Startpunkt ist Salzburg, das Ziel Neuseeland. Dazwischen 20 Monate, 28 000 Kilometer und 26 Staaten. Und das alles auf einem Fahrradsattel, so der Plan von Angi und Reini. Wir haben die beiden Salzburger*innen kurz vor ihrer Abfahrt getroffen und über ihr großes Reisevorhaben geplaudert.
Eigentlich fahren Angie und Reini Fahrrad zusammen, seit sie zusammen sind. Reini als ambitionierter Triathlet, Angie als Panoramaradlerin. Einige Fahrradreisen haben die beiden schon unternommen, nach Rom und Griechenland zum Beispiel. „Du radelst und radelst und am Ende der Reise denkst du, du würdest jetzt eigentlich gern weiterfahren. Daraus hat sich dann diese Idee entwickelt“, sagt Angie. Mit dieser Idee meint sie: Zusammen mit Reini über den Globus zu radeln, dabei zu campen und zu bloggen.
Der Zeitpunkt war gut, Reini hatte eben sein Studium abgeschlossen und Angie ihren Job an den Nagel gehängt. Die Zeiten standen auf Aufbruch und um die Idee der Radlweltreise haben sich immer konkretere Pläne gesponnen. Im letzten Sommer war das, als dann auch die Eltern eingeweiht wurden. Angie lacht. „Da war es dann eine halbe Stunde erstmal still.“ Dann haben Angie und Reini beschlossen, das Ganze so richtig professionell aufzuziehen, haben Sponsoren gesucht und einen Blog aus dem Boden gestampft.
Saddlestories heißt er und wer will, kann die beiden Weltenbummler*innen dort auf ihrem Weg über die Kontinente virtuell begleiten. Der Blog war anfangs für Freund*innen und Familie gedacht, als Reisetagebuch. Nach den Vorbereitungen wurde bald klar, dass Reini und Angie zu Digital Nomads werden, die mit einem Solarpanel, aufgeladen durch einen Dynamo, und Prepaid-Karten den Zugang zum Internet auf ihrer Tour nicht vermissen werden.
Das Internet wird die beiden auch mit ihren Lieben daheim im Kontakt halten. „Es ist natürlich leichter, seinen Job und seine Wohnung aufzugeben, aber die Familie so lange nicht zu sehen, wird erstmal hart.“ Und der Abschied emotional. Wenn Angie und Reini dann anderthalb Jahre später zurückkommen, wird Angies Nichte, gerade eben auf die Welt gekommen, schon ein kleines Mädchen sein. Während die beiden den Globus erkunden, wird sich die Welt daheim in Salzburg weiterdrehen.
Angie und Reinis Welt wird für die nächste Zeit der Fahrradsattel sein. In Salzburg geht’s am 15. Juli los, dann nach einem Zwischenstopp in Ungarn bei Verwandten kreuz und quer durch den Balkan. Die Reiseroute haben die beiden in den letzten Monaten jahreszeitenabhängig ausgearbeitet. Sie wollen immer dann ein neues Land erreichen, wenn die Saison dort warm ist. Deshalb planen sie im Anschluss an den Balkan, Silvester in Dubai zu feiern und schließlich Richtung Zentralasien zu radeln. Über die alte Seidenstraße nach China und, wer weiß, vielleicht sogar nach Tibet.
In Stein gemeißelt ist die Route nämlich nicht, und flexibel sollte man als angehender Weltenbummler immer bleiben. „Man kann sich nicht auf alle Eventualitäten vorbereiten. Wir bekommen immer besorgte Anfragen, was wir machen, wenn unsere Fahrräder gestohlen werden. Natürlich denkt man darüber nach, was alles schiefgehen könnte“, sagt Angie. Aber das Reisen könne man, wie das Leben, nicht gegen alle Sorgen absichern.
Das heißt dann, sich ein Stück weit auf das Abenteuer Reisen einlassen, zu zweit. Und erst mal auf westlichen Luxus zu verzichten. Das warme Bett wird gegen ein Zelt eingetauscht, fließendes Wasser gegen einen Wassersack aka transportable Dusche, und das Wäschewaschen wird mit einer Faltschüssel gehandelt. Und all das passt in einige wenige Fahrradtaschen. Dabei wollen die beiden von nicht mehr als zehn Euro am Tag leben, inklusive Visa, Flugkosten nach Australien und Essen. Deshalb das Fahrrad.
Trotzdem sei das Fahrrad nur Mittel zum Zweck, sagt Reini. „Der Zugang zu den Menschen ist ein anderer, wenn man so nahe am Land ist und keine Autoscheibe dich von der neuen Kultur trennt. Außerdem kann man sich auch direkt von dem Land ernähren, durch das man gerade fährt. Feigen sind damals in Griechenland quasi neben der Straße in Massen gewachsen“, ergänzt Angie. Wenn das Vagabundenleben dann zu Ende geht, wenn Angie und Reini von Neuseeland nach London fliegen und zurück über den europäischen Kontinent nach Salzburg ausrollen werden, werden anderthalb Jahre ins Land gezogen sein, 28.000 Kilometer und 26 Staaten werden sie zurückgelegt haben. Und einige Reisegeschichten gebunkert haben.
Übrigens
Wir dürfen Angie und Reini auf ihrer Reise durch die Welt zumindest virtuell begleiten. Wer das sehen will, schaut auf unserem Instachannel vorbei, oder bei den Saddlestories.