„Bei uns laufen nicht die 80ies auf und ab“

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Musikalisch aufgewachsen sind sie im Jazz, nun basteln sie als Noyoco am ersten Indie-Pop Album. Wir haben das Salzburger Duo Theresa Fellner und Robert Schoosleitner zum Interview gebeten.

Wie habt ihr musikalisch zueinander gefunden?

Theresa: Wir haben beide Jazz studiert und nachdem Salzburg eine kleine Musikergemeinde hat, lernt man sich übers Spielen kennen.

Robert: Ja genau, das war bei einem Gig, bei dem Theresa als Sängerin ausgeholfen hat. In den folgenden Wochen und Monaten haben wir uns dann öfter getroffen und sind schließlich zusammen nach New York gefahren. Danach haben wir damit begonnen, gemeinsam Musik aufzunehmen.

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Wie ist die Rollenverteilung bei Noyoco?

Theresa: Ich habe immer schon Songs geschrieben aber was mir gefehlt hat, war die Produktionsarbeit. Da braucht es jemanden, der eine Vorstellung von den Sounds hat und die Programme beherrscht. In Wahrheit war ich deshalb immer auf der Suche nach jemandem, der das mit mir macht. In New York waren wir dann gemeinsam bei einem Konzert von Bon Iver in einem alten Theater in Brooklyn. Das waren nur 55 Minuten aber die waren der Wahnsinn. Der hat einen Ton gespielt und mir sind die Tränen in die Augen geschossen. Danach haben wir uns gedacht: „Ok, solche Balladen kann man auch fett produzieren.“

Am 11. Oktober erscheint das Album, das mit Nothing to Lose denselben Titel wie die erste Single trägt. Habt ihr das Gefühl, angekommen zu sein?

Robert: Der Spannungsbogen des Albums ist wirklich gut gelungen. Obwohl es kein Konzeptalbum ist, hat es eine Linie, die sich durchzieht. Gleichzeitig sind wir jetzt schon wieder einen Schritt weiter, weil wir viel gelernt haben. Ein Album ist eine Momentaufnahme.

Könnt ihr etwas zur Entstehung der Songs sagen?

Theresa: Es ist so, dass ich nicht zuerst die Lyrics schreibe, sondern ich improvisiere zu Akkorden. So ergibt sich irgendwann ein Bild zu dem Song, es bilden sich starke Worte heraus. Erst als das Album dann schon fast fertig war, haben wir die Texte geschrieben.

Einige Artikel betonen sehr stark euren 80ies-Bezug. Ist euch das wichtig, oder ist das etwas, das man euch überstülpt?

Robert: Ich würde sagen, das ist etwas, an dem sich die Medien stärker aufhängen, als wir selbst. Wir haben als Duo eben keine anderen akustischen Instrumente, als den Synthesizer. Bei uns laufen aber nicht die 80ies im Radio auf und ab. Es hat eher was mit den Sounds zu tun. Am Album sind auch viele andere Nummern, die nicht so sehr an die 80er erinnern.

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Seht ihr eure Musik eher im Club oder auf einer Konzertbühne?

Robert: Darüber haben wir lange nachgedacht: Sehen wir uns beispielhaft gesprochen eher im Jazzit oder im Rockhouse? Und eigentlich sehen wir die Musik eher im Rockhouse, also auf einer Indie-Pop Bühne. obwohl wir den Album-Release am 2. November im Jazzit machen.

Wie weit war der Weg vom Jazz zum Indie Pop?

Theresa: Für mich war er eigentlich logisch. Der Jazz war der Ursprung aber ich habe schon vor dem Studium viele Songs geschrieben. In Wahrheit hab ich mir gedacht: Cool, jetzt kann ich wieder das machen, wo mein Herz spontan heraus spricht.

Robert: Es gibt schon eine große Liebe zum Jazz bei mir. Ich denke mir: Wenn ich gut Jazz spielen kann, dann kann ich alles abdecken. Ich habe früher viel Rock gemacht, der Pop ist eher mit Theresa gekommen. Mir ist das anfangs auch echt schwer gefallen, diese Einfachheit und dieses Zurücknehmen. Weil beim Jazz füllst du die Räume, die sich bieten. Dagegen wird es beim Indie-Pop gleich mal zu viel.

Welche Rolle spielen kommerzielle Überlegungen bei dem Projekt Noyoco?

Robert: Wir haben nie gesagt, das muss jetzt auf FM4 oder Ö3 laufen. In gewisser Weise wird uns das jetzt zum Verhängnis, seit wir die Nummern an Radiostationen gesendet haben: Ö3 hat gesagt, finden wir super, aber es ist zu Indie. Und FM4 hat gesagt, es ist zu wenig Indie. Also sitzen wir zwischen den Stühlen. An diesen Sendern hängen sich natürlich die anderen Sender auf. Das war nie in unseren Köpfen drin, aber das ist natürlich ein Hemmschuh. Weil ohne Radio-Airplay wird es schwierig.

Theresa: Wir haben allerdings auch erst zwei Singles. Andere haben schon vier Alben, man braucht da einfach einen langen Atem und man braucht Geld.

Wie sehr ist man abhängig von dieser ganzen Promo-Maschinerie?

Theresa: Das Thema beschäftigt uns sehr, ehrlich gesagt auch fürs zweite Album. Natürlich wollen wir Erfolg haben und natürlich besteht die Gefahr zu sagen: Ok, wir machen jetzt einfach Musik, die im Radio funktioniert. Aber man verkauft sich dann und bei meiner Ausbildung im Jazz, da tut mir dann das Herz weh.

Robert: Wir machen von der Promo über Social Media bis zu den Grafiken alles selbst. Da läppert sich einiges zusammen, aber ohne geht es nicht mehr, wenn man auffallen will in der Masse. Es gibt einfach sehr viel qualitativ hochwertige Musik, da muss man als Newcomer herausstechen und da wird einfach erwartet, dass es zum Beispiel ein Musikvideo gibt.

Geht es in Zeiten von Spotify & Co. nicht auch ohne Radiostationen?

Es stimmt schon, da hat sich sehr viel geändert. Deshalb können heute Leute ohne musikalische Ausbildung sehr gute Musik machen. Es kann ja jeder alles auf Spotify und YouTube veröffentlichen. Andererseits habe ich neulich gelesen, dass es auf Spotify über 30 Milliarden Songs gibt und ein Drittel davon wird nie gehört. Das ist eine immense Zahl. Man braucht einfach auch Glück. Vielleicht sogar mehr als früher, als es diese Kanäle nicht gegeben hat.

Ist das schwierig, dass man nicht nur Künstler ist, sondern auch PR-Mensch, Grafiker usw.?

Robert: Es kommt darauf an. Theresa möchte von sich aus einfach nur Musik machen. Mir taugt es.

Theresa: Ich war ja vorher Grafikerin und habe aufgehört, weil mich das vorm Computer sitzen narrisch macht. Und jetzt sitzen wir seit einem Dreivierteljahr wieder vor dem Computer. Ich freue mich, wenn das Album rauskommt und wir endlich auf der Bühne stehen.

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Wäre es in Wien einfacher?

Theresa: Ich glaube schon, ja. Ich habe Studienkollegen, die gleich nach Wien gegangen sind und mittlerweile sehr erfolgreich sind. Es ist wichtig, vor Ort zu sein und die Kontakte aufzubauen. Diese Unterstützung fehlt etwas, wenn man in Salzburg ist.

Robert: Wenn ich in Wien bin und jemand von einem Label mich live hören will, kann er einfach bei einem Gig vorbeikommen. In Salzburg ist das nicht so einfach. Man merkt schon, dass das alles sehr geballt ist. Da zirkulieren oft die gleichen Namen, die sich aus der Szene kennen.

Warum seid ihr dann trotzdem hier?

Robert: Ich habe zweieinhalb Jahre in New York gewohnt und habe es geliebt, aber schon auch gesehen, welche Lebensqualität wir hier in Salzburg haben. Es fühlt sich einfach gut an, hier zu sein. Und wir sind beide keine Wien-Liebhaber. Da kommt eher eine andere Stadt davor.

Theresa: Ich unterrichte ja auch Jazz hier und wenn ich in Wien wäre, dann müsste ich das aufgeben. Wir haben der Band alles untergeordnet um unsere Musik auf dieses Niveau zu heben und jetzt wollen wir das einfach auskosten. Und dann sehen wir, wohin das führt. Aber es macht keinen Sinn, jetzt wohin zu gehen, in der Hoffnung, der Traum wird wahr. Man kann das nicht erzwingen.

Wo hört man euch in nächster Zeit?

Robert: Wir sind am 10. August bei Live im Park, am 14. August bei dem Festival Einmal Mond und zurück und dann am 2. November beim Album Release im Jazzit.

Der Festivalsommer hat gerade begonnen. Seid ihr auch als Konzertbesucher unterwegs?

Robert: Ja, schon. Wir versuchen einfach, sehr viel Musik zu hören. Man sucht ja selbst nach der Unterstützung und wenn man andere hört, kann man sehr viel lernen. Und gleichzeitig finde ich es schön, wenn man die Szene unterstützt und nicht nur 10 Leute vor der Bühne stehen.

Theresa: Und es kommt der Zauber zurück. Ich bin ja selbst Musikfan und bin gerne auf Konzerten. Da weiß man dann wieder, wofür man es macht.

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