Salzburger*innen in aller Welt erzählen von der neuen und der alten Heimat. Diesmal: Lisa Kaltenegger, die es vom kleinen Kuchl bei Salzburg in die USA verschlagen hat. Lisa ist Astronomin, unterrichtet an einer Elite-Uni in den USA und beschäftigt sich mit der Frage, ob es außerhalb unseres Sonnensystems Leben gibt.
Wie bist du in die USA gekommen?
L: Mein Weg in die USA ist richtig zick zack gewesen. Studiert habe ich in Graz, meine Diplomarbeit in Spanien geschrieben und dazwischen bereits ein Auslandssemester in den USA gemacht. Für meine Dissertation hat es mich nach Holland verschlagen, weil sich dort die Möglichkeit ergeben hat, bei der europäischen Weltraumorganisation mitzumachen. Dann habe ich eine Forschungsstelle an der Uni Havard angeboten bekommen, das konnte ich natürlich nicht ablehnen. Nach einer Stelle an der Universität Heidelberg in Deutschland ging es für mich dann noch ein letztes Mal über den großen Teich: Die Cornell Universität hat mich angerufen, das ist eine der richtig guten Unis in den USA, und hat gefragt, ob ich als Professorin anfangen will. Aber das ganze kann man auch in fünf Worten zusammenfassen: Ich bin der Neugier gefolgt. Der Vorteil von meiner Arbeit ist, dass die Sterne überall gleich sind – auch wenn man einen anderen Ausschnitt sieht.
Was macht man an so einer Eliteuni den ganzen Tag? Das gleiche wie die Forscher*innen von „Big Bang Theory“?
L: Ich muss sagen: Es wäre echt manchmal super, wenn man die Schauspieler aus Big Bang Theory als Kolleg*innen hätte, das wäre zum Teil sicher sehr unterhaltsam. Aber Spaß beiseite: Es ist wie auf einer normalen Uni, ich unterrichte und konzentriere mich stark auf meine Forschung.
Ich komme in der Früh ins Büro, schalte den Computer ein, vorher gibt es noch einen Kaffee und dann lese ich Emails – das kennen wir ja alle. Dann fang ich zu arbeiten an. Ich habe mir im Büro ein großes Plakat aufgehängt, in dessen Mitte meine Hauptforschungsfrage steht: „Die Suche nach Leben außerhalb unseres Sonnensystems“. Damit ich mich immer daran erinnere, auch wenn es ab und zu stressig zugeht.
Was vermisst du in Salzburg?
L: Je länger man weg ist, desto mehr merkt man die Schönheit Salzburgs. Was mir abgeht ist das Essen. Die guten Nachspeisen zum Beispiel. Wenn ich hier bin, esse ich immer Heidelbeertatscherl oder andere gute Sachen. Zum Beispiel Topfen gibt es in Amerika nicht. Das heißt, wir können keinen Topfenstrudel oder so etwas machen. Backhendlsalat fällt mir auch noch ein. Der fehlt mir auch sehr.
Woran kannst du dich in Amerika gar nicht gewöhnen?
L: Trump. Und die soziale Ungleichheit.
Was magst du in den USA?
L: Was ich an Amerika echt schätze: Dei Leute sind wahnsinnig freundlich. Weil die auch oft umziehen und somit wissen, dass es hart ist, wenn man wo „der Neue“ oder „die Neue“ ist. Und die USA machen etwas sehr, sehr gut: Sie bewerten das Potenzial einer Person, bei uns wird eher die Erfahrung beurteilt. Deswegen ist man in den USA immer ein paar Jahre früher dran, weil man dort Talenten das Potenzial gibt, sich zu entfalten. Ich glaube, es gibt wahnsinnig viele junge Leute mit tollen Ideen und Amerika hat das verstanden. Und natürlich die Nationalparks, die sind wahnsinnig schön.
Illustration: Julia Aichinger