Fräulein Flora Fotoschule: Sterne fotografieren

Auch im sonst so nebeligen Herbst ist der Himmel manchmal sternenklar. Deshalb gibt es von uns ein paar Tipps, was ihr mit euren Kameras in dieser Jahreszeit so alles anstellen könnt. Heute zeigen wir euch ein bisschen was zum Thema Sternenfotografie.

Vorbereitung

Den Sternenhimmel zu fotografieren ist gar nicht so schwer, ihr müsst in der Vorbereitung allerdings ein paar Dinge beachten. Die haben erst einmal gar nichts mit einer teuren Kamera zu tun: Erstens braucht ihr einen klaren Himmel, der nicht durch Wolken verdeckt ist. Außerdem solltet ihr einen Ort wählen, der möglichst weit weg von der Stadt ist, da die urbane Lichtverschmutzung viele Sterne überstrahlt. Auch der Mond leuchtet sehr hell, weshalb ihr idealerweise in den Nächten rund um Neumond loszieht.

In Sachen Ausrüstung braucht ihr auf jeden Fall eine Kamera, bei der ihr die Belichtungszeit manuell einstellen könnt. Bei jeder modernen Spiegelreflexkamera oder Systemkamera sollte das problemlos klappen. Außerdem braucht ihr unbedingt ein Stativ. Falls ihr einen Fernauslöser habt, ist das toll, aber kein Muss. Eine Taschenlampe wäre auch nicht schlecht. Denkt außerdem an warme Kleidung für euer nächtliches Shooting und nehmt eine Thermoskanne mit Tee mit. Dann kann es losgehen!

Die Wahl des richtigen Ortes

Im Prinzip könnt ihr überall Sterne fotografieren, wo der Himmel sichtbar ist. Trotzdem lohnt es sich, vorab ein paar Gedanken in den richtigen Ort für eure Fotosession zu investieren. Dass ihr möglichst aus der Stadt raus solltet, haben wir ja schon erwähnt. Idealerweise findet ihr einen Ort, der einen schönen Vordergrund für euren Sternenhimmel abgibt: Zum Beispiel einen Berg, eine Brücke, eine verfallene Hütte. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass euer gewünschter Vordergrund nicht beleuchtet ist. Manche Fotograf*innen nutzen auch eine Sternenkarten-App, um die beste Himmelsrichtung für ihr Foto zu bestimmen. Viele Sternbilder werden nämlich erst am Foto richtig sichtbar.

Die richtigen Einstellungen für eure Kamera

Ihr habt eure Kamera-Ausrüstung eingepackt, seid schön warm angezogen und habt euren Wunschort ausgesucht? Dann beginnt jetzt der schöne Teil der Arbeit. Montiert eure Kamera auf das Stativ und achtet darauf, dass alles schön stabil steht. Wir wollen ja keine Wackler im Foto. Jetzt geht es darum, die Kamera im manuellen Modus so einzustellen, dass genug Licht auf den Sensor kommt, um die Sterne sichtbar zu machen. Folgende Einstellungen solltet ihr vornehmen:

Blende: So offen wie möglich. Je nachdem, was euer Objektiv zulässt, wird das vermutlich ein Wert von 1.8, 2.8, 4, oder 5.6 sein. Je kleiner diese Zahl, desto besser. Diesen Wert stellen wir zu Beginn des Shootings ein und müssen ihn dann nicht mehr ändern.

Verschlusszeit: So lange wie möglich, ohne dass aus unseren Sternen Striche werden. Die Erde dreht sich ja auch in der Nacht und deshalb beginnen die Sterne irgendwann, zu „wandern“. Belichtet ihr länger, entstehen statt hellen Punkten eben Striche. Pi mal Daumen wird sich der optimale Wert für die Verschlusszeit je nach Objektiv zwischen 15 und 30 Sekunden bewegen.  Wenn ihr ausrechnen wollt, wie die maximale Verschlusszeit für euer Objektiv genau lautet, rechnet einfach mit dieser Formel, die man auch 500er-Regel nennt:

500 / (Cropfaktor d. Kamera x Brennweite d. Objektives) = max. Verschlusszeit

ISO: Ein hoher ISO-Wert bedeutet meistens mehr Rauschen im Bild. Deshalb gilt: Haltet den ISO-Wert so niedrig, wie irgendwie möglich. In unserem Fall war das irgendwo zwischen 800 und 3.200. Das hängt auch stark von eurer Kamera ab.

Bildstabilisator: Den schalten wir bitte aus, würde in diesem Fall nur schaden. Eure Kamera steht eh am Stativ.

Autofokus: Bitte den Autofokus unbedingt ausschalten. Wir fokussieren beim Sternefotografieren immer manuell. Allerdings ist das in der Nacht gar nicht so einfach, weil man durch den Sucher ja nichts sieht, außer Dunkelheit und Bildrauschen. Ihr werdet also vermutlich ein paar Mal herumprobieren müssen. Bei unserer Kamera mussten wir den Fokusring nicht wie erwartet auf ∞ (unendlich) stellen, sondern ein bisschen davor (bei der Markierung für 16 Meter) einrasten. Dann waren die Bilder wirklich scharf. Aber das müsst ihr für eure Kamera selbst probieren. Ein Trick wäre, eine/n Gehilf*in mit eingeschalteter Taschenlampe ca. 30 bis 50 Meter weit weg zu schicken und dann auf diese Person zu fokussieren.

Fernauslöser: Damit die Kamera am Stativ nicht wackelt, wenn ihr abdrückt, ist ein Fernauslöser praktisch. Allerdings braucht ihr den nicht unbedingt. Bei den meisten neuen Kameras kann man verzögertes Auslösen einstellen. Ihr wisst schon: Die Funktion, die ihr vom Familiengeburtstag kennt.

Aufnahmeformat. Wenn möglich fotografiert im RAW-Format. Dann könnt ihr im Nachhinein noch sehr viel aus den Fotos herausholen.

Alles richtig eingestellt? Dann seid ihr jetzt bereit für euer erstes Foto. Ist das Foto zu dunkel? Dann einfach ein paar Sekunden mehr belichten oder rauf mit dem ISO-Wert. Ist das Foto zu hell? Dann in die andere Richtung. Expert*innen machen oft ein dunkleres Foto für den Vordergrund und ein helleres für den Himmel und fügen die beiden danach zusammen. Aber das müsst ihr erst einmal nicht machen. Wir sind ja im Kurs für Anfänger*innen.

Nachbearbeitung

Vorab: Wir sind keine echten Profis, wenn es um Lightroom geht, deshalb hier nur einige wenige Tipps. Wir haben ja vorab schon erwähnt, dass ihr unbedingt in RAW fotografieren solltet. So bleiben genug Bildinformationen erhalten, um ordentlich viel aus dem Foto herauszuholen. Oft lohnt es sich, bei der Nachbearbeitung die Tiefen etwas anzuheben, um die Nuancen des Himmels besser zur Geltung zu bringen. Der Wert Klarheit bringt auch oft schöne Ergebnisse. Außerdem könnt ihr noch einiges an Bildrauschen aus den Fotos entfernen. Aber Achtung: Beim Nachbearbeiten gilt oft ‚weniger ist mehr‘, sonst sieht es kitischig aus!

Praxisbeispiel: So haben wir es gemacht

Für die Fotos, die ihr in diesem Artikel seht, waren wir im Bluntautal. Dort gibt es Bäche, Seen, Berge, also jede Menge schöne Vordergründe für unseren Sternenhimmel. Es war fast Halbmond, also eigentlich etwas zu hell, aber in jener Nacht war zumindest der Himmel klar, also wollten wir die Chance nicht verstreichen lassen. Wir fotografieren mit einer Sony A7RII. Unser Objektiv haben wir auf 24mm (max. Weitwinkel) eingestellt, die Blende so offen wie möglich auf 2.8. Dann haben wir mit Verschlusszeiten zwischen 15 und 20 Sekunden und ISO-Werten zwischen 800-3.200 herumprobiert. In der Nachbearbeitung haben wir in Lightroom den Wert Klarheit nach oben geschraubt, ein wenig den Dunst entfernt und das Rauschen reduziert. Allerdings war für diese Bilder relativ wenig Nachbearbeitung notwendig. Nächstes Mal wollen wir dann versuchen, ein Sternenspurfoto zu machen (Dafür gibt es bei Sony-Kameras eine eigene App) und einen Zeitraffer des wandernden Sternenhimmels. Aber fürs Erste waren wir ganz zufrieden mit dem Resultat.

Checkliste

  1. Auf das richtige Wetter achten (keine Wolken am Himmel)
  2. Raus aus der Stadt, um Lichtverschmutzung zu vermeiden
  3. möglichst bei Neumond losziehen
  4. Kamera, Stativ, Reserveakkus, Taschenlampe, Speicherkarte, eventuell Fernauslöser einpacken
  5. Warme Kleidung und Tee mitnehmen
  6. Sucht euch einen Ort mit schönem Vordergrund (Berge, Seen, Flüsse, Brücken etc.)
  7. Kamera fest am Stativ verankern, dass sie bloß nicht wackelt.
  8. im RAW-Format arbeiten
  9. Kamera auf manuellen Modus schalten
  10. Blende so weit wie möglich aufmachen (1.8, 2.8, 4, oder 5.6)
  11. ISO so niedrig wie möglich, so hoch wie notwendig
  12. Verschlusszeit je nach Brennweite des Objektives zwischen 15 und 30 Sekunden
  13. Bildstabilisator aus
  14. Fokus auf manuell schalten und scharf stellen
  15. Verzögertes Auslösen einstellen oder mit Fernauslöser arbeiten
  16. Testfoto machen und dann Verschlusszeit und ISO-Wert anpassen

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