Wie hilft künstliche Intelligenz beim Entdecken von Krebs?

Wir lassen jetzt eine riesige Verschwörung auffliegen, haltet’s euch fest. In Grey’s Anatomy ist es meistens McDreamy, der das Gerät bedient, in dem gerade ein Körper durchleuchtet wird. Das stimmt so nicht, sagt Philipp Scherer. Und er muss es wissen, denn er arbeitet am Uniklinikum Salzburg als Radiologietechnologe. Das sind die Leute, die WIRKLICH die extrem teuren Geräte zur Diagnostik und Therapie bedienen. Was die KI damit zu tun hat und noch ganz viel mehr erzählt er uns.

Vom Regen mitten in die Strahlenbehandlung einer Brustkrebspatientin: So begann unser Treffen mit Philipp Scherer. Ein sehr großer, sehr sympathischer Mann und leitender Radiologietechnologe an der Universitätsklinik für Radiotherapie. Vor uns ein klassischer Arbeitsplatz in der Radiologietechnologie: Schreibtisch mit ganz vielen Bildschirmen. Darauf zu sehen sind verschiedene Daten, das Videobild einer Frau, die sich gerade im Nebenraum in einer radioonkologischen Behandlung befindet. Und sich bewegende Wellen über einer Fläche, die – wie wir dann ausmachen – die Überwachung der Patientin während der Strahlentherapie abbilden. Viel Technik, aber auch direkter Kontakt zu Menschen in herausfordernden Situationen, so könnte man den Job der Radiologietechnolog*innen in kurz zusammenfassen.

„Wir arbeiten fast ausschließlich mit onkologischen Patient*innen, da sind palliative Patient*innen dabei, da sind Kinder mit onkologischen Erkrankungen dabei.“

Mit welcher Krankheit habt ihr am meisten zu tun?

„Der Großteil unserer Patient*innen sind onkologische Patient*innen, das heißt, sie leiden an einer Krebserkrankung. Da haben wir das gesamte Spektrum, von einer kurativen [Anm. : einer kompletten Heilung] Behandlung, von inzwischen sehr vielen Krebsarten, die wir anbieten können bis hin zur palliativen Behandlung – zur Unterstützung von Patient*innen, die wir nicht mehr heilen, aber denen wir zum Beispiel in ihrer Schmerzsituation helfen können.“

Wie wird Künstliche Intelligenz in eurem Bereich eingesetzt?

Wir haben zwei Bereiche, in denen KI angewendet wird. Ein Bereich ist die Bestrahlungsplanung. Da zeichnen wir Strukturen in Computertomographie-Bilder. Das Einzeichnen dieser Strukturen ist ein sehr langwieriger Prozess, bei der uns die KI unterstützt.

Ein anderer Bereich, gerade aus der Diagnostik, ist, dass die diagnostischen Bilder von einer KI auch gescreened werden. Die künstliche Intelligenz kennzeichnet dann zum Beispiel im Schädel Areale, wo sie eine Blutung vermutet. Dann schaut man in diesen Bereichen genauer nach

 

Wo nimmt euch die KI noch viel Arbeit ab? 

Zum Beispiel im Bereich der Bestrahlungsplanung in Form einer „intelligenten Automatisierung“. Man kann sich das vorstellen wie eine Verbindung zwischen „normalen“ Computer-Programmen und einer Künstlichen Intelligenz. Die KI kriegt mehrere Infos und Zielvorgaben, anhand derer sie einen Bestrahlungsplan ausarbeitet. Das wäre normalerweise die Arbeit von Radiologietechnolog*innen. Die KI darf hier allerdings nichts alleine entscheiden, sondern klickt nur Kästchen an, die sonst wir anklicken müssten. 

Wie findest du den Einsatz von KI in der Radiologietechnologie? 

Ich finde es total spannend, damit zu arbeiten. Wenn man sich mehr damit beschäftigt, lernt man natürlich neben den Stärken auch die Schwächen kennen. Die KI wird zu einer zusätzlichen Kollegin, die manche Sachen schneller machen kann, als wir. Auf der anderen Seite stimmt mich die Entwicklung auch etwas nachdenklich. Gerade dann, wenn man auf Fortbildungen und Kongressen hört, dass Computerprogramme an sich besser sind darin, Entscheidungen zu fällen. Wenn sie klar vorgegebene Ziele haben, können sie vielschichtige Probleme besser analysieren, als wir Menschen. Allerdings bleiben viele ethische Aspekte  und der direkte Kontakt mit den Menschen außen vor. Und der Patient*innenkontakt, das Gespräch mit ihnen, ist ein großer Teil unserer Arbeit. Es bleiben einfach gewisse Fragezeichen, zum Beispiel wie man die KI gut integriert, wie es mit der Ethik aussieht und wie man eine gewisse Kontrolle über unsere „neue Kollegin“ behält.

Andere Frage: Gibt es wirklich Menschen, die sich Glühbirnen in den Körper schieben? Oder ist das eine Erfindung von Hollywood?

Bei uns in der Strahlentherapie ist das nicht unser täglich Brot, aber die Kolleg*innen in der Diagnostik haben schon interessante Geschichten von Dingen, die sich an Orten befinden, wo sie irgendwie nicht hingehören. Das ist keine Erfindung der Filmbranche. Das einzig Falsche ist, dass die Ärzt*innen selbst das Gerät bedienen, das ist die große Erfindung von Grey’s Anatomy und Co. Dabei wird genau die Berufsgruppe ausgeklammert, die die Geräte eigentlich bedient.

Erzähl uns doch bitte etwas über diesen Beruf, der hier verschwiegen wird.

Der Radiologietechnologe ist ein Beruf, der nicht wirklich bekannt ist. Die ärztlichen Berufe um uns herum kennt man eher, wie zum Beispiel den Radiologen/die Radiologin. Dass es da aber eigentlich einen anderen Beruf gibt, der die Bilder macht, der die Geräte bedient, der mit den Patient*innen arbeitet, wird sehr oft nicht gesehen. Beziehungsweise auch in der Nuklearmedizin oder Strahlentherapie, wo wir Radiologietechnolog*innen ebenfalls arbeiten. Wir stehen dabei immer direkt bei den Patienten und sind quasi Gatekeeper zwischen Patient*in und Technik. Wir sehen auf der einen Seite die Bedürfnisse des Patient*innen und versuchen dann unter Anwendung der Technik, die bestmöglichen diagnostischen Bilder oder Untersuchungen bzw. Therapien zu ermöglichen. Die Therapievorgabe kommt von den Ärzt*innen.

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Ist euer Beruf anstrengend?

Ja, er ist schon anstrengend, ähnlich wie in der Pflege. Wir lagern auch Patient*innen, wir bewegen also Patient*innen. Bei uns findet die Patientenlagerung recht hoch statt, auf 1,25 Meter Höhe. Wenn jemand eher klein ist, ist das ein Arbeiten auf Schulterhöhe. 

Ein herausfordernder Aspekt ist manchmal auch der Anspruch auf einen effizienten Betrieb der Geräte, um möglichst vielen Patienten den zeitgerechten Zugang zu Untersuchungen/Therapien gewährleisten zu können; das kann immer wieder zu einem quasi „durchgetakteten“ Arbeitstag führen.

Der Großteil der Anstrengung kommt aber sicher aus dem psychologischen Bereich. Wir arbeiten fast ausschließlich mit onkologischen Patient*innen, da sind palliative Patient*innen dabei, da sind Kinder mit onkologischen Erkrankungen dabei. Alles das wirkt auf uns. Unser Vorteil hier ist, dass wir als Team sehr eng zusammenarbeiten, wo man dann belastende Situationen direkt gleich besprechen und neben der normalen Arbeit gleich in die Verarbeitung gehen kann. Da ist eine gewisse Resilienz gefordert. Andererseits ist der Patient*innenkontakt auch sehr lohnend. Das hilft viel.

Ihr wollt euch ganz in Ruhe durch die Jobs im Uniklinikum Salzburg klicken? Dann schaut auf das Bewerbungsportal.

Wer wird diese Arbeit gern machen? 

Wir haben den Vorteil eines breiten Berufsbildes. Wer gern technisch arbeitet, kann zum Beispiel anderen lernen, mit den Geräten zu arbeiten oder auch in die Forschung gehen. Man hat viele Möglichkeiten, auch abseits von Patient*innen zu arbeiten. Mit Fokus auf Strahlentherapie ist es sicher jemand, der sehr gern mit Technik, aber auch sehr gern mit Menschen arbeitet, die in einer herausfordernden Situation sind. Da sind eine gewisse Resilienz und Fingerspitzengefühl gefragt, man muss es auch schaffen, aus den Gesprächen Energie für sich zu ziehen. Man muss ein Teamplayer sein, weil man mit ganz vielen anderen Menschen zusammenarbeitet.

Was noch gesagt werden muss: 

Radiologietechnologie ist Teil der Berufsgruppe MTD, also der Medizinisch Technischen Dienste. Dazu gehören auch die Biomedizinischen Analytiker*innen, Diätolog*innen, Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Orthoptist*innen und die Physiotherapeut*innen. Haben wir auch nicht gewusst. Übrigens: In vielen dieser Berufsgruppen wird ganz viel Nachwuchs gesucht, falls also jemand gern abseits der bekannten Bereiche im Gesundheitswesen (Arzt und Pflege) arbeiten möchte, schaut’s euch das an, es lohnt sich.

Arbeiten in den Salzburger Landeskliniken

Für euch nichts? Macht nix. Denn: Auch wenn wir noch nie so wirklich darüber nachgedacht haben: Die Salzburger Landeskliniken bestehen nicht nur aus Ärzten, Ärztinnen und Pfleger*innen. Knapp 6.500 Personen arbeiten daran, dass wir im Fall der Fälle behandelt werden – alle auf ihre ganz eigene Art. Da gibt’s die IT, in der man über die Versorgungssicherheit nachdenkt. Da gibt’s die Reinigungskräfte, die schauen, dass alles so sauber ist, wie es sein muss. Da gibt’s die Neonatologie, auf der schon Kinder mit einem Geburtsgewicht von 350 Gramm auf die Welt gekommen sind. Wir schauen uns einige dieser Berufe an und stellen Fragen.

Übrigens: Die Salzburger Landeskliniken haben fünf Standorte, das Uniklinikum Salzburg Campus LKH und Campus CDK sowie die Landeskliniken Tamsweg, Hallein und St. Veit. Wegen dem Arbeitsweg warad’s gwesen. Madgalena und den Köchinnen und Köchen begegnet ihr allerdings nur in der Stadt Salzburg. Sie hat sich dazu entschieden, Menschen gutes (und gesundes) Essen zu servieren. Wenn euch diese Arbeit gar nicht interessiert, seid ihr vielleicht in der Küche falsch, aber woanders goldrichtig. Wo? Das finden wir in den nächsten Wochen heraus.  

Schleichwerbung, nein danke!

Wir nehmen für unsere redaktionelle Berichterstattung niemals Geld an. Werbung gibt es beim Fräulein, aber selten. Wenn wir Werbung machen, steht das außerdem ganz klar im Titel und nicht irgendwo versteckt – deswegen ist es uns wichtig, dass ihr wisst: Dieser Artikel ist in schöner Zusammenarbeit mit den Salzburger Landeskliniken entstanden. Danke, dass ihr euch so viel Mühe gebt!

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