Ungewöhnliche Berufe: Caterina ist Freie Rednerin

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Und was machst du so?

In dieser Rubrik stellen wir euch Jobs vor, die im Alltag oft unsichtbar bleiben. Caterina ist Freie Rednerin und erzählt Geschichten bei Trauerfeiern, Trauungen und Kinder-Willkommensfesten.

Titelfoto: Freie Rednerin Caterina

Wenn jemand geboren wird, heiraten will oder stirbt, ging man früher in die Kirche. Dort gab’s Gebet und ein paar Ermahnung Richtung Himmel oder Hölle, danach Essen und wahlweise Tanz oder Trauer. Die Reden in der Kirche wurden vom Pfarrer höchstpersönlich geschwungen – und in vielen Fällen waren sie … unangenehm. In den letzten Jahren hat sich ein Beruf entwickelt, der diesen Festen mehr Würde einhauchen möchte: der Beruf der Freien Redner*innen. Caterina ist so eine Freie Rednerin und erzählt uns von ihrem Arbeitsalltag.

Fast alle von Caterinas Trauungen finden außerhalb der Stadt Salzburg statt, viele in den Pongauer oder Pinzgauer Bergen oder zwischen Weinreben in der Steiermark. Bei Freien Trauungen ist man komplett flexibel, was die Location betrifft.

Caterina, wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Freie Redner*innen sprechen auf Kinder-Willkommensfesten, auf Trauungen und auf Trauerfeiern. Sie tauchen tief in die Liebes- und Lebensgeschichten über die Person oder die Personen. An einem Tag heiße ich Kinder in der Welt willkommen, am nächsten spreche ich bei einer Trauerfeier über das Leben eines Verstorbenen. Am öftesten werde ich bis jetzt für Trauungen angefragt, da steht das Paar im Mittelpunkt. Bei diesen Ereignissen bleibt es aber nicht, ich habe zum Beispiel auch schon bei einer Erneuerung eines Eheversprechens gesprochen und an einem 90. Geburtstag – über das Leben des Jubilars.

Das klingt nach viel Nähe in emotionalen Situationen. Wie bereitet man sich darauf vor? Muss man da so etwas wie Psychologie studieren?

Mein Beruf ist ein offener, das bedeutet, dass wir keine Gewerbeprüfung absolvieren müssen. Wenn du willst, kannst du morgen als Freie Rednerin anfangen. Für mich war es aber wichtig, eine fundierte Ausbildung zu haben, die beste, die ich für mich finden konnte. Einfach, um so professionell wie möglich zu sein. Meine Arbeit findet zu wichtigen Lebensereignissen von Menschen statt und dabei habe ich nur einen Versuch. Wenn ich den versaue, kriege ich keine zweite Chance mehr. Das ist meine Motivation, jedes Mal mein Bestes zu geben.

re: (c) Eisner Photography; li: (c) Spors Fotografie

Kinder-Willkommensfest vs. Trauerfeiern, das sind ja sehr unterschiedliche Situationen. Wie recherchierst du für deine Reden?

Die beiden Feste haben eines gemeinsam: Man spricht mit den Angehörigen und nicht mit den Menschen im Mittelpunkt. Kinder-Willkommensfeiern finden in den meisten Fällen in einem sehr kleinen Rahmen statt, oft im eigenen Wohnzimmer und im kleinsten Familienkreis. Da konzentriere ich mich auf den Kern – das Kind, die Familie und die Patenernennung, weil sowieso nur die engste Familie da ist – und die kennen das Leben der Eltern und des Kindes. Bei Trauerfeiern ist das was anderes.

Wie schaut es bei Trauerfeiern aus? Da hat man auch nicht so viel Zeit, um an Informationen zu kommen, oder?

Bei Trauerfeiern muss es schnell gehen und echtes Fingerspitzengefühl ist gefragt. Man darf nicht vergessen, dass nicht alle Verstorbenen ein langes und erfülltes Leben hatten. Bei der Vorbereitung für Trauerfeiern komme ich zu den Angehörigen nach Hause. Ich nehme mir ausreichend Zeit, um mir das Zuhause zeigen zu lassen, Fotobücher anzuschauen. Ich muss alle meine Sinne einschalten, um hier so viel Eindrücke wie möglich zu sammeln. Trauerfeiern sind mein Herzstück – und auch der Grund, warum ich überhaupt erst Freie Rednerin geworden bin.

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Achso? Wieso das? Wie bist du zu dem Beruf gekommen?

Ich war lange Zeit in der Wirtschaft tätig, habe was „Vernünftiges“ gelernt und das auch viele Jahre in den unterschiedlichsten Positionen ausgeübt. Dann war ich irgendwann auf einem Begräbnis eines Angehörigen. Eine Beerdigung sollte eigentlich bei der Trauer helfen, diese war aber leider kein schöner Abschied, ganz im Gegenteil: Sie hat den Abschied noch schwerer gemacht, fast unangenehm. Da habe ich mir gedacht: Das muss doch auch anders gehen. Und nach einiger Zeit habe ich den Schritt in die Branche geschafft.

Wer fragt dein Angebot am meisten nach?

Die meisten Reden halte ich bei Trauungen. Ich habe mal einige Zahlen rausgesucht: Für die Hochzeitssaison 2022 hatte ich 153 Anfragen, für 2023 bereits 127 Anfragen. Ich kann leider nicht alle Anfragen annehmen – geheiratet wird schließlich meistens am Wochenende. Trauerfeiern und Kinder-Willkommensfeste werden immer mehr. Aber Hochzeiten sind mit Sicherheit die Nummer 1.

(c) Barbara Weber Photography

So viele Anfragen für Hochzeiten, so wenig Zeit. Apropos Zeit: Wie lange dauert die Vorbereitung für eine Hochzeit?

Ich begleite meine Paare ein Stück auf ihrem Weg – der Weg kann länger oder kürzer sein. Manche lerne ich ein Jahr vor dem großen Tag kennen, dann wissen wir schon viel voneinander. Es ist aber schon auch so, dass die Paare in den meisten Fällen nicht wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie mit mir zusammenarbeiten. Eine würdige Rede erfordert viel Intimität – und ein Traugespräch, also ein Vorbereitungsgespräch, dauert bei mir schon mal drei bis vier Stunden. Ich will alles wissen: Wer hat den ersten Kuss initiiert, wie ist der Alltag, wie hat das Zusammenziehen funktioniert, welche Rituale zeigen der Braut, dass der Bräutigam sie liebt, solche Sachen. Ich kratze nicht an der Oberfläche und dafür muss das Paar auch viel Nähe zulassen.

Wie kriegt man Leute dazu, in so kurzer Zeit so viele intime Sachen auszuplaudern?

Es klingt blöd, aber die Chemie muss stimmen. Bevor wir entscheiden, miteinander zu arbeiten, gibt’s ein unverbindliches und kostenloses Kennenlerngespräch – persönlich oder per Video-Call. Ich bereite die Paare darauf vor, was alles kommen wird – und gebe ihnen dann bis zu sieben Tage Bedenkzeit. Damit sie drüber schlafen können. Erst, wenn sie dann einverstanden sind, beginnen wir die gemeinsame Arbeit. In dem Prozess erfahre ich extrem viel über die Paare, viel mehr, als ich dann bei der Trauung sage. Die Paare bringen mir sehr viel Vertrauen entgegen. Dessen muss man sich bewusst sein.

Es werden laufend neue Freie Redner*innen ausgebildet und nachgefragt? Kann das daran liegen, dass immer mehr Menschen der Kirche den Rücken zudrehen?

Ich selber bin auch als Religionspädagogin tätig. Das heißt, ich habe meinen Glauben und kann auch Paaren anbieten, zum Beispiel ein Gebet zu sprechen. 90 Prozent der Leute, mit denen ich arbeite, lehnen das ab. Ich würde also schon sagen, dass die meisten meiner Kund*innen gegen eine kirchliche Trauung sind. Wir haben aber auch die Möglichkeit, dass wir eine Kombi aus z. B.  Freie Trauung oder Kinderwillkommensfest und Taufe machen. Dann ist mein Part vor oder nach der Taufe. Wichtig ist für mich einfach, dass die Feste so gestaltet werden, dass sich die Leute wohlfühlen. Ein Gebet nur zu sprechen, weil sich die Oma das wünscht, macht niemanden glücklich.

Kann man von dem Job leben? Wieviel kosten deine Dienste?

Kommt immer darauf an: Bei Willkommensfesten befinde ich mich in der Aufbauarbeit – da kann man mit ca. 400 bis 700 Euro rechnen. Bei Trauungen startet das Angebot bei ca. 1.000 Euro und bei Trauerfeiern befinden wir uns bei ca. 300 bis 600 Euro.

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