„Hoffentlich kommen wir mit unserer Burschenschaft nicht ins Straflager“

Stefanie Sargnagel im Interview

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Wer am 26. April Stefanie Sargnagels Lesung in der ARGE besucht hat, fand sich unter Kleinstadthipstern wieder. Wir haben den Social Media Star vorher persönlich getroffen und über Schwarzhumor, Hofer und Hatepostings gesprochen.

Welches Konzept steckt hinter der Kunstfigur Stefanie Sargnagel?

Ich bin einfach eine Social Media Persönlichkeit. Dazu gibt es noch keine konkrete Zuordnung. Ich habe kein großes Konzept hinter dem was ich mach. Erst jetzt, wo ich merke, dass ich eine große Öffentlichkeit bekomme, überlege ich mir ein bisschen mehr, was ich erreichen will. Eigentlich mach ich aber am liebsten Witze im Internet. Das war ursprünglich nie für ein breites Publikum gedacht. Es ist langsam gewachsen. Eine Kunstfigur ist es eher jetzt, wo ich mittlerweile gewisse Informationen vorenthalte, weil ich nun viel mehr Projektionsfläche bin. Früher haben mich nur Leute gelesen, die mich im echten Leben kennen und schon gecheckt haben, was übertrieben ist und was nicht.

Hat dich das größere öffentliche Interesse beeinflusst in dem, was du schreibst?

Manche Sachen poste ich nicht mehr, weil ich glaube, dass die Leute das nicht verstehen. So zum Beispiel das depressive Übertreiben. Da schreiben mir wildfremde Leute „Hey, wenn du was brauchst…“. Sowas poste ich dann weniger. Auch über Familie und Freunde. Die Hater mag ich aber eigentlich. Ich reib mich gern an denen auf. Gestern {Am Tag nach der BP-Wahl, Anm. d. Red.} beispielsweise hab ich geschrieben, dass man das Wahlrecht für Männer abschaffen sollte und da sind die Leute komplett ausgeflippt. Jetzt hab ich ja diese Burschenschaft mit Freundinnen gegründet. Gerade haben wir unsere Forderungen veröffentlicht.

Stefanie Sargnagel in Salzburg

„Wenn Männer mit einem schlafen und man keinen Orgasmus hat, darf man sie für sexuelle Nötigung anzeigen und es droht ihnen, eine Hode amputiert zu bekommen als Strafe. Solchen Sachen halt. Eh recht moderat.“

Welche Forderungen hat eure Burschenschaft?

Das Wahlrecht für Männer auf Bezirksebene zu reduzieren, Abtreibungen ab 20 € und ab der dritten gratis. Wenn Männer mit einem schlafen und man keinen Orgasmus hat, darf man sie für sexuelle Nötigung anzeigen und es droht ihnen, eine Hode amputiert zu bekommen als Strafe. Solchen Sachen halt. Eh recht moderat.

Das ist ja schon provokant.

Das Provokante fällt mir überhaupt erst jetzt auf, weil ich früher für ein Publikum geschrieben hatte, das das alles verstanden hatte. Jetzt gibt es Leute, die da voll drauf einkippen. Eigentlich macht es mir aber Spaß zu provozieren.

Wirst du manchmal auf der Straße angesprochen?

Schon manchmal, aber nicht so extrem oft. Ich hab das Gefühl, dass es eine gewisse Indie-Sache ist. Massentauglich ist es nicht. Leute, die sich an mir stoßen gibt es auch erst, seit mehr Öffentlichkeit da ist. Ich glaube, Mainstream-Leute packen mich eh nicht so richtig. Ich frag mich immer, was die Leute jetzt so aufreibt.

Welche Leute kommen denn in deine Lesungen?

Ich würde sagen Leute, die einen schwarzen Humor haben. Es wird aber immer gemischter. Leute, die sich nicht so schnell abgestoßen fühlen wenn´s ein bisschen dreckiger wird. Linke, Hipster, Studenten und so. In den letzten Lesungen waren extrem viele junge Frauen.

Siehst du dich als Vorbild für Mädchen?

Ja voll. Ich denke, es ist immer gut, wenn Frauen öffentlichen Raum einnehmen. Wenn Frauen vor allem im Humoristischen präsent sind, sonst eher Männerdomäne, haben sie eine Vorbildwirkung.

Stefanie Sargnagel im Interview

„Wir hoffen halt, dass wir mit unserer Burschenschaft jetzt nicht ins Straflager kommen, wenn der Hofer Bundespräsident wird.“

Was sagst du zum Wahlergebnis vom Sonntag {1. Wahldurchgang BP-Wahl, Anm. d. Red.}?

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Wir hoffen halt, dass wir mit unserer Burschenschaft jetzt nicht ins Straflager kommen, falls der Hofer Bundespräsident wird.

Versteht man in Deutschland den Wiener Humor, wenn du auf Lesungen im Nachbarland bist?

In Berlin zum Beispiel gehen meine Lesungen sogar besser als in Wien. Weil es da viel mehr prekäre Hipster gibt als in Wien. Wenn mich aber Journalisten rezensieren hab ich manchmal das Gefühl, die Deutschen checken´s nicht so richtig. Bei der regionalen Presse wird oft negativ zurückgeschrieben. Das ist schon wieder so komisch, dass es irgendwie witzig ist. Es klingt, als wäre meine Oma dagewesen.

Man sagt, dein Instagram- Kanal ist betont schiach und das in einer Welt, die ganz auf Perfektion getrimmt ist.

Ich hab meinen Instagram- Kanal tatsächlich ganz normal betrieben. Dann kam ein Artikel raus und da stand, ich mach voll absichtlich anti-gegen-alles Fotos. Dabei ist meine Kamera eigentlich nur schlecht. Bei den Texten ist das schon eher gewollt. Das gilt generell für tragisch-schwarzen Humor. Witze über das eigene Scheitern zu machen ist eh verbreitet.

Kann man die Kunstfigur Sargnagel von der realen Person trennen?

Darüber mach ich mir nicht zu viele Gedanken. Ich hab das Gefühl, dass das Humoristische, die parodistische Version von mir selbst Abstand schafft.

Du kriegst also kein Identitätsproblem, wo die Kunstfigur anfängt und die reale Person aufhört?

Nein. Aber das habe ich mich auch schon selbst gefragt.

Stefanie Sargnagels zweites Buch „Fitness“ ist kürzlich bei Redelsteiner Dahimène Edition (rde) erschienen.

Neugierig? Hier ein paar Werke von Stefanie Sargnagel

  • Offizielle Webseite
  • „Wie Deutschland sucht den Superstar für Streber“: Stefanie Sargnagel beim Bachmannpreis
  • Arbeiten im Callcenter

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