Wie jetzt? Ein Shop, in dem man sich die Ware nehmen darf, ohne dafür zu bezahlen? Das geht! Und zwar im neuen Kost-Nix-Laden, wo nichts zum Verkauf und alles zum kostenlosen Mitnehmen angeboten wird. Durch die Umverteilungsaktion sollen vor allem finanziell benachteiligte Menschen unterstützt werden.
Als wir den Kost-Nix-Laden in der Paris-Lodron-Straße betreten, beobachten wir zwei Dinge: Einerseits bringen Leute fast im Minutentakt Kleidung, Schuhe oder Hygieneartikel vorbei und stellen diese dem Laden zur Verfügung. Andererseits wird fleißig durch die Regale geschmökert und nach Second Hand-Schätzen Ausschau gehalten. „Die Leute bringen neue oder gebrauchte Sachen, die sie selbst nicht mehr benötigen und jede*r kann diese dann kostenlos mitnehmen“, sagt Laura Lobensommer vom Verein M.U.T., der hinter dem Kost-Nix-Laden steckt.
Der Verein ist 2005 aus einer privaten Initiative heraus in Wien entstanden – mit dem Ziel, obdachlosen Familien ein Dach über dem Kopf zu bieten. In den darauffolgenden Jahren wurden auch Projekte zur Lebensmittelrettung und Umverteilung, wie der Kost-Nix-Laden, geboren. Und den gibt es seit Mitte März als festen Standort auch in Salzburg.
Weitergeben statt wegwerfen
Laura ist ursprünglich aus Oberösterreich, war aber eine Zeit lang in Wien, wo sie zum Verein M.U.T. gekommen ist. Die KoWi-Studentin hat nebenbei immer schon ehrenamtlich in karitativen Einrichtungen gearbeitet. Dabei ist ihr ein besonderes Problem aufgefallen: „Wenn die Leute Second Hand-Ware kaufen, dann assoziieren sie das oft mit Armut oder einer Notlösung. Dabei sollte nicht das, sondern die Einsparung von Ressourcen viel mehr hervorgehoben werden.“ Durch den Kauf von Second Hand fällt eine Produktionskette weg – nämlich jede der Billigproduktion. „Die Sachen sind ja alle da – also warum immer nur nach Neuem Ausschau halten?“
Im Kost-Nix-Laden sollen hauptsächlich Kleidung und Hygieneartikel abgegeben werden. Dazu zählen auch Kindermode, Schuhe und alles andere, was man am Körper trägt. Shampoos oder Duschgels werden ebenfalls angekommen – auch wenn sie schon angebrochen sind. Dann werden sie einfach umgefüllt. Alles andere, wie zum Beispiel Opa’s alte Decke, Vasen, Puzzles oder Spiele werden nicht so gerne gesehen. „Sonst erweckt das Ganze den Eindruck eines Ramsch-Ladens und das ist nicht Sinn der Sache“, sagt Laura und ergänzt: „Gib nur das, was du selber auch von jemand anderem annehmen würdest.“
„Es ist schwer, Menschen beizubringen, etwas zu nehmen, ohne Geld dafür zu geben.“
Das Prinzip des Gebens und Nehmens steht hier allen offen: Alleinverdiener*innen, Obdachlosen oder der Mittelschicht genauso, wie Pensionist*innen, Schüler*innen und Student*innen. „Es ist schwer, Menschen beizubringen, etwas zu nehmen, ohne Geld dafür zu geben. Der Kost-Nix-Laden ist ein Ort, der ganz ohne Geld auskommt“, sagt Laura. Dieser Aspekt sollte auch nicht ausgenutzt und die gratis mitgenommenen Dinge nicht im Anschluss auf Flohmärkten oder Ähnlichem weiterverkauft werden. Gaaanz schlechtes Karma!
Übrigens: Der Verein M.U.T. sucht immer wieder ehrenamtliche Mitarbeiter*innen. Wer sich dafür interessiert, schaut am besten im Laden vorbei oder schickt eine Mail an salzburg@verein-mut.eu.
Kost-Nix-Laden / Verein M.U.T.
Paris-Lodron-Straße 32
+43 699 184 420 40
salzburg@verein-mut.eu