Lastenräder boomen. Ein junger Salzburger war unzufrieden mit den teuren Modellen der großen Marken und hat kurzer Hand einen eigenen Shop ins Leben gerufen, in dem er leistbare Alternativen aus Österreich anbietet. Wir haben Pujan zu einer Ausfahrt mit seinen Family Rides getroffen.
Gelernt hat Pujan ja eigentlich etwas ganz anderes. Wie es kam, dass der junge Designer im Nebenberuf nun auch Fahrräder verkauft? Ganz einfach: Pujan wurde im vergangenen Jahr zum ersten Mal Vater. Da er durch und durch Radfahrer ist, hat er sich für den täglichen Arbeitsweg bald nach einem Lastenrad umgesehen und erst einmal große Augen gemacht: Will man nämlich ein Lastenrad der großen, internationalen Hersteller kaufen, ist man gleich einmal ein paar tausend Euro los. Soll das Ganze dann auch noch E-Antrieb haben, geht es richtig ins Geld. Also beschloss Pujan, sich nach günstigeren Alternativen umzusehen. Durch Zufall kam er an die Adresse des Wiener Fahrradkonstrukteurs Clemens Wright, der gemeinsam mit seiner Frau Claudia ein Österreichisches Lastenrad entwickelt hat. Ihr Ziel: Leistbare Räder mit Top-Qualität. Pujan war von der Idee begeistert und will die Räder nun auch in Salzburg bekannt machen.
Wir wollen von Pujan wissen, wie es sein kann, dass sich ein heimisches Produkt am Markt durch einen günstigeren Preis auszeichnen kann. Die Erklärung ist einleuchtend: Im Gegensatz zu den Modellen der großen Marken werden die Family Rides nur online vertrieben. Somit fallen keine großen Margen an und die Preise bleiben für die Endkund*innen niedrig. An der Qualität wird dagegen nicht gespart – im Gegenteil: Zwar werden die Einzelteile bei Partnern in Shanghai und Polen vorproduziert, der Rest passiert aber in Österreich. Transportboxen fertigen Tischler*innen aus Niederösterreich und Wien, Individualisierungen für Unternehmen werden in Korneuburg durchgeführt und in Pfaffstätten wird alles zusammengeführt, montiert und für die Kund*innen einsatzbereit gemacht.
[yellow_box]
Lastenräder selbst ausprobieren
Radkultur trifft Schranne
Am kommenden Donnerstag (8. Juli 2021), könnt ihr von 10 bis 15 Uhr im Kurpark vor dem Paracelsus-Bad über 15 verschiedene Lastenräder ausprobieren. Die Stadt Salzburg bietet außerdem einen Radcheck und Beratung rund ums Thema an. Mehr erfahren.
[/yellow_box]
Jede Menge Platz für Kind oder Hund
Um selbst herauszufinden, was am Boom um die Lastenräder dran ist, unternehmen wir mit Pujan kurzerhand eine Spritztour. Dabei führen wir die beiden Modelle LeiLa (ohne Motor) und BubbleBob (mit E-Motor) aus. Auf unseren ersten Lastenradmetern begleiten uns Pujan und seine Kollegin Iris, die ihn beim Verkauf der Räder unterstützt. Wir dürfen beide Modelle selbst fahren und merken schnell die Unterschiede. Während das motorlose LeiLa durch extrem engen Kurvenradius besticht, ist das elektrische Modell ruhiger und weniger „rumpelig“ zu fahren. Vor allem, wer Kinder und schwere Lasten transportiert oder größere Strecken zurücklegt, wird über den E-Antrieb glücklich sein.
Wie der Name Family Rides schon sagt, sind Familien die erste Zielgruppe der Lastenradhändler*innen. Aber nicht nur. So bietet Family Rides bewusst auch Fahrräder für Hundebesitzer und für den Transport von Waren an. Wobei sich die Modelle dabei in erster Linie bei den Transportboxen unterscheiden. Und auch Regen- und Sonnenschutz werden auf Wunsch mitgeliefert. „Die Lastenräder sind extrem robust und bei jedem Wetter einsatzbereit. Bei den Modellen mit E-Antrieb kann man den Akku herausnehmen und über Nacht in der Wohnung laden“, zählt Pujan die Vorteile auf, während wir die Salzach entlang zum Glanspitz radeln. Außerdem, so meint er, würde man auf einem Lastenrad im Straßenverkehr besser und anders wahrgenommen. Und im Gegensatz zu den beliebten Radanhängern könne man die Kinder jederzeit im Auge behalten.
Preislich finden sich die Modelle von Family Rides tatsächlich deutlich unter jenen der internationalen Konkurrenz. Das unmotorisierte Lastenrad LeiLa etwa geht um unter 2.000 Euro über den Ladentisch, wobei die Förderungen von Stadt und Land hier noch abgezogen werden. Das E-Bike BubbleBob mit Platz für bis zu vier Kinder kostet ohne Abzug der Förderungen rund 3.500 Euro, in der Praxis also deutlich unter 3.000.
Herzensprojekt statt großer Kohle
Zu guter Letzt wollen wir von Pujan wissen, wie es mit seinem Lastenrad-Business weitergehen soll. Schließlich ist die Nachfrage riesig. Da läge der Einstieg eines Investors nahe. Doch Pujan winkt ab. Es gehe ihm um die Sache. Darum, einen Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten und Lastenräder bekannter zu machen. Seine berufliche Hauptbeschäftigung habe er ohnehin im Teppich-Geschäft seiner Familie und in seinem eigenen Designstudio. Neben all dem bleibe das Verkaufen von Lastenfahrrädern ein Herzensprojekt.