Stefan war der zweitbeste Flipperspieler Österreichs
Stefan Karlhuber war auf einmal da. Wir erinnern uns genau, vor drei Jahren, wir waren auf Stadtflucht in Faistenau. Im Bus, am Weg zurück, hat er uns erzählt, dass er Flipper spielt und Flipperautomaten sammelt. Ha, das gibt’s noch? Ja, es wird sogar in Turnieren gespielt. In Österreich belegte er eine Zeit lang Platz Zwei der Bestenliste und auch weltweit fand man seinen Namen unter den Top 100.
Wer flippert, braucht Platz. Den gibt’s in Stefans Altstadtwohnung nicht. Deswegen hat er sich einen Lagerraum in Schallmoos angemietet, wo er acht seiner 13 Flipper-Automaten verstaut. Zwei Mal die Woche radelt er hierher, um ein paar Stunden seiner Leidenschaft nachzugehen: dem Flipperspielen.
„Der Rückschluss von Flipper ist gleich Automat ist gleich Glücksspielautomat ist gleich Strizzi-Partie. Das ist etwas, wo das Flippern seit Jahren draußen ist.“
Eines Sommernachmittags zeigt er uns sein Allerheiligstes. Als wir den Flipperraum betreten, blinken die Maschinen bereits fröhlich vor sich hin. „CHALLENGE THE CHAMP“ schreit uns ein Gerät an. Uns schreckt’s, Stefan lacht. „Wenn man bei den Knöpfen ankommt, sagen sie was. Zumindest bei den neueren Geräten. Alles blinkt und leuchtet.“ Dieser Attract-Mode ist dazu da, um potenzielle Spieler*innen anzulocken. Wir nehmen erstmal Platz und für den Schwerpunkt „Zocken“ erzählt uns Stefan seine Geschichte. Lange dauert es nicht, da schimpft er uns schon: „Zocken und Flippern passen gar nicht zusammen.“ Zocken, das habe so etwas von Spielhöhle. Und das ist der Ruf, den das Flippern hinter sich gelassen hat. „Der Rückschluss von Flipper ist gleich Automat ist gleich Glücksspielautomat ist gleich Strizzi-Partie. Das ist etwas, wo das Flippern seit Jahren draußen ist.“ Schließlich gebe es immerhin Weltmeisterschaften und diverse Ligen, eine davon hat Stefan in Salzburg selbst organisiert, aktuell pausiert sie aber. Wer mit Stefan die Liga aus dem Dornröschenschlaf küssen möchte, schreibt uns eine Mail an info@fraeuleinflora.at und wir leiten alles weiter.
Das ganz persönliche Neverland im Keller
Liga ist in Salzburg zwar gerade nicht, was sich allerdings auch hier wie im Rest der Welt durchgesetzt hat, ist die Sammler-Sache. Viele Leute kaufen einen Flipper, stellen ihn in den Keller, schalten ihn ab und zu ein und spielen. Manche besitzen hunderte Maschinen, verstauen sie in ihren Lagern oder Lofts. Ein bisschen wie Michael Jacksons „Neverland“?, fragen wir. Stefan lacht.
Sammler, das seien vor allem Menschen, die mit dem Flippern groß geworden sind, eine Jugenderinnerung, sagt Stefan. Genauso wie bei ihm. „Das erste Mal geflippert habe ich an einem Jahrmarkt in Oberösterreich, da stand so ein Gerät und ich habe mir gedacht, wenn ich mal groß bin, will ich so etwas haben.“ Damals war er sechs Jahre, mit 18 teilte sich Stefan seinen ersten Flipper mit seinem Freund. Dass es wahre Liebe sein musste, bewies die Tatsache, dass die beiden das schwere Trumm in regelmäßigen Abständen von einem Jugendzimmer ins andere transportierten.
In der Aufstellung sind fast keine Flipper mehr zu finden, zu wartungsintensiv sind die Teile und die Erhaltung zahlt sich in vielen Fällen finanziell nicht mehr aus. Ab 2000 sind viele Geräte überhaupt verschwunden – oftmals in privaten Besitz. Gut für die Sammler*innen, die dahinscheidende Automaten für wenig Geld gekauft haben: „Eines der beliebtesten Geräte ist um das Jahr 2000 aus der Ausstellung verschwunden, das konnte man den Besitzern für ein paar Tausend Schillinge aus den Rippen leiern. Jetzt könntest du das Teil für bestimmt 7.000 Euro verkaufen.“ Flipper seien nämlich auch eine Wertanlage, wie alles, das Sammlerwert besitzt. „Den Automaten stellt man in den Keller, spielt ab und zu, wartet und verkauft ihn. Ich weiß allerdings nicht, wie lange diese Gewinnsteigerung noch anhält, die Hauptzielgruppe wird schließlich nicht jünger“, meint Stefan.
Ist der Flipper also ein verstaubtes Sammlerstück für die Keller von Mitvierziger*innen? Ganz und gar nicht. Die USA erlebt gerade eine regelrechte Flipper-Renaissance – in sogenannten Barcades. Die Mischung aus Bar und Arcades markieren das Ende der miefigen Spielhöhlen und zeigen, was die Zukunft bringen könnte: Chice, retrokultivierte Bars, in denen gepflegt geflippert werden kann. Bleibt nur zu hoffen, dass auch Salzburg irgendwie, irgendwann in den Genuss von Barcades kommen wird. Übrigens: Auch in Österreich gibt es nach wie vor einen Flipperverein, der auch Turniere organisiert und die Szene vernetzt. Das Internet hat die Vernetzung nach vorne getrieben – jetzt ist viel leichter, zu wissen, wer welche Geräte hat und auch der Austausch fällt leichter. Eine echt schöne Sache, wie wir finden.