Klettersteige liegen nach wie vor im Trend. Kein Wunder, denn seit einigen Jahren entstehen immer spektakuläre Routen, auf denen mutige Bergsteiger*innen sich in schwindelerregende Höhen hanteln. Wir haben die schönsten Einsteiger-Klettersteige rund um Salzburg getestet und wertvolle Tipps für euch gesammelt.
Klettersteig, was ist das eigentlich?
Wie die Bezeichnung Klettersteig oder Via Ferrata erahnen lässt, handelt es sich beim Klettersteig um eine Mischung aus Bergsteigen und Klettern. Im Gegensatz zum Sportklettern hängt man hier nicht an einem Seil vertikal in der Wand, sondern kraxelt an einem durchlaufenden Stahlseil über Felsen, Leitern und Seilbrücken. Das bedeutet allerdings nicht, dass man am Klettersteig ohne Technik und Kraft auskommt. Gerade weil die Routen immer herausfordernder werden, solltet ihr es unbedingt langsam angehen und euer Niveau Schritt für Schritt steigern. Außerdem raten wir euch, vor dem ersten Klettersteig einen Einsteigerkurs bei den Naturfreunden oder beim Alpenverein zu besuchen.
Was braucht man zum Klettersteigen?
Die Grundausrüstung für den Klettersteig besteht aus Helm, Klettergurt, Klettersteigset und Handschuhen. Eine komplette Ausrüstung kostet im Fachhandel zwischen 150 und 200 Euro. Wem das für den Anfang zu teuer ist, der kann sich etwa bei den Naturfreunden die Ausrüstung günstig ausleihen. In den Rucksack gehört außerdem ein Erste-Hilfe-Paket und ein Handy für den Notfall. Habt ihr? Dann seid ihr bereit für die Planung eurer ersten Tour.
Tourenvorbereitung: Das A und O
Wer noch nie auf einem Klettersteig unterwegs war, sollte es erst einmal langsam angehen und sich von Tour zu Tour steigern. Im Internet findet ihr für jeden Klettersteig sogenannte “Topos”, in denen die Daten und Fakten zum Steig genau eingezeichnet sind. Bei den Schwierigkeitsgraden unterscheidet man zwischen A (leicht) bis G (extrem schwierig). Als Einsteiger seid ihr auf Routen mit vielen A, B und einigen wenigen C Stellen gut aufgehoben. Unbedingt beachten solltet ihr die Länge des Steigs. Denn auch wenn ein Klettersteig nur wenige wirklich schwierige Stellen enthält: Nach zwei Stunden am Felsen können auch einfache Passagen zum echten Kraftakt werden. Achtung: Im Gegensatz zum Sportklettern in der Halle ist am Klettersteig jeder Sturz ein Unfall mit zum Teil schweren Verletzungen. Das Sicherungsset ist nur für den absoluten Notfall gedacht.
Die City Wall
Darauf darf man als Salzburger*in schon ein bisschen stolz sein. Während andere hunderte Kilometer fahren müssen, haben wir mit der City Wall einen Klettersteig mitten in der Stadt. Noch dazu einen, der sich ideal für Einsteiger eignet. Der Zustieg zur City Wall befindet sich in der Glockengasse, neben dem Zugang zur Tiefgarage. Von dort geht es fast senkrecht in 10 bis 20 Minuten auf den Kapuzinerberg. Oben angekommen belohnt euch ein herrlicher Blick über die Neustadt. Allen Einsteigern empfehlen wir die einfache Aqua Salza Variante (A/B) oder die Salewa Route mit einigen C-Stellen. Dabei könnt ihr abtesten, wie es euch in Sachen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit geht. Habt ihr die City Wall genossen? Dann seid ihr bereit für den nächsten Steig! Add-on: Zwischen 1. März und 30. Juni haben die Kletterer den Nachrang, dann ist der Klettersteig wegen der Brutvögel gesperrt.
Topo zum Download (Naturfreunde)
Der Katrin Klettersteig
Wer die City Wall gemeistert hat, darf sich guten Gewissens der nächsten Herausforderung stellen. Wir empfehlen als erste Steigerungsstufe den Katrin Klettersteig. Der befindet sich am Hausberg von Bad Ischl und ist der ideale Höhepunkt einer gemütlichen Bergwanderung. Gehfaule Kletterer fahren dagegen einfach mit der Gondel nach oben und gehen dann ca. 20 Minuten bis zum Ausgangspunkt des Klettersteiges. Der Steig führt dann bei traumhaftem Ausblick auf die Seen des Salzkammerguts einen Kamm entlang Richtung Gipfelkreuz. Wer mit der City Wall gut zurechtgekommen ist, der wird auch hier keine Probleme haben und darf schön langsam von höheren Weihen träumen.
Katrin Klettersteig Topo zum Download (Bergsteigen.com)
Folgt ihr uns schon auf Instagram? Da gibt es täglich schöne Sachen aus Salzburg, coole (Berg)touren-Berichte oder Lustiges aus der Redaktion.
Die Zahme und die Weiße Gams
In etwa 45 Minuten gelangt man von Salzburg aus mit dem Auto nach Weißbach bei Lofer. Hier gibt es insgesamt drei Klettersteige unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Für absolute Beginner eignet sich die Zahme Gams. Wenn ihr bereits City Wall und Katrin hinter euch habt, dürft ihr euch aber auch an die Weiße Gams wagen. Die hat es an manchen Stellen ganz schön in sich und wird euer Oaschwasserl ordentlich zum kochen bringen. Rein theoretisch gäbe es dann noch die Wilde Gams, die ihr als Einsteiger aber besser den Profis überlasst.
Zahme Gams Topo zum Download (Bergsteigen.com)
Weiße Gams Topo zum Download (Bergsteigen.com)
Die Drachenwand
Einer der schönsten Klettersteige überhaupt ist jener, der in schwindelerregenden Höhen über dem Mondsee auf die Drachenwand führt. Auf steilen Wänden und über wackelnde Hängebrücken klettert man 400 Höhenmeter nach oben, während es unter den eigenen Füßen so gut wie immer meterweit nach unten geht. Ausgesetzter kann man im Salzkammergut fast gar nicht unterwegs sein! Neben zitternden Nerven ist auch eine fantastische Aussicht auf den Mondsee ständiger Begleiter auf dem Weg zum Gipfel, die Anstrengung lohnt sich also. Wer sich auf den Tanz mit dem Drachen einlässt, der sollte auf jeden Fall schon einige Klettersteige in den Beinen haben und genug Kondition für eine mehrstündige Bergtour mitbringen.
Die Drachenwand ist zwar nie wirklich schwer (großteils A bis C, eine D-Stelle kann umgangen werden), doch nach mehreren Stunden am Stahlseil fordert der Steig viel Kraft. Vor allem von jenen, die noch keine allzu gute Technik haben und deshalb viel “aus den Armen” klettern. Aufgepasst: Es gibt keinen Ausstieg! Wer einmal losgeklettert ist, muss bis zum Schluss durchhalten können. Viele Klettersteiggeher*innen überschätzen außerdem den Abstieg vom Klettersteig über den Hirschsteig (Weg der schwersten alpinen Schwierigkeitsstufe) und sind oft schon am Gipfel am Ende ihrer Kräfte. Dass sie dann aber noch 1,5 Stunden höchst konzentriert absteigen müssen, das wissen die Wenigsten. Wir empfehlen euch außerdem dringend, ganz früh am Tag aufzubrechen. Weil der Steig so schön ist, ist er leider heillos überlaufen. Und es gibt nichts Mühsameres, als in einer endlosen Kolonne einen Klettersteig zu absolvieren.
Drachenwand Topo zum Download (Bergsteigen.com)
Grünstein Klettersteig
Ein herrliches und schon etwas herausforderndes Abenteuer ist der Grünsteinklettersteig am Königssee. Einsteigern mit etwas Erfahrung empfehlen wir hier den Isidorsteig. Rechnet aber auch hier damit, mehrere Stunden unterwegs zu sein und macht euch nur auf den Weg, wenn ihr wirklich genug Kraft und Kondition mitbringt. Als Lohn für die Mühen wartet im oberen Teil des Steigs eine ziemlich coole Hängebrücke auf euch. Die Gipfelwand überlasst ihr dann besser wieder den Fortgeschrittenen. Keine Sorge: Auch eure Zeit wird kommen!
Grünstein Klettersteig Topo zum Download (Bergsteigen.com)
Sicherheit am Klettersteig
10 Empfehlungen des Alpenvereins
1. Sorgfältig planen!
Planung ist der Schlüssel für sichere und genussvolle Touren. Informiere dich genau über Schwierigkeit und Länge, Zu- und Abstieg, Wetter und Verhältnisse.
2. Das Ziel den persönlichen Voraussetzungen anpassen!
Zu hoch gewählte Schwierigkeiten mindern das Erlebnis und können zu gefährlichen Situationen führen.
3. Vollständige, normgerechte Ausrüstung verwenden!
Klettergurt, Klettersteigset und Helm: Nur die konsequente und richtige Anwendung der Ausrüstung ermöglicht eine sichere Begehung von Klettersteigen. Für den Notfall sind Erste-Hilfe-Paket und Mobiltelefon (Euro-Notruf 112) dabei.
4. Bei Gewittergefahr nicht einsteigen!
Blitzschlag bedeutet Lebensgefahr. Regen, Nässe und Kälte erhöhen das Sturzrisiko.
5. Drahtseil und Verankerungen kritisch prüfen!
Steinschlag, Schneedruck, Frostsprengung oder Korrosion können Schäden an der Steiganlage verursachen. Nicht in gesperrte Klettersteige einsteigen.
6. Partnercheck am Einstieg!
Kontrolliert gegenseitig: Gurtverschluss, Verbindung Klettersteigset mit Klettergurt, Helm.
7. Ausreichende Abstände einhalten!
Zwischen zwei Fixpunkten darf nur eine Person unterwegs sein.
8. Klare Absprache beim Überholen!
Kommunikation und Rücksichtnahme verhindern gefährliche Situationen bei Überholmanövern oder Gegenverkehr.
9. Achtung Steinschlag!
Achtsames Steigen verhindert Steinschlag.
10. Natur und Umwelt respektieren!
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Fahrgemeinschaften anreisen. Müll und Lärm vermeiden.