Aus der Ferne – Corona-Edition: So geht es Auslandsösterreicher*innen aktuell

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Unwort des Jahres ist es jetzt schon – Corona. Wie es bei uns in Österreich abläuft, kriegen wir ja täglich vorgeführt. Aber was ist mit den Salzburger*innen oder Landsleuten aus anderen Bundesländern, die es irgendwann mal ins Ausland verschlagen hat? Wir haben einige Expats gefragt, wie die Situation bei ihnen ist.

Victoria, lebt in Barcelona

„Ich sitze hier in Barclona und wir sind praktisch eingesperrt. Hier darf man raus, wenn man einkaufen geht, in die Arbeit, zum Arzt (aber auch nur in dringendsten Fällen wie z. B. Krebsbehandlung), mit dem Hund Gassi geht oder seine Kinder vom anderen Elternteil abholt. Anosnten muss man zu Hause bleiben. Man kann weder spazieren gehen, noch Sport im Freien machen.

Eigentlich möchte man auch gar nicht mehr so gerne raus, weil man wirklich Angst hat, sich oder jemanden aus der Familie anzustecken. Hier in Spanien ist das Gesundheitssystem nämlich etwas schlechter aufgestellt, als in Österreich und so wie es ausschaut, gibt es hier noch Masken und Schutzkleidung für eine Woche. Das ist beunruhigend. Da möchte man jetzt nicht wirklich krank werden.

Ich arbeite in einer Schule, bereite Wochenpläne für die Schüler*innen vor und bilde mich weiter. Es ist schwierig, es für alle richtig zu machen, ist ja doch jede Familiensituation anders. Psychologisch ist die Situation durchaus eine Herausforderung. Auch wenn momentan niemand im näheren Umfeld erkrankt ist oder Symptome hat, ist man trotzdem sehr angespannt. Gefühlsmässig ist es, als wäre man in einem Hollywood-Film. In der Szene, in der sie im Fernsehen die Nachrichten über einen gefährlichen Virus aus aller Welt zeigen.

Um 20:00 Uhr wird jeden Tag geklatscht für alle, die noch arbeiten und danach unterhalten uns einige Nachbar*innen mit Gesang und Musik. Ein schöner, aber emotionaler Moment. Wie es weitergeht ist ein bisschen ungewiss. In Barcelona ist nun das Militär eingetroffen, das Flughafen und Hafen desinfiziert. Ich nehme an, dass sie das auch mit Metro Station usw. machen werden. Die Ausgangssperre wird höchstwahrscheinlich verlängert werden.
Die Schliessung der Schulen über die anfangs gedachte Frist hinaus wurde schon bestätigt.“

Marlene und Manfred, leben in Amsterdam

„Hallo! Manfred und Marlene melden sich aus Amsterdam! Bei uns ist soweit alles gut, wir sind bei uns daheim und arbeiten auch von hier aus. Glücklicherweise ist das möglich und ganz ehrlich, wir können uns grad wieder alle 10e abschlecken, wenn wir sehen, wie glücklich wir eigentlich sind. Wir können beide gut von zu Hause arbeiten und uns sogar kurzfristig ein kleines Büro einrichten, weil wir Platz haben. Morgensport kann ganz normal gemacht werden – drinnen oder draußen, ist beides möglich, da wir zum Glück ein bisschen außerhalb des Stadtkerns wohnen. Aja und der Garten. Wir gehören nicht zur Risikogruppe – sind aber trotzdem vorsichtig und versuchen unseren Teil beizutragen.

Die Stimmung ist soweit ok. Es passiert nicht mega viel in der Nachbarschaft, aber wir checken miteinander über WhatsApp ein. Was ist anders als in Österreich? Ab und zu sieht man auf Instagram schon noch Menschengruppen die sich auf der Straße aufhalten. Was ist noch anders als in Österreich: Es ist ok, dass die Kinder in den Online-Meetings dabei sind, es ist ok, wenn man sich die Arbeitszeiten so einteilt, dass man seine Kinder betreuen kann. Wir befinden uns noch nicht im kompletten Shut Down, da die Niederlande (noch) einen anderen Zugang verfolgen.

Was wir bis jetzt gemacht haben:
x) Ukulele gekauft
x) jeden Tag mit Freund*innen eingecheckt
x) Haare (seehr kurz) geschnitten
x) Ausgiebiges Fahrradservice
x) Unserem Hocker Harold dem Hippo jeden Tag Gesellschaft geleistet
x) Einen Zeitungsständer gebastelt
x) Die Schnapskarten ausgepackt

Wir vermissen das “zur Arbeit gehen”. Ansonsten ist alles momentan noch ziemlich zum Aushalten.“

Supermarkt in Amsterdam: Wegen den effizienten Lieferketten gibt es immer wieder Engpässe.
So sieht es bei Marlene und Manfred daheim aus

Markus, lebt in Oslo

„Ich bin seit wenigen Tagen in Vaterkarenz und passe auf meinen Sohn auf. Weil aber der Kindergarten meiner Tochter geschlossen hat und meine Frau als Lehrerin auch nicht raus kann, haben wir viel Zeit gemeinsam.

Die Norweger war ein bisschen früher dran mit dem Shut Down, es wurden die Schulen sehr schnell geschlossen. Die großen Firmen haben sofort auf Home Office umgestellt, auch bei mir, als ich noch nicht in der Karenz war. Noch vor Österreich haben die Norweger ein riesiges Krisenpaket geschnürt. Aber sonst ist alles gleich wie daheim.

Ich versteh, dass die Situation eine große Herausforderung ist, wir versuchen solidarisch zu sein. Wenn man auf die Straße geht, sieht man schon Leute, aber man versucht den Abstand einzuhalten, Hände zu waschen. Ich habe das Gefühl, dass jeder weiß, dass das alles kurzfristig ist und dass bald alles beim Alten sein wird.

In Norwegen sind Freizeit-Hütten am Strand oder am Berg sehr beliebt, speziell zu Ostern. Da ist es ganz normal, dass Orte im Sommer menschenleer sind, weil alle in ihren Hütten sind. Jetzt befinden sich auch viele Leute in ihrem Rückzugsort, deswegen musste die Regierung ein Verbot des Hüttenbesuchs erlassen – inklusive Strafe (mit bis zu 10 Tagen Freiheitsentzug oder eben Geld zahlen). Dieses generelle Ausgangsverbot wurde schnell eingeführt und ist auch ganz gut angenommen worden.

Dass eine Ausgangssperre ist, merken wir, weil unsere Tochter totale Unverständnis der Situation gegenüber hat. Sie sieht schwer ein, wieso sie nicht raus darf und auch nicht in den Kindergarten. Für uns ändert sich nicht viel, wir bleiben daheim und spielen mit den Kindern.“

Anna, lebt in Berlin

„Da ich seit Anfang Februar nen Schimpehax aka gerissene Bänder habe, bin ich mittlerweile mit meiner Wohnung verwachsen. Ich kann mir die Zeit weder mit Aufräumen (österreichisch: Zusammenräumen) vertrödeln, noch krasse Sportübungen machen. Kochen und Essenszubereitung nervt mich, weil ich mir immer selbst im Weg stehe. Der Boden ist (Staub-)Lava. Ich verleih mir meist schon eine Medaille, wenn ich einbeinig wieder in den dritten Stock komme – die Vitrine füllt sich.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß gar nicht genau, wie ich die letzten 6 Wochen so “entspannt” rumbekommen habe. Freunde haben mich mit Essen und Gesellschaft versorgt. Ich hab gelesen. Und nachgedacht – schadet ja ab und zu auch nicht. Das mit der Gesellschaft ist jetzt erstmal pausiert. Das ist momentan der einzige Beitrag, den ich leisten kann (falls mir etwas entgeht – gerne Hinweise). Anderseits bin ich drei Schritte (ja ja) näher an meine liebste Freundin gerückt, weil wir fast jeden Tag telefonieren.

Meine Stimmung ist tatsächlich ziemlich zuversichtlich – zu meiner Verteidigung muss ich sagen, ich lebe ja auch in einer Blase. Ich muss nicht raus, ich muss nicht arbeiten, ich muss noch nicht mal (zumindest bislang) für mich selbst einkaufen. Meine einzigen Termine sind beim Arzt und bei der Physiotherapie. Mal schauen wie lange das noch geht. Wenn das ausfällt, muss ich selber den Tennisball mit dem Schimpehax die Wand hoch und runter, von links nach rechts und in ner Acht rumrollen. Auch das werde ich hinbekommen.

Für mich heißt es in nächster Zeit üben, üben, popüben. Dem Schimpehax wieder Aufgaben zuweisen, Vertrauen neu lernen und immer wieder zeigen, wer die Hosen an hat. Das mit den Hosen wird schwierig, weil er es ja ist, der sie trägt. Vielleicht switche ich auf Rock um, damit keine Missverständnisse entstehen.“

Valentina, lebt in Brighton

„Ich bin zurzeit im Vereinigten Königreich (Brighton), um meinen Master in Sustainable Design zu machen. Einquartiert habe ich mich vor ca. 7 Monaten im Studentenwohnheim auf einem Campus der Uni, ein bisschen außerhalb vom Stadtzentrum.

Passiert ist hier in den letzten Tagen einiges. Großbritannien ist auf den Zug mit #stayhome leider viel zu spät aufgesprungen, denn es gibt hier schon seit Anfang Februar ziemlich viele Covid-19 Fälle. Der Premierminister hat alle Entscheidungen den Briten selbst überlassen und es hat sich so angefühlt, als würde er Großbritannien „durchseuchen“ wollen. Auf jeden Fall heißt es jetzt seit Dienstag stay @ home, man darf nur einmal am Tag raus – unter den gleichen Bedingungen wie daheim (alleine, mit Begründung, ihr wisst’s was ich meine). Geschäfte, Pubs, Museen und alles andere sind natürlich geschlossen und weil man niemanden anstecken möchte und es eh nichts zu tun gibt, bleibt man auch am Besten daheim.

Als kleinen Reminder habe ich gestern eine nette SMS von der britischen Regierung bekommen. Außerdem haben sich die Leute in den einzelnen Stadtteilen von Brighton zusammengetan und WhatsApp Gruppen erstellt, wo man Hilfe anbieten oder umgekehrt um Hilfe bitten kann. Ich bin selber auch in so einer Gruppe und finde das eine super Sache, vor allem für ältere Leute. Jetzt muss man einfach zusammenhalten so gut es geht und sich auch an die Regeln der Regierung halten, was einigen leider schwer fällt. Atemschutzmasken und Einweghandschuhe sieht man leider auch selten, trägt weder in Geschäften noch sonst wo jemand.

Hier am Campus ist es sehr ruhig geworden, da die meisten Studenten natürlich nach Hause gefahren sind. Vorallem bei Nacht hört man kaum noch was, worüber ich mich als „Oldie“ nicht beklagen kann. Da ich seit 14 Tagen schon in Selbstisolation bin, weil ich selber krank war (Symptome deuten auf ihr-wisst-schon-was hin), weiß ich nicht, wie es in der Stadt selbst so zugeht. Aber was ich über meine Freunden mitbekomme, laufen immer noch ein paar Leute in freier Wildbahn herum, die das Ganze leider nicht so ernst nehmen.

Die Uni hat sehr bald gehandelt, noch bevor die Regierung alle Schulen und Bildungsinstitutionen geschlossen hat. Meine Professoren geben ihr Bestes im Moment und schauen, dass wir trotz Ausnahmesituation mit unseren Projekten vorankommen. Wird auf jeden Fall noch spannend werden, da das Studium doch sehr auf Kooperation und Studioarbeiten fokussiert ist.

Von demher wird mir aber nicht fad, hab einiges zum Aufholen *hust*, und jetzt wo ich wieder gesund bin, werde ich meinen erlaubten Freilauf pro Tag nutzen und die Sonne genießen (tatsächlich schon seit über einer Woche kein Regen in good old England).

Wie lange der „Lockdown“ dauert, weiß man leider nicht so genau, ich bleibe auf jeden Fall hier in meinem Studentenzimmerlein, wo mir hoffentlich die Decke nicht auf den Kopf fallen wird. Meiner Familie daheim fällt die Tatsache, dass ich hier alleine bin, glaube ich, schwerer als mir selbst, aber ich bin eigentlich ganz guter Dinge und Dank der modernen Technologie nicht die ganze Zeit alleine mit meinen Pflanzen, die leider wenig gesprächig sind.

Und noch ein Fun Fact zum Schluss: die Klopapier-Panik ist auch hier vor 2 Wochen losgegangen. Aber neben Oaschpapier, Nudeln und Desinfektionsmittel waren hier in Brighton die Baked Beans und Schwarztee-Regale auch leergeräumt. So hat jedes Land eben seine Prioritäten 😉


Ihr befindet euch auch gerade im Ausland? Dann schreibt uns doch, was eure Situation so ist. Wir freuen uns über eure Eindrücke!

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