Gegen Wellen paddeln und Tore werfen: Dass die Verbindung Ball- und Wassersport so harmonisch sein kann, hat uns unsere Teilnahme am Kanupolo unlängst gelehrt. Unsere Redakteurin ist ins Kajak gestiegen und hat versucht, sich ebenso elegant durchs Wasser zu schlängeln und fürs eigene Team zu punkten wie ihre Lehrer.
Zugegeben, ich stehe zwar lieber mit beiden Beinen sicher auf Mutter Erde. Aber an heißen Sommertagen lockt das kühle Nass doch aus der Komfortzone und in diesem Fall in die Königseeache. Dort findet nämlich wöchentlich das Kanupolo-Training statt. Einmal am Montag für die Mannschaft, einmal am Dienstag für jegliche Interessent*innen wie ich. Weil ich aber keine allzu schlechte Figur machen wollte, habe ich mir wortwörtlich die Profis ins Boot geholt, um mich mental und physisch auf das Probetraining vorzubereiten.
Der Profi vom Dienst war Tobi Nietzold, Trainer und Wasserliebhaber since ever. Nach Salzburg hat es den gebürtigen Göttinger des Wildwassers und der Berge wegen verschlagen. Angefangen hat er mit Wildwasserkajak, später wurde dann Kanupolo daraus. Warum? Weil es viel spannender und abwechslungsreicher ist.
Die Grundregeln beim Kanupolo sind schnell erklärt: Zwei Teams zu je fünf Spieler*innen versuchen, einen Ball mit Hand oder Paddel in das gegnerische Tor zu befördern. Mehr nicht.
Eigentlich. Wer sich aber ins Einerkajak setzt und die ersten Züge tätigt, wird schnell merken, dass es schon einmal kein Leichtes ist, gerade zu paddeln.
First of all: Trockentraining
Für Ahnungslose wie mich gibt es, bevor man sich ins Einerkajak setzt, noch Trockentraining an Land. Ich treffe Tobi beim Bootshaus in Rif, wo die Kajaks, Bälle und Helme für die Sportart aufbewahrt werden. Freundlich fließt die Salzach neben uns her, ein Ruderboot zieht durch den Fluss. Genau genommen, beginnt Tobi seine Einführung, spielen wir Kanupolo in einem Kajak. Das sind Kanus mit einem Doppelpaddel. Den Namen Kanupolo trägt die Sportart aus einer falschen Übersetzung aus dem Englischen, erklärt Tobi. Oder so ähnlich. Über England ist der Sport nach Deutschland, und schließlich in die Alpen gekommen. Bis nach Salzburg, Rif. Wo wir jetzt am Ufer stehen und mir erklärt wird, wie man sich ins Kajak hievt und die Spritzdecke schließt und öffnet. Das ist wichtig, sollte man im Wasser eine 180 Grad Drehung vollführen und mit dem Kopf unterm Wasser stecken. In solchen Fällen sollte man wissen, wie man sich aus dem Kajak stemmt.
Wenn der Ernstfall eintritt: Richtig Kanupolo im Wasser spielen
Tobi drückt mir einen Helm in die Hand und erklärt das Trockentraining für beendet. Eigentlich ist Kanupolo eine sehr ungefährliche und verletzungsarme Sportart, meint er. Es gibt keine brutalen Zusammenstöße, und im Spiel gilt immer: Wenn die Hand am Ball ist, bleibt das gegnerische Paddel fern.
Und sollte man einmal tatsächlich die von mir gefürchtete 180 Grad-Drehung haben, gibt es genug Möglichkeiten, wieder zu Luft zu kommen. Welche Möglichkeiten das sind, muss man am eigenen Leib erfahren und trainieren.
Erstmal im Boot leitet mich Tobi Richtung Königsseeache. Ich muss den doppelten Weg zurücklegen- das Kajak bricht immer wieder aus und es will nicht recht gelingen, zielgerichtet hinter Tobi herzufahren. Dabei meint er entspannt, dass man das nach nur kurzer Zeit draufhat.
Im etwas seichteren Gewässer muss man sich der Challenge Bootdrehung stellen. Kanupolo ist kein Sport für kälteempfindliche Mimosen. Wie sehr derartige Beschreibung aber auf mich zutrifft, merke ich, als ich auf Tobis Anweisung das Kajak umkippe, gegen den Bootsboden klopfen muss und wieder umgedreht werde. Plan A. Auch Plan B wird indoktriniert: Spritzdecke auf, raus aus dem Kajak und an die warme Wasseroberfläche. Das Gute an der Challenge: Ist man erstmal nass, spielt es sich viel furchtloser. Denn mittlerweile sind auch die anderen Spieler*innen angerudert. Unter ihnen auch einige, die noch nicht allzu lange im engen Kajak stecken. Tobi bleibt gütig an meiner Seite, das Training übernimmt hier Moritz Straub, der sich als begeisterter Kursteilnehmer der ersten Stunde bis nach oben gemausert hat.
Und nun werde ich endgültig mitten ins Spiel geschmissen. Es geht schneller als gedacht, die Pässe sind präzise und während ich immer wieder Gefahr laufen, am Spielfeldrand abgetrieben zu werden, flitzen Tobi, Moritz und die anderen Teilnehmer*innen behände durch die Fluten und battlen sich im Torewerfen.
Immer mal wieder wird ein Kajak gerammt, eine Aktion, vor der ich mich als doch noch wasser- und kältescheuer Neuling strengstens hüte.
Aus den zweimal zehn Minuten regulärer Spielzeit werden halbe Stunden, die Sonne zieht ab, aber noch will niemand nach Hause. Erst als es hartnäckig weiterfinstert und damit auch mehr Kälte aufzieht, löst sich der Spielkreis mit dem fairen Spielstand von 7:7 auf. Etwas weniger angetrunken wirken meine Linien, als ich mit Moritz dann zurück zum Bootshaus paddle. Die Salzach ist nach der geschlagenen Schlacht versöhnlich friedlich. Ein bisschen ungelenk klettere ich aus dem Boot. Zwei Ratschläge gibt mir Tobi noch mit, bevor ich mich in Richtung Umkleidekabine verkümle: Die Post-Kanupolo-Phase geht man am besten mit einer ausgiebigen heißen Dusche an. Und darf sich am nächsten Morgen über befriedigendes Bizepsziehen freuen.
Neugierig geworden?
Während dem Studiensemester gibt es für Interessierte den Kanupolo USI-Kurs. Wer sich ausgiebiger dem Sport widmen möchte, besucht am besten die Homepage des Kanupolovereins und schaut sich um.