Pop ist tot: Thomas Mulitzers neuer Roman ist eine Liebeserklärung an den Punk

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Pop ist tot. Punk ist für immer.

Der Salzburger Musiker und Autor Thomas Mulitzer hat seinen zweiten Roman herausgebracht. Wir haben ihn zum Interview getroffen und mit ihm über Punk, Kommerz und sein neues Buch gesprochen.

Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung! Wie kam es zu der Idee, diesen Roman zu schreiben?

Ich habe 2017 meinen ersten Roman „Tau“ fertig geschrieben und war dann noch sehr stark in dieser Thomas-Bernhard-Sprachwelt drinnen. Also wollte ich etwas ganz anderes machen. Bei mir ist es so, dass ich immer wieder Bücher und Geschichten anfange, ohne sie dann zu Ende zu schreiben. In diesem Fall war es eine Story über eine Punkband, die auf Tour geht. Ich habe also begonnen, am Manuskript zu arbeiten und habe dann die ersten 30 Seiten für das „Startstipendium für Literatur“ eingereicht. Und weil ich das Stipendium tatsächlich bekommen habe, habe ich das Buch dann fast fertig schreiben müssen. (lacht)

Wie geht es dir jetzt mit dem fertigen Roman?

Ich bin recht zufrieden. Es ist nie leicht, ein Romanprojekt abzuschließen, aber irgendwann muss man zu einem Ende kommen und das Buch in die Welt hinaus schicken. Dann darf es auch kein Zweifeln mehr geben. Die ersten Rückmeldungen waren durchwegs positiv, was mich natürlich sehr freut. Im Idealfall hat man ein gutes Gefühl, unabhängig von Rezensionen und Meinungen, ob positiven oder negativen.

Man soll ja das Werk nicht mit dem Autor verwechseln, in diesem Fall liegt der Vergleich aber schon alleine deshalb nahe, weil du wie der Protagonist Sänger einer Punkband bist …

Die Figuren sind alle älter als ich, und zwar ganz bewusst, um eine Distanz zu schaffen zwischen mir und dem Buch. Aber klar, ich spiele in einer Band, ich schreibe über eine Band, da fließt schon Biographisches ein. Ich habe aber auch mit vielen anderen Musikern gesprochen und ihre Erzählungen verarbeitet.

Hast du von Turbobier-Sänger Marco Pogo schon einen Anruf erhalten?

(lacht) Nein, noch nicht. Im Buch kommt ja eine Band namens Superschnaps vor. Da könnte manch ein Leser vielleicht meinen, dass es sich um Turbobier handelt. An dieser Stelle muss ich festhalten: Nichts gegen Turbobier. Ich habe ihr Konzept adaptiert und auf die Spitze getrieben, die Band fiktionalisiert und überzeichnet. Dafür dürfen sie dann in der Verfilmung des Romans als Superschnaps mitspielen.

Aber die Darstellung einer Punkband, die hinter den Kulissen ganz anders ist, als sie sich auf der Bühne gibt … das steht doch für etwas?

Da geht es um Authentizität und den Verlust davon. Und das betrifft nicht nur Superschnaps, sondern auch Pop ist tot. Als Musiker hat man es nicht leicht, in „Pop ist tot“ heißt es zum Beispiel: „Die Musikindustrie ist das Schlachthaus unter den künstlerischen Ponyhöfen.“ Und wenn man als Band kommerziell erfolgreich sein möchte, kommt man manchmal nicht umhin, sich anzupassen oder Wege zu beschreiten, die man als Jugendlicher vielleicht verachtet hat.

Dabei denkt man natürlich auch gleich an Bands wie Green Day oder The Offspring, die längst auf Ö3 laufen. Müsste der Titel des Romans nicht eigentlich lauten: Punk ist tot?

Das hat man ja damals schon über die Sex Pistols gesagt, dass sie Kommerz sind. Dieser Vorwurf, dass Punk tot ist, der ist schon so alt wie Punk selbst. Deshalb habe ich bewusst gesagt: „Pop ist tot“ und „Punk für immer”. Dieses Rohe, Einfache und Kraftvolle am Punkrock ist schon etwas, das die Zeiten überdauert.

Kann man sich vielleicht darauf einigen, dass Punk eher eine Lebenseinstellung ist, die man vielleicht auch in anderen Musikrichtungen findet?

Auf alle Fälle. Da geht es für mich gar nicht um verzerrte Gitarren oder einen schnellen Drumbeat, sondern vielmehr um die Einstellung. DIY – sich etwas trauen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Insofern sind viele Hip-Hop-Artists heute mehr Punk als so manche Bands, die immer noch den gleichen Sound machen wie vor 30 Jahren.

Hörst du selbst noch viel Punk? 

Ich höre immer noch Punk.Vielleicht nicht mehr dieselben Bands wie früher, aber es gibt auch immer wieder neue Künstler und Künstlerinnen, die coole Musik in diese Richtung machen.

„Pop ist tot“ von Thomas Mulitzer ist erschienen im Verlag Kremayr & Scheriau.

Zum Beispiel deutschsprachige Bands wie Pascow, Akne Kid Joe oder Pisse. Das Linzer Label Sbäm Records, auf dem auch meine Band Glue Crew ein Zuhause gefunden hat, bringt auch Alben vieler österreichischen Bands raus wie Hurricane Season oder The Rumperts. Was ich an Punk neben den ehrlichen Lyrics am meisten schätze ist dieses Energiegeladene und Kraftvolle, das man in anderen Musikrichtungen eher selten findet.

Es gibt den Musiker Tom Mulitzer und den Schriftsteller Thomas Mulitzer. Wie geht es dir mit diesem Doppelleben?

Am wohlsten fühle ich mich auf der Bühne als Musiker mit der Band oder solo. Das Schreiben an sich taugt mir auch sehr, ansonsten habe ich mit der Literaturbranche eher nicht so viel am Hut. Ich behaupte von mir eigentlich nicht, Schriftsteller oder Musiker zu sein, sondern sage lieber, dass ich Musik mache und Bücher schreibe. Ich will mich da gar nicht so festlegen und finde es gut, dass ich mich in mehreren Bereichen austoben kann.

Und dann gibt es ja auch noch den Brotjob in einer Werbeagentur …

Ja genau. Das finde ich auch ganz angenehm. Wenn ich nur schreiben oder Musik machen würde, hätte ich einen wahnsinnigen Druck, erfolgreich sein zu müssen. So habe ich nicht den Zwang, dass die Dinge, die ich mache, unbedingt kommerziell verwertbar sein müssen.

Wie geht es jetzt bei dir weiter?

Aktuell schreibe ich wieder vermehrt Songs. Ich habe auch ein Soloalbum angefangen und schon einige Tracks aufgenommen. Vielleicht werde ich auch ein Buch übersetzen. Für einen neuen Roman habe ich schon einige Ideen, genieße aber noch die Zeit ohne Buchprojekt, bis ich mich wieder in diesen Wahnsinn stürze.

Was sind die nächsten Termine, an denen man dich sehen kann?

Die erste Präsentation von „Pop ist tot“ ist am 10. September in der Academy Bar in Salzburg. Da werden wir mit der Glue Crew ein Konzert spielen und dazwischen gibt es Leseblöcke und ein moderiertes Autorengespräch. Am 16. September bin ich mit dem Buch im Polkadot in Wien  und am 30. September in der kultur:plattform in St. Johann im Pongau. Im Jänner 2022 werde ich auch im Literaturhaus Salzburg lesen.

Frage zum Abschluss: Wenn dein neuer Roman Pop ist tot eine Musikrichtung wäre, dann wäre das …

Wenn mein Roman ein Genre wäre, wäre er vermutlich nicht klassischer Punk, sondern eher so Pop-Punk (lacht) … aber nicht überproduziert, sondern mit Ecken und Kanten.


Titelfoto: PunktFormStrich

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