10 Romane über Elternschaft

Wie wird das Thema Kinderkriegen und Kinderhaben in der Literatur aufgearbeitet? Diese Bücher zeigen: auf sehr unterschiedliche Weise.

Ratgeber für werdende Eltern gibt es Tausende, manche davon sind hilfreich, andere nicht. Aber wie sieht es mit Fiktion aus? Lassen sich spannende, traurige, berührende, zum Nachdenken anregende Romane finden über Mutterschaft und durchwachte Nächte, Schwangersein, diffuse Ängste und all die Fragen, die man hat? Aber ja. Wir haben 10 davon für euch zusammengestellt. Und das Gute daran: Sie sind fast alle von weiblichen Autorinnen. Weil die Stimmen von Frauen heute lauter erklingen als früher, weil sie endlich gehört werden, weil dem Muttersein – nach Jahrzehnten der Nabelbeschau männlicher Schreibender – Raum gegeben wird in der Literatur.

#1 Frank Rudkoffsky: Fake

Frank Rudkoffsky erzählt eine Geschichte, die aktueller nicht sein könnte: Es geht um Hatespeech und Trolle im Internet, um die Art, auf die wir uns virtuell gegenseitig fertigmachen, aber auch um Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, Karrierechancen und Frustpotenzial. Und fast wie nebenbei: ums Kinderhaben. Wie das ist, wenn ein Paar zu Eltern wird, beschreibt der Autor, selbst Vater zweier Töchter, derart anschaulich, dass man hinterher genau weiß, was einen erwartet (oder warum man eben keine Kinder will).

#2 Gertraud Klemm: Muttergehäuse

Dies ist ein Buch, das man lesen sollte, bevor man Mutter wird, das man aber erst verstehen kann, wenn man Mutter ist. Gertraud Klemm, eine von Österreichs bissigsten Autorinnen, hat einen unglaublich entlarvenden Blick – und das Talent, das, was dieser Blick erkennt, in Worte zu fassen. In diesem Roman zeigt sie, wie hart es ist, wenn man ein Kind will, dieses Kind aber nicht kommt. Wie die anderen alles besser wissen, wie man als Frau falsch ist, wenn man nicht Mutter werden kann. Lakonisch ist das Buch, bitter, sarkastisch, sehr klug – und sehr gut.

#3 Mieko Kawakami: Brüste und Eier

Ein vieldiskutiertes Buch, das in Japan für Furore gesorgt hat: Es widmet sich kompromisslos den Frauen und allem, womit sie zu kämpfen haben: dem Beginn des Frauwerdens, dem Wunsch, schön zu sein, der Frage, wie man sich positioniert, wenn es ums Kinderkriegen geht. Herrlich tabulos schreibt Kawakami von Menstruation und Brüsten, Schwangerschaft und Sexlosigkeit, alles ist sehr körperlich. Stellenweise ist es recht langatmig, was wohl daran liegt, dass wir wenig Zugang zur japanischen Kultur haben. Den Sexismus haben wir aber sehr wohl.

#4 Polly Rosenwaike: Look how happy I’m making you

Wenn man sich die deutsche Verlagswelt anschaut, denkt man unweigerlich: Wo sind sie, die weiblichen Stimmen, Themen und Protagonistinnen? Sie sind in diesem Erzählband von Polly Rosenwaike, den es bisher (und das ist bezeichnend) nur auf Englisch gibt. Ein ganzes Buch mit Kurzgeschichten über Frauen und Mütter! Radikal auf das Weibliche konzentriert. Männer sind Nebenfiguren. In allen 12 Geschichten geht es um das Thema Mutterschaft. Die Figuren dürfen sich ohne Schutzpanzer zeigen, mit all ihren Schwächen und Sehnsüchten. Großartig!

#5 Tanja Raich: Jesolo

Dies ist ein heftiges und vermutlich recht authentisches Buch über #regrettingmotherhood. Eine Frau, die eigentlich nicht zu ihrem Freund ziehen, die eigentlich kein Kind bekommen wollte, wird schwanger – und fügt sich seinen Vorstellungen und denen der Schwiegereltern. Wer schon einmal schwanger war, kann sich ganz bestimmt in vielem wiedererkennen. Wer nicht sicher ist, ob Kinderkriegen das Richtige wäre, findet hier vielleicht Denkanstöße. Für alle anderen Leser:innen ist es einfach eine interessante, intensive Geschichte.

#6 Elisa Albert: Ein Schnitt

Es war nur ein Schnitt, doch für Ari war es ein Einschnitt: Vor einem Jahr wurde ihr Sohn per Notkaiserschnitt aus ihr herausgeholt, und damit kommt sie nicht klar. Sie ist depressiv, mit ihrer Doktorarbeit geht nichts weiter, das Muttersein macht ihr zu schaffen. Dann zieht im Haus nebenan die hochschwangere Rocksängerin Mina ein, Ari findet eine Verbündete. Doch die Frage in Aris Doktorarbeit wie in ihrem Leben ist: Können Frauen wirklich Freundinnen sein? Derbe Sprache, harte Tabuthemen: Dieses Buch lässt niemanden kalt.

#7 Beate Rothmaier: Atmen, bis die Flut kommt

Die Schweizer Autorin schildert sehr eindrucksvoll eine ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung. Konrad war einst in Paule verliebt und hat sie überredet, das gemeinsame Kind zu bekommen. Aber sofort nach der Geburt ist Paule abgehauen, und Konrad blieb zurück mit der hilflosen Lio, mit der Ratlosigkeit, wann und wie man ein Baby versorgen muss, mit Geldsorgen und einer viel zu großen Verantwortung. Er hat sich gekümmert. Tag und Nacht. Und dann hat sich herausgestellt, dass Lio behindert ist.

#8 Brit Bennett: Die Mütter

Es geht um Verlust in diesem Roman, um eine alles verändernde Entscheidung, die vielleicht, wer kann das schon sagen, falsch war. Brit Bennett hat mit ihrem Debüt einen Überraschungserfolg gelandet, und das zu Recht. Es spielt keine Rolle, welche Hautfarbe Menschen haben, die Liebe ist dieselbe, das Verlassenwerden tut weh. Das erleben auch Luke und Nadia, die sich mit siebzehn ineinander verlieben – und in der engstirnigen Gemeinde für einen „Skandal“ sorgen. Sprachlich raffiniert, voller Sehnsucht und Wehmut.

#9 Gill Sims: Mami braucht ‘nen Drink

Ein bisserl leichtere Kost ist dieses „Tagebuch einer erschöpften Mutter“, das mit viel Augenzwinkern vom Alltag mit Kindern berichtet. Zwischen Schulzeug, Bildschirmzeit und Wäschebergen fragt die 39-jährige Ellen sich, wo sie selbst und ihre Bedürfnisse eigentlich bleiben – und ob sie jemals wieder etwas anderes sein wird als die für alles zuständige Mami. Mit den unterhaltsamen Anekdoten aus dem Familienleben war Gill Sims so erfolgreich, dass es bereits mehrere Bände dieser Serie gibt.

#10 Rachel Cusk: Lebenswerk

Kein Witz: Rachel Cusk gilt als „die meistgehasste Schriftstellerin Großbritanniens“– wegen ihres autobiografischen Romans über das Scheitern ihrer Ehe. Der Hass, mit dem sie überschüttet wurde, zeigt erneut, wie misogyn die Literaturkritik ist. Cusk hat sich nicht entmutigen lassen und erzählt in „Lebenswerk“ schonungslos und offen, wie es in Wahrheit ist, Mutter zu werden und zu sein. Ein Abgesang auf Freiheit, Schlaf und Zeit, eine Lektion in Demut, ein Beginn tiefster Liebe. Und das Wunder, tatsächlich einen lebenden Menschen erschaffen zu können.

(c) Gyöngyi Tasi

Mareike liest und schreibt.

Es ist so: Wir kennen keinen Menschen, der so viel liest wie Mareike. Wer uns nicht glaubt, kann auf Instagram nachschauen. Vielleicht ist das der Grund, warum sie so viel gelobt wird und so schöne Bücher schreibt. Weil wir die ersten beiden schon gelesen haben, warten wir jetzt gespannt auf Nummer 3. Daran wird schon gearbeitet, godbethank.

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