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Darknet

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Das Darknet, das ist das Internet für Kriminelle und Perverse. Drogenringe, illegaler Waffenhandel, Kinderpornos, Auftragsmorde, ehschowissn. Wirklich? Wir waren auf der dunklen Seite und haben nachgeschaut.

Es dauert ein paar Sekunden, bis sich die Verbindung aufbaut. Nicht lange, aber lang genug, um sich ins Internet der frühen 00er-Jahre zurückversetzt zu fühlen. Dann ist der Moment wieder vorbei und am Screen hält eine erhobene Faust eine Zwiebel wie im Protest nach oben: Das Symbol des Tor-Browsers, kurz für The Onion Router. Er ist der gängigste Zugang ins Darknet, die Pforte zur Anonymität im Internet.

Darkent

Das Konzept ist einfach: Tor und andere Anonymisierungsdienste leiten die Verbindung vom eigenen Computer über mehrere Server ins Netz – bei Tor sind es drei. Frei nach dem Zwiebelprinzip, daher auch Name und Logo. „Der erste davon weiß noch, wo man herkommt, der zweite weiß das schon nicht mehr und der dritte weiß dann nur noch, wo man hinwill“, erklärt Klaudia Zotzmann-Koch, Obfrau vom Computer Chaos Club Wien (C3W), das System. Geht man mit dem Tor-Browser online, können besuchte Webseiten nicht mehr erkennen, wer hier genau surft. Allerdings: „Nur, weil man das Tor-Netzwerk benutzt, heißt das nicht, dass man anonym ist. Das Einzige, was es tut, ist verschleiern, wo genau man sitzt.“

Nicht nur das – alleine mit dem Tor-Browser zu surfen, bedeutet noch keinen Einstieg ins Darknet. Der letzte Verbindungsserver, der sogenannte „Exit Node“, lässt nämlich auch Zugriffe in das Clearnet, also das, was wir gemeinhin als Internet kennen, zu. Besucht man über den Tor-Browser etwa Amazon, ist man also nicht nur weit entfernt vom Darknet, sondern wird von der Verkaufsplattform spätestens beim Einloggen trotzdem erkannt – Bussi Baba, Anonymität.

Richtig eintauchen ins Darknet und dem anonymen Surfen damit schon wesentlich näher kommen, kann man erst, wenn man versteckte Onion-Seiten aufsucht. Diese sind ohne Tor-Browser nicht aufrufbar, selbst im Tor-Netzwerk weist keine Suchmaschine den Weg, die Adressen bestehen aus zusammenhangslosen Reihen von Buchstaben und Zahlen, die sich laufend ändern. Die meisten davon findet man nur, wenn man sie kennt. Oder Kontakte hat, die das tun.

Darknet

Perfekt für alle, die etwas zu verbergen haben. „Man fühlt sich bis zu einem gewissen Grad geschützt und damit ist natürlich die Verlockung relativ groß, illegale Geschäfte über das Darknet abzuwickeln“, meint Chefinspektor Johann Wallner, Spezialist für Internetkriminalität am Landeskriminalamt Salzburg. Und tatsächlich: Wenn man erst einmal weiß, wo und wie man suchen muss, sind illegale Angebote im Darknet relativ leicht zu finden. Vom Heroin-Sampler im Angebot um sensationelle 0,004 Bitcoins, umgerechnet etwas mehr als 25 Euro, über raubkopierte E-Books bis hin zum österreichischen Pass um die stolze Summe von knapp unter 2.000 Bitcoins – für jede Nachfrage gibt es das passende Angebot.

Doch auch wenn die kriminellen Services leicht zu finden sind – die Ermittlungen gestalten sich umso schwerer. Weder Clear- noch Darknet agieren lokal – was in einem Land als illegal gilt, kann mittels Umleitung über einen ausländischen Server schnell „legalisiert“ werden. Umgekehrt natürlich genauso, führt Chefinspektor Wallner aus: „Das große Damoklesschwert für uns ist die sogenannte Rechtmäßigkeit. Die Täter*innenseite muss sich nach nichts richten. Die österreichische Exekutive, die Gerichtsbarkeit, muss sich natürlich an die österreichischen und an die internationalen Rechtsvorschriften halten.“ Dazu kommt, dass, selbst wenn Kriminelle im Darknet entlarvt werden, sich dasselbe Angebot innerhalb kürzester Zeit neu bildet: „Illegale Plattformen stehen möglicherweise sofort wieder auf, in irgendeiner anderen Form, in irgendeiner anderen Zusammensetzung. Was wir jetzt reden, ist in einer Stunde alter Kaugummi.“

„Zur Freiheit gehört, wenn man sie ernst nimmt, auch das Eingeständnis, dass Feinde der Freiheit sie zwangsläufig missbrauchen werden.“

Ob da nicht mehr Überwachungsmethoden nötig wären, mehr Spielraum für die Ermittlungen? Nein, meint Daniel Moßbrucker, Referent für Informationsfreiheit im Internet bei Reporter ohne Grenzen: „Zur Freiheit gehört, wenn man sie ernst nimmt, auch das Eingeständnis, dass Feinde der Freiheit sie zwangsläufig missbrauchen werden.“ Anders gesagt: Nur, weil Herrn Sobotka jemand vor die Tür scheißt, rechtfertigt das noch keine ausgedehnte staatliche Überwachung. Zum Bereich demokratischer Grundrechte zählt auch das Netz, erkärt Moßbrucker: „Jede Demokratie, die stolz auf ihre Freiheitsrechte ist und sie verteidigen will, schafft auch im Digitalen genau solche Rückzugsmöglichkeiten.“

„Akteure der hellen Seite nutzen das Darknet, Akteure der dunklen Seite missbrauchen das Darknet.“

Das ist eigentlich der Grundgedanke des Darknets – Anonymität zu schaffen, nicht für Kriminelle, sondern für jene, die sie dringend brauchen. Journalist*innen, Whistleblower, Dissident*innen, Regierungskritiker*innen in autoritären Regimes, das Darknet bietet ihnen einen sicheren Hafen. Es ist ein Ort der Recherche, des Austauschs mit Informant*innen, des Archivierens, seltener auch ein Ort der Veröffentlichung potentiell gefährlicher Informationen, fernab von staatlicher Überwachung oder Kontrolle. So sollte es eigentlich sein, ist Moßbrucker überzeugt: „Akteure der hellen Seite nutzen das Darknet, Akteure der dunklen Seite missbrauchen das Darknet.“

Digitaler-Nachlass

Das Versprechen von Anonymität im Internet zieht vermehrt Menschen an: 2017 verzeichnete Tor einen Nutzer*innen-Anstieg von ungefähr 1,5 Millionen zu Jahresbeginn auf knapp unter 3 Millionen im November. „Ich denke, dass das damit zu tun hat, dass viele begriffen haben, dass wir im Internet, wenn wir aktiv sind, überwacht werden, dass unsere Kommunikation im großen Stile mitgelesen, aufgezeichnet, weiterverarbeitet wird“, glaubt Markus Zeilinger, Wissenschaftler an der FH Oberösterreich am Department Sichere Informationssysteme.

Tor bietet eine Pause vom personalisierten Werbewahnsinn, von Webseiten, die mehr über uns wissen als die eigene Familie, und Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation. Und: Eine Auszeit von der Überwachung, die auch Privatpersonen zum Verhängnis werden könnte. „Es gibt komplette Schattenpersönlichkeiten von uns. Wir existieren im Netz einfach nochmal“, fasst Zotzmann-Koch vom C3W zusammen. Das hieße zum Beispiel auch, dass sich die drei McDo- nald’s-Bestellungen letzten Monat, die digitale Zahnarztrechnung und die E-Mail vom Psychologischen Beratungscenter schnell in eine höhere Versicherungsprämie verwandeln könnten.

Darknet

Das Tor-Netzwerk schützt genau vor diesen Übergriffen auf unsere Privatsphäre – doch nicht immer ist das auch genug. Der Anonymisierungsdienst ist selbst regelmäßig Ziel von Attacken: Mit Trojanern und Timing-Angriffen stehen der Freiheit im Netz zwei mächtige Technologien gegenüber. Erstere nistet sich auf lokalen Computern ein und überwacht die gesamte Aktivität des Geräts, also auch den Einstieg in das Darknet, bevor die Verbindung überhaupt verschlüsselt wird. Timing-Angriffe dagegen zielen darauf ab, das gesamte Tor-Netzwerk inklusive aller seiner Nodes zu überblicken und damit die Anonymität grundsätzlich außer Kraft zu setzen. Laut Moßbrucker ist das jedoch nicht sehr wahrscheinlich: „Das klingt sehr einfach, aber ist in der Umsetzung extrem schwierig. Ein Netzwerk wie das von Tor von über 7.000 Servern live zu überwachen, verschlingt enorme Ressourcen. Das können – wenn überhaupt – nur Staaten mit extrem stark ausgestatteten Geheimdiensten.“

Ob das Darknet überwacht werden sollte oder nicht hängt letztlich davon ab, wie wir uns als Gesellschaft definieren.

Anonymisierungsdienste wie Tor sind Werkzeuge, mit denen man Gutes schaffen kann, aber eben auch Böses. Sie haben dunkle und helle Seiten, nicht anders als das Clearnet auch. „Was stärker wiegt, ist etwas, was wir als Gesellschaft entscheiden müssen“, meint Zeilinger. „Wollen wir die Möglichkeit haben, anonym im Internet kommunizieren zu können, oder überwiegt der Sicherheitsgedanke?“

Übrigens: Beim Schließen reagiert der Tor-Browser genauso schnell wie alle anderen auch. Mit einem Klick ist das Fenster verschwunden. Ganz so wie die Spuren der vergangenen Stunden im Netz.

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