verschieben wir Konzerte auf Termine, ohne zu wissen, ob es zu diesem Zeitpunkt denn überhaupt möglich sein wird.“


Titelbild: Photo by Keagan Henman on Unsplash

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