Die Gamer aus Golling

Esports

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Vereinsgebäude stellt man sich für gewöhnlich anders vor, mit günstigen Holzmöbeln eingerichtet und ein paar vergilbten Büchern. Und immer hängt der Geruch nach „notorisch unterbelüftet“ in der Luft. Vereinsgebäude von eSport-Vereinen dürften dann wohl, was Vorurteile betrifft, noch schlechter wegkommen: finster, unaufgeräumt mit durchgesessenen PC-Stühlen, wo eine Note Moder dem „notorisch unterbelüftet“ mitschwingt. Im Vereinsgebäude der Xtreme Gamer Squad in Golling sucht man aber vergebens nach durchgesessenen PC-Stühlen. Im Gegenteil.

Rohe steinerne Wände und direkt beim Eingang eine Bar mit Kühlschränken für Red Bull, Softdrinks, ein Fass Bier, alles da. Daneben stehen Barhocker und Hochtische mit Blick auf eine Kentia Palme in dunklem Grün, Industrial Chic ist das und gerade sehr beliebt. Auf die Lounge im Eingangsbereich ist Johannes Neuschmid deshalb besonders stolz. Er wollte schon immer mal ein Fass Bier an der Bar stehen haben, erzählt er, zum frischen Abzapfen. Ein Fass Birra Moretti hat der gelernte Koch und Vereinsobmann nun im Vereinsgebäude der Xtreme Gamer Squad im Angebot.

Gleich hinter der Lounge hört Industrial Chic aber auf und der Gameranstrich beginnt. Schwer vorstellbar, dass hier, wo sich riesige gebogene Monitore aneinanderreihen und Kabelgirlanden die Tische miteinander verbinden, früher Postpakete über Theken geschoben wurden. Vergangenes Jahr hat die Xtreme Gamer Squad das aufgelassen Postamt zu einer gamertauglichen Location, genannt Hub, umgestaltet, mit viel Liebe und monetärer Unterstützung. 155 Hertz- Monitore, ein Produktionsstudio und ein Caster SetUp fürs Streaming, zehn Highend PC’s und eigens für die Vereinsspieler*innen entworfene Tastaturen gibt es da, dazu eine Racingwelt mit neusten Technologien rund um Renn-Simulatoren. „Das Beste vom Besten, was grad am Markt ist“, fasst es Johannes zusammen.

Auf die Lounge im Eingangsbereich ist Johannes Neuschmid besonders stolz. Er wollte schon immer mal ein Fass Bier an der Bar stehen haben, erzählt er, zum frischen Abzapfen.

Der große Mäzen hinter der noblen Ausstattung ist A1. Das wird auch im Namen des Vereinsgebäudes ersichtlich: A1 eSports Hub GO1 heißt die Trainingsanlage für Gamer in Golling offiziell. Mit seiner Unterstützung war A1 auch mindestens so großzügig wie mit seinem Branding: Die Logos finden sich an Sitzen, an der Wand und an den Geräten. Auch das „schnellste Internet Österreichs“ wird hier von A1 frei Haus zur Verfügung gestellt. Mit der Expansion im eSports Bereich hat der Internetanbieter eine für ihn sehr attraktive Zielgruppe erschlossen, nämlich die Millennials. Mit einer eigenen österreichischen A1 eSports League und bisher drei großen Hubs in ganz Österreich kommt der Nachwuchs im Bereich Gaming und eSports am Kommunikationsriesen nicht mehr vorbei.

Über den Deal bei der Nutzung der Hubs zwischen A1 und den eSportsvereinen weiß man im Headquarter von A1 in Wien zu berichten: Der Internetanbieter stellt eSports-Vereinen einen Raum und die technologische Ausstattung zur Verfügung, der eSportsverein kann den Raum nach eigenen Vorstellungen gestalten und ist zu dessen Instandhaltung verpflichtet. Die Räumlichkeiten werden zwar größtenteils vom betreuenden Verein genutzt, aber auch private Gamer kommen ab und an vorbei, genauso wie Turniere stattfinden, oder sich andere eSport Teams zum Training einmieten können. A1 behält sich natürlich auch das Recht vor, die Räumlichkeiten für eigene Veranstaltungen zu nutzen.

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Bei der Salzburger Xtreme Gamer Squad gibt es etwa 40 aktive Spieler*innen, dazu 15 Vertragsspieler*innen, das sind jene, die bezahlte Spielerverträge haben und in Ligen spielen, wo sie den Verein vertreten. Gespielt werden überwiegend auch blutigen Laien bekannte Spiele: Battlefield, Counter-Strike, Call of Duty und eben eRacing, wo die Spieler unter anderem in einem 24 Stunden-Rennen gegen die Profis aus der realen Formel 1 antreten. Darum herum gibt es eine Menge Mitarbeiter*innen: Streamer*innen, Social Media-Beauftragte, Coaches, Analyst*innen, oder eben Leute wie Johannes, die sich ehrenamtlich um Organisation und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins kümmern.

In Battlefield gehören die Gollinger Spieler*innen zu den besten weltweit.

Johannes selbst ist Xtreme Gamer Squad-Mitglied der ersten Stunde: Seit 2005, als in Österreich die Standards noch unter seinem Niveau waren, hat er sich weltweit unter dem Nickname The Riddler durch verschiedene Ligen gespielt und Siege davongetragen. Mittlerweile, erzählt er, hat sich auch für den deutschsprachigen Standort das Blatt gewendet, A1 sei dank und großen Streaming-Plattformen wie Twitch und seinem Microsoft-Bruder Mixer, die den eSport direkt in der Plattform wiedergeben. Mit Twitch, sagt Johannes, sei das auch alles so richtig ins Rollen gekommen. Und auch sein Verein, dem er seit seinen Anfängen treu geblieben ist, hat sich im internationalen Ranking gemausert:

In Battlefield gehören die Gollinger Spieler*innen zu den besten weltweit, sind in wichtigen Ligen international wie europaweit vertreten und bilden zudem die in der Szene prestigereichen Jobs wie Schiedsrichter*innen und Kommentator*innen aus. Zu den aktiven Spieler*innen, die sich in Ligen schlagen, gehört Johannes mittlerweile nicht mehr. Erfolgreiche eSportler*innen sind meistens nicht älter als 30 Jahre, er selbst spiele deswegen nur noch ab und zu bei Altherrenturnieren mit, schmunzelt er. Obendrein nimmt seine Tätigkeit als Vereinsobmann zu viel Zeit ein: Er veranstaltet Messen und betreut Stände der Gollinger Gamer Squad, organisiert Vereinsreisen, betreut den Hub, und ist der Ernährungscoach der Spieler*innen.

Wieviel Stunden Training wöchentlich für die eSportler*innen tatsächlich nötig sind, vermag er nicht zu sagen. Fünfmal in der Woche, schätzt er, mit Fokus auf Taktik- und Trockentraining.

Denn Johannes ist es wichtig, eSport als ganzheitliches Konzept zu verstehen, wie er mehrmals betont. „Ich bin der Meinung, dass die Ernährung eine ganz wichtige Rolle im eSport spielt. Wir brauchen ein körperliches und mentales Training für die Spieler. Die Leistungsfähigkeit lässt sonst nach, wenn man mehrere Stunden am Stück spielen muss.“ In diesem Gebiet sieht er den Verein sogar in einer Vorreiterrolle: Mit speziellem Mentaltraining und einem Ernährungsprogramm wird versucht, die Spieler*innen fit für den Rechner zu machen. „Wir sitzen nicht im Keller und spielen 24 zu sieben“, grinst er.

Wieviel Stunden Training wöchentlich für die eSportler*innen tatsächlich nötig sind, vermag er nicht zu sagen. Fünfmal in der Woche, schätzt er, mit Fokus auf Taktik- und Trockentraining. Der Hub in Golling sei aber nicht nur für das blanke Training da, sagt er. Viele schauen auch vorbei, um miteinander zu plaudern, ein Bier zu trinken, gemeinsam zu spielen, sich zu helfen. „Seit wir den Standort hier für unseren Verein haben, ist das Teamgefüge besser“, findet Johannes. Hier übernehme das eSport-Team das, was Vereine seit jeher leisten: Er verbindet Menschen. „Ich bin mit Leuten im Verein, gegen die ich sonst vielleicht Vorurteile hätte. Aber vor dem Bildschirm ist jeder gleich, egal welcher Konfession, Herkunft, Nationalität, Sexualität“, sagt er.

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Besonders den Jugendlichen, die ins Hub kommen, will er die Botschaft mitgeben, dass eSport mehr ist, als Vollzeit Zocken. Hier sieht Johannes seinen Verein in der aktiven Jugendarbeit. „Wenn die Jugendlichen hierher kommen, können wir ihnen lernen, was Taktik und körperliche Fitness für den eSport bedeutet. Mit dem Standort Golling können wir den Jungs und Mädels vor Ort Input geben und einen Rahmen bieten, wo sie kontrolliert spielen können. Hier sind sie überwacht“, sagt er. Er gehe sogar soweit, zu sagen, dass der Hub Suchtprävention leiste. Sucht sei ohnehin ein Thema, mit dem die Zocker*innen sich häufiger konfrontiert sehen als andere, sagt er. „Als Gamer bist du schneller verschrien. Wenn ich fünf Stunden Sport treibe wird geklatscht, obwohl das auch ungesund ist“. In einem Hub könne suchtgefährliches Verhalten aber besser gescreent und kontrolliert werden.

„Vom eSport leben kann in Österreich niemand. Eine Handvoll Streamer vielleicht, aber das sind hierzulande wirklich wenige.“

Auch und vielleicht gerade deswegen, findet Johannes, sei eSport ein sehr zukunftsträchtiges Konzept, mit dem sich die Gesellschaft sowieso bald auseinandersetzen müsse. „Am Streaming kommt heutzutage niemand mehr vorbei“, sagt er. Bei The International, einem eSport-Meisterschaftsturnier des Spiels Dota 2 geht es mittlerweile mit dicken 29 Millionen Dollar um die höchsten Preisgelder im eSports Bereich, auch die Zuschauerzahlen auf Streamingplattformen haben den Superbowl zahlenmäßig übertroffen. Und auch das Sponsoring wächst zunehmend. Während viele Firmen noch vor einigen Jahren vor dem Shooterspiel-Image abgeschreckt waren, sind die meisten Autohersteller bereits bei den großen Teams eingestiegen.

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Von solchen Größen ist der Verein in Golling weit weg. Vom eSport leben kann in Österreich niemand, sagt Johannes. Eine Handvoll Streamer vielleicht, aber das sind hierzulande wirklich wenige. Das sind jene, die um der Unterhaltung willen ihr Gaming auf den Plattformen wie Twitch streamen. Über sie redet Johannes nicht gern. „Es ist Wild-West-Style, rein zum Entertainment, vielen Streamern geht es nur um Kohle. Bei uns geht’s ums Team und um Freundschaft. Außerdem ist eSport ja auch Wettkampf, ich will gewinnen. Als zweiter bist du der erste Verlierer, sag ich da immer.“

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