Wir haben einem jungen Geigenbauer über die Schulter geschaut

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Duft nach Mandeln hängt in der Luft und draußen scheint die freundliche Spätsommersonne auf das Biedermeiermobiliar. Raphael sitzt in grünem Arbeitsschurz am Werktisch und poliert eine Geige. Davon kommt der Mandelduft, erklärt er. Das Streichinstrument wird mit einer Politur poliert, die Schelllack, Benzoe und Spuren von ätherischen Ölen enthält, um es zum Glänzen zu bringen und vor Insektenbefall zu bewahren. 

Von Grundlack bis zum Farblack durchläuft so eine Geige manchmal bis zu 20 Schichten Lackierung, je nach Verfahren. Raphael studiert sie alle. Er erklärt, während er eine Violine in der Hand, seine eigene, dreht und wendet. Die ist etwas heller als gewöhnlich, er hat sich für einen anderen Farblack entschieden. Gebaut hat er sie im bayrischen Mittenwald, wo er gerade die staatliche Musikinstrumentenbauschule besucht. In jedem Semester wird ein Instrument hergestellt, sieben sollen es am Ende sein. 150 Stunden dauert die Prozedur je Geige im Schnitt, vom Geigenkorpus bis zur Oberflächenbehandlung, dem Griffbrett und dem Klangbild. Eine Arbeit größter Genauigkeit für Auge und Gehör. „Trotzdem würde ich meine Arbeit immer noch als Handwerk bezeichnen.“

Geigenspielen kann er natürlich auch. Als Geigenbauer sei das ein Muss. Wenn die Geige der Kundschaft beispielsweise auf ihren Klang überprüft werden muss. Nur Publikum schätzt er dabei nicht sehr. „Irgendwann, mit 14 oder 15, fand ich es nicht mehr so cool, und wohlgefühlt habe ich mich dabei auch nicht.“ Jetzt spielt Raphael nur noch im geschlossenen Kämmerchen, wo er ungestört ist. „Klanglich kann ich einfach nicht das hervorbringen, was andere auf der Geige machen. Außerdem spielt jeder Musiker sein Instrument auf seine eigene Art und Weise.“

In der Werkstatt bei Geigenbaumeister Peter Svatek arbeitet er dann, wenn er gerade nicht den Geigenbau in Mittenwald studiert. Hier werden Geigen, Bratschen und Celli repariert, restauriert oder als ganze Instrumente neu gebaut. Die Wände in der Werkstatt sind ein nimmer enden wollender Fundus an Fotos von Musikern, Zeichnungen und Gemälden. Man kann sich niemals daran sattsehen, bestätigt Raphael. Hierher kommen Stammkunden von München bis Kärnten und auch aus dem in der Nähe liegenden Mozarteum. „Die Kundenbetreuung ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Da wird Vertrauen aufgebaut, wie bei einem guten Hausarzt.“ Einen Instrumentenverleih gibt es hier – ebenso einen Einkauf von Zubehör und jegliche Art von Streichinstrumenten. Die sind zu einem erschwinglichen Preis erhältlich, sagt Raphael und öffnet die Vitrine, in der sich Geigenhälse an Geigenhälse reihen. „Wir wollen hier gute Qualität zu leistbaren Preisen herstellen.“ Auch seine Geige aus Mittenwald befindet sich in der Vitrine. Er hebt sie zielsicher heraus. Jeder Geigenbauer kenne schließlich sein Instrument.

Die ersten Geigen hat er bereits in Hallstatt hergestellt, als er die Fachschule für Kunsthandwerk besucht hat. Danach hat ihn Peter Svatek ziemlich schnell unter seine Fittiche genommen. „Wir haben einen Kaffee getrunken und es hat gepasst. Mittlerweile arbeiten wir richtig gut zusammen.“ Bei Peter Svatek hat er sein Handwerk richtig gelernt, bis dieser ihm klar gemacht hat: Wer einen Weg als Geigenbauer einschlagen will, braucht eine spezialisierte Ausbildung als solcher. Da hat sich Raphael auf den Weg nach Mittenwald gemacht.

Aktuell pendelt Raphael also zwischen der Musikinstrumentenbauschule in Mittenwald, Peter Svateks Geigenbauwerkstätte und seinem Heimatort St. Gilgen. Diesen Frühling hat er in Mittenwald beim Geigenbau-Wettbewerb mitgemacht und sich mit über 130 Teilnehmer*innen aus aller Welt gebattlet. In die Wertung der besten 30 hat er es nicht geschafft, er zuckt mit den Schultern. Da habe er nun mal das falsche Modell gewählt. In vier Jahren, wenn der Wettbewerb erneut stattfindet, will er aber wieder dabei sein. „Dann vielleicht mit einem Stradivari-Modell. Da bist du immer auf der sicheren Seite.“

Bis dahin wird er in Mittenwald seine letzte Geige innerhalb der Ausbildung bauen und dann seine Zeit in Wien verdingen. Bei einem Wiener Geigenbaumeister will er arbeiten und lernen. Um schließlich irgendwann wieder nach Salzburg zurückzukehren, wo sein Weg damals angefangen hat.

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