Salzburg sagt: Schau net so vü auf dein Handy

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Täglich schlendern wir durch die Stadt. Und sehen auf Wänden, Mauern und Plakaten Aufforderungen. Da haben wir uns gedacht: Müssen wir mal recherchieren, was passiert, wenn wir auf diese Aufforderungen hören.

Heute: Sollen wir nicht mehr so viel auf unser Handy schauen?

(Gefunden haben wir dieses Bild in der Nähe vom Kiesel, auf einer Vitrine, da, wo das alte 4seasons war)

Dem Smartphone sei Dank halten wir uns gerade immer am Laufenden was Rona betrifft. Wir verpassen kein Update und können im Live-Stream quasi dabei zuschauen, wie sich die Zahlen der Infizierten in den einzelnen Staaten verändern. Permanent Nachrichten zu konsumieren ist manchmal praktisch, ab und zu stressig und schlägt dem einen oder der anderen vielleicht aufs Gemüt. Und dabei machen die Nachrichten-Apps nur einen Prozentteil unserer Handynutzung aus. Irgendwo zwischen drei und fünf Stunden liegt der durchschnittliche Handygebrauch an einem Tag. Wo da die Handysucht anfängt, wollten wir deshalb wissen. Und weil wir schon dabei waren, uns schlau zu machen, haben wir uns gleich dazu gefragt, was exzessive Handynutzung mit uns macht und was im Gegenzug passiert, wenn wir net so vü auf unser Handy schauen.

Das sagt die Suchtexpertin

Eine Abgrenzung zwischen Abhängigkeit und normaler Nutzung ist was das Mobiltelefon angeht mit aktuellem Stand der Forschung nicht eindeutig möglich, sagt Caroline Weinlich. Sie ist die psychologische Leitung der Suchthilfe Klinik Salzburg. Auch deshalb, weil Handysucht als relativ neues Phänomen noch nicht ausreichend erforscht ist, ist sie wissenschaftlich auch nicht definiert. Wenn jemand aber andere Tätigkeiten aufgibt, um Zeit fürs Handy zu haben, wäre das schon ein klares Suchtkriterium gemäß „International Statistical Classification of Diseases an Related Health Problems“, kurz ICD. Und: wenn jemand seinen Selbstwert nur über die Social Media stabilisiert eigentlich auch. Die Studie Smartphone- und IoT-Verbrauchertrends 2017 gibt darüber hinaus ernüchternde Einblicke in das Nutzungsverhalten und stellt besonders Generation Y kein gutes Zeugnis aus: Rund ein Viertel der Millennials greift rund 100 Mal am Tag zum Handy, in Zeit ausgedrückt sind das mehr als fünf Stunden- bei den Boomern sind es nur 15 Prozent. Altersunabhängig ist hingegen das abnehmende soziale Interesse bei zunehmendem Handykonsum: Einige Smartphone-Nutzer*innen würden lieber Familie, Freundschaften und Sex aufgeben, als auf ihr Handy zu verzichten. Ironischerweise erwarten 57 Prozent dennoch von Freund*innen und Familie eine sofortige Reaktion auf Nachrichten.

Das sagt der Physio

Es ist also nicht nur schwierig, Handysüchteln zu benennen, auch die Forschung über mögliche Zusammenhänge zwischen körperlichem Leiden und Smartphone steckt noch in den Kinderschuhen, erklärt Sportphysiotherapeut Philipp Zunke. Die Schwierigkeit fängt nämlich dabei an, dass beinahe jeder Mensch ein Handy benutzt. Die meisten physiotherapeutischen Studien konzentrieren sich auf drei Körperzonen: Nacken und Nackengürtel, Schulter und Daumen. Soviel weiß man bis jetzt: Besonders häufig kommt es zu Muskelverspannungen, die auf die gekrümmte Haltung beim Tippen zurückzuführen ist. Am meisten nimmt das den oberen Trapezmuskel mit, der sich beiderseits der oberen Wirbelsäule befindet. Aber auch der Daumen kann bei einseitiger Nutzung durch ein sogenanntes Overusing leiden. Die kursierenden Vermutungen, dass Zwerchfell und Lunge gequetscht werden, wenn man sich über den Bildschirm beugt, kann der Physiotherapeut nicht bestätigen. Generell erwartet er beim Musculoskeletal, beim Bewegungsapparat, langfristig keine allzu negativen Konsequenzen des Handygebrauches- sofern genügend körperliche Ausgleich geschaffen wird. Nach langen Computer- und Handyeinheiten die Schultern zu kreisen und zu dehnen ist etwa nicht verkehrt. „Wenn wir nicht so viel aufs Handy schauen würden, würde sich beim Musculoskeletal nicht viel ändern“, fasst er zusammen. In seiner Praxis konnte er aber beobachten, dass besonders Migränepatient*innen davon profitieren, die Zeit am Handy etwas zu drosseln. Die Auswirkungen für Psyche und Wohlbefinden sind für Zunke weit größer.

Das bringt uns zurück zu Caroline Weinlich von der Suchtklinik. Die Beziehung des Menschen zu seinem Handy sei nicht vergleichbar mit anderen Abhängigkeiten wie Glücksspiel oder Rauschgift.  Das liegt daran, dass jede*r das Handy auf unterschiedliche Weise und zu unterschiedlichen Zwecken nutzt: Vom Gaming zum Telefonieren und Chatten, zum Informieren und Sich-Weiterbilden. Besonders im Social Media füttern wir unser Ego mit Bestätigung und Selbstsicherheit, ein Like für den Selbstwert quasi. Irgendwann, so Weinlich, funktioniert das dann etwa wie beim Sport: Ein Instagram-Herzchen setzt körpereigene Belohnungsprozesse in Gang, wo auch Endorphine und Dopamin von Bedeutung sind. Und weil wir uns an die Dosis Belohnung gewöhnen, müssen wir diese regelmäßig erhöhen, um den Kick noch zu verspüren. Dazu gesellt sich, dass Menschen auch jenseits der Sucht Gewohnheitstiere sind. Wenn wir uns antrainiert haben, bei jeder kurzen unbeschäftigten Minute aufs Handy zu glotzen, wird es schwierig, sich rasch aus diesem Verhaltensmuster zu lösen.

Und: Soima jetzt weniger auf unser Handy schauen?

Es gilt also, was seit der Antike und Platon schon galt: Mäßigung rules. Wir müssen dem Handy nämlich nicht ganz und für immer abschwören, sondern lediglich unseren Gebrauch einschränken. Wie wir das anstellen, net so vü aufs Handy zu schauen? Vertrauenswürdige Quellen empfehlen etwa, die eigene Zeit am Handy mithilfe von Screentime-Apps zu kontrollieren. Solche Anwendungen zeigen die Handynutzung auf und beschränken sogar die Nutzung von bestimmten Apps, um uns vor uns selbst zu schützen. Auch Digital Detox, sagen einige, hilft dabei, fixe Auszeiten vom Handy im Alltag zu schaffen. Es muss ja nicht gleich ein ganzes Wochenende sein, aber bestimmte Situationen können gerne regelmäßig handyfrei werden- wir denken da wieder an den Gewöhnungsmechanismus. Irgendwann wird es zur Routine, dass das Schlafzimmer handyfrei ist, das Jogging in der freien Natur oder das Abendessen mit den Lieben. Besonderen Gefallen haben wir übrigens am Ratschlag gefunden, den Grau-Modus im Handy zu aktivieren. Farblose Bildschirme senken nämlich offenbar die Attraktivität, sodass man das Handy sogar mal freiwillig aus der Hand legt.

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