LEIDER HAT JOSEPHA INZWISCHEN DAUERHAFT GESCHLOSSEN!
Man bringe den Spritzwein!Gute Nachricht für Exil-Niederösterreicher*innen und Weinfans: Salzburg hat einen neuen Heurigen. Und zwar nicht trotz, sondern wegen Corona. Das ist die Geschichte von Josepha und wie sie zu ihrem Namen kam. Für die meisten von uns waren die vergangenen zwei Jahre ja nicht unbedingt die Zeit der Neubeginne – von millionenfach gebackenen Bananen- und Sauerteigbroten mal abgesehen. Christine Friedreich hat in der Krise aber tatsächlich ganz von vorne angefangen. Weil das Unternehmen der gelernten Touristikerin quasi stillstand, beschloss sie mit ihrem Freund und Geschäftspartner Sebastian Schmid kurzerhand, einen lange gehegten Traum zu erfüllen und einen Heurigen aufzumachen. „Na seawas“, mag jetzt so mancher denken. „Ein neues Lokal mitten in der Krise aufmachen? Mutig!“ Dementsprechend lang und lehrreich war er dann auch: der Weg bis zur Eröffnung des kleinen, verträumten Heurigen mitten im bierverliebten Salzburg … und dann ging Christine und Sebastian auch noch der Name flöten.
Wie aus Joseph Josepha wurde
Ursprünglich sollte der Heurige nämlich Joseph II heißen. Es war nämlich jener Kaiser, der im Jahre 1784 ein Gesetz erließ, das den Bauern des Landes erlaubte, die Produkte ihres Hofes auch an Gäste zu verkaufen. Die Buschenschenke war geboren, oder wie man sie in Niederösterreich und Wien nennt: der Heurige. Ein passender Name also, dachten sich Christine und Sebastian. Doch dann eröffnete ausgerechnet im Schloss Schönbrunn ein Heuriger mit eben diesem Namen. „Weil die Zukunft aber sowieso weiblich ist, sind wir dann auf Josepha umgestiegen“, sagt Christine.„Weil die Zukunft aber sowieso weiblich ist, sind wir dann auf Josepha umgestiegen“
Bis heute hat sich an dem alten Heurigenkonzept aus 1784 im Grunde wenig verändert. Noch immer findet man von Klosterneuburg bis Poysdorf Buschen über den Türen, die darauf hinweisen, dass ein Heuriger „ausg’steckt“ hat. Nur das gastronomische Angebot ist seit des Kaisers Tagen immer breiter geworden, wenn auch echte Heurige immer noch auf Klassiker wie Kümmelbraten und Liptauerbrot setzt.Wo das Wachauerlandl auf den wilden Westen trifft
Es sind genau jene Heurigen, die auch Christine seit ihrer Kindheit kennt und in denen sie schon als Jugendliche daheim gekellnert hat. Weinliebhaberin ist die Niederösterreicherin sowieso – das kam quasi mit der Muttermilch – und so ist die Idee eines eigenen Heurigen gar nicht so weit hergeholt. Als dann vor ein paar Monaten überraschend das kleine Geschäftslokal im Salzburger Badergässchen frei wurde, mussten Christina und Sebastian nicht lange nachdenken. Viele hundert erste Male später ist es für die beiden Neo-Gastronom*innen nun so weit: Salzburgs neues Nachhilfeprogramm in Sachen Heurigenkultur hat seit Anfang Juli geöffnet.Von Spritzer und Sprudl
Wie es sich gehört, stehen auf der Karte jede Menge guter Weine von ausgesuchten Winzer*innen. Und natürlich gibt es als Getränk des Hauses neben edlen Tropfen auch den preiswerten Weißen Spritzer oder G’Spritzten – quasi Demokratie zum Trinken. Als Besonderheit für den Premierensommer hat sich Christine außerdem einen in 0.3er-Flaschen abgefüllten G’Spritzten (Spritzer) bzw. einen Rosé-Frizzante (Sprudel) ausgedacht, den es zum Hiertrinken oder zum Mitnehmen gibt.Josepha liebt alte Teller. Deshalb bekommt jede*r, der/die mit einem eigenen kleinen Teller vorbeischaut, einen Spritzer aufs Haus. Den Teller müsst ihr dann allerdings da lassen, der wird zum Inventar.Was das Essen betrifft, findet man bei Josepha jede Menge Heurigenklassiker, wie Liptauer oder kalten Schweinsbraten zum Streichen, die stilecht im Glasl daherkommen. Auch mit von der Partie: der Seesaibling in der Dose. Und ein Schnittlauchbrot, bei dem sogar das Salz mit Rosé eingefärbt wird. Im süßen Bereich hat Christine sich ebenfalls von den Heurigen ihrer Kindheit inspirieren lassen: Zum Kaffee gibt es entweder Kokoskuppeln, süße Schafkäserolle oder die berühmte Pischingertorte. Niederösterreichischer wird es heute nicht mehr. Preislich bewegt sich das ganze Angebot im Salzburger Durchschnitt, schließlich will das Lokal im etwas versteckten Badergässchen in erster Linie Einheimische ansprechen. Da passt die Lage gut: Das Badergässchen ist eine der wenigen Ecken rund um die Getreidegasse, wo es selbst an zach überfüllten Sommertagen nie vor Tourist*innen wuselt.