Die Holzarbeiter*innen

Holzarbeiter

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Immer mehr junge Menschen in und um Salzburg entdecken das Arbeiten mit dem ältesten Rohstoff der Welt für sich und erschaffen mit viel Leidenschaft wunderschöne Produkte aus Holz. Wir haben zwei jungen Holzarbeiter*innen einen Besuch abgestattet und ihre ganz verschiedenen Zugänge kennen gelernt.

Der Holzphilosoph

Franz Josef Keilhofer ist kein Mensch, der große Töne spuckt. Und das, obwohl er viel zu sagen hat. Das merkt jeder, der den rothaarigen Mann mit den voll tätowierten Armen und den nachdenklichen Augen kennenlernt. Gemacht hat Franz in seinen etwas mehr als 30 Jahren schon fast alles: Er hat als Fotomodell, Nachhilfelehrer und Punkmusiker gearbeitet. Wenn man ihn nach seinem Beruf fragt, dann ist er aber vor allem eines: Handwerker. Und ein Bauernbub aus dem Berchtesgadener Land, der groß geworden ist am Fuße des Watzmanns. Hier, am Erbhof seiner Familie, lebt er bis heute. Und hier steht auch die Werkstatt, in der Franz aus mächtigen Holzstämmen filigrane Gegenstände wie Schalen, Federhalter oder Dosen drechselt.

Mit dem Drechseln begonnen hat Franz vor über zehn Jahren. Eine schwere Depression hatte ihn damals aus der Spur geworfen. „Im Zuge der Therapie habe ich etwas gesucht, das ich machen kann, ohne dass es mich ermüdet. Ich war damals immer komplett außer Atem, aber das Drechseln habe ich den ganzen Tag lang machen können. Und so war es klar, dass es das Richtige ist“, erzählt er. Also kaufte er von seinem letzten Ersparten eine Drechselmaschine und beschloss, sich selbstständig zu machen, anstatt in den erlernten Beruf zurückzukehren. „Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, weil die Alternative ein trostloses Leben ohne Perspektive war. Und ich habe gewonnen”, sagt er.

Auch wenn Franz zu Beginn seiner Drechsler-Laufbahn bereits technische Erfahrung mitbrachte, musste er sich das Drechseln als Autodidakt selbst aneignen. Durch Youtube-Videos, Bücher und durch hunderte Stunden an der Drechselbank wurde aus dem gelernten Formenbauer der Drechsler Franz Josef Keilhofer, der heute unter dem Label Ginger Wood seine Erzeugnisse verkauft.

An einer Schale arbeitet Franz schon einmal mehrere Wochen – oder noch länger: „Das Drechseln ist nicht der größte Teil der Arbeit. Man muss sehr geduldig sein. Ich kaufe kein trockenes Holz sondern den Stamm. Der muss nach dem Vordrechseln trocknen und bei einem großen Stück Holz dauert das schon mal bis zu einem Jahr“, erklärt er. Obwohl zu dem Bauernhof der Familie ein eigener Wald gehört, fällt Franz für seine Arbeit keine gesunden Bäume, sondern sucht auf benachbarten Grundstücken nach Stämmen, die ohnehin geschnitten werden. „Wenn ich sehe, dass der Nachbar gerade einen Baum umschneidet, dann schaue ich mir den Stamm an und was man daraus machen kann. Es macht keinen Sinn, dem Holz etwas aufzuzwingen.“

Sogar ein Buch hat Franz schon über seine Arbeit geschrieben. Nicht, um damit das große Geld zu verdienen, sondern, weil es ihm wichtig war. Es trägt den Titel „Mit Holz, Herz und Hand“. Auf 200 Seiten denkt er darin über sein Handwerk, den Umgang mit der Natur und den eigenen Lebensweg nach. Und dazwischen – immer wieder – die Arbeit an der mächtigen Drehbank, die Franz beinahe liebevoll mit einem Musikinstrument vergleicht.

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Die Lampenmacherin

Die Arbeit mit großen Maschinen ist auch Julia Fischer gewöhnt. Doch wenn ihr science-fiction-mäßig anmutender Lasercutter die Arbeit aufnimmt, dann heißt es für sie erst einmal warten. Vor zwei Jahren hat die junge Salzburgerin begonnen, aus reiner Neugierde im Salzburger Happylab mit dem Lasercutter zu experimentieren „Angefangen hat es mit Schmuck und einem Weinregal. Dann bin ich draufgekommen, dass ich mich auf etwas fokussieren muss“, erzählt sie von ihren ersten Gehversuchen. Nach einigem Herumprobieren landete sie schließlich bei ihrer ersten Lampe aus Holz. Es sollten viele folgen.

Einen handwerklichen oder technischen Hintergrund hat Julia nicht, dafür ist sie in Sachen Design gut ausgebildet: Vor einigen Jahren hat sie an der FH Salzburg Multimedia-Art studiert. Heute arbeitet Julia als Kellnerin und nebenbei am Aufbau ihres Labels mit dem Namen Kairoz. Denn mittlerweile sind die Lampen so beliebt, dass sie mit dem Produzieren kaum hinterherkommt. Geplant war dieser Erfolg nicht: „Es war nie meine Absicht, da beruflich etwas daraus zu machen, das hat sich einfach so ergeben“, erzählt die Lampenbauerin. Mittlerweile gibt es fünf Modelle, die Namen wie „The Cone”, „The Leaf” oder „The Moon” tragen und wunderschön aussehen.

Hinter jedem der stabilen und zugleich federleichten Kunstwerke stecken viele Stunden Arbeit. Und viel Erfahrung: „Das schwierige ist, dass man alles genau mitbedenken muss, wenn man die Lampe plant. Das braucht viel Übung und Vorstellungsvermögen”, erzählt Julia von ihren zahlreichen Fehlversuchen. Das Tüfteln liegt ihr aber: „Ich könnte ewig weitermachen, die Lampen zu verbessern und zu verändern”, erzählt sie.

Sobald der Laser-Cutter die Teile ausgeschnitten hat, beginnt für Julia die kleinteilige Arbeit. Erst werden die Teile gereinigt und poliert, dann wird die Lampe wie aus Puzzlesteinen zusammengebaut. Weil eine Werkstatt derzeit noch das Budget sprengen würde, passiert diese Arbeit zuhause im WG-Zimmer. Wie viele Teile dort herumliegen? Zu viele, um sie zu zählen, weiß Julia. Erst kürzlich konnte sie über eine Kickstarter-Kampagne eine größere Summe Geld auftreiben, die sie benötigt, um Rohmaterial zu kaufen und endlich größere Stückzahlen herzustellen. Denn es ist ihr erklärtes Ziel, irgendwann einmal ganz von ihrer Leidenschaft leben zu können.

Kairoz Kairoz Kairoz


Dieser Artikel ist zuerst im QWANT.Magazin 10/2019 erschienen. Hol dir jetzt dein Gratis-Abo!


Titelfoto und Fotos von Franz Keilhofer: (c) Nadine Schachinger, Herzflimmern

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