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Wege gehen auf Salzburgerisch

hinterbei/voadabei

Hinterbei/voadabei steht für hinter oder vor. Der kleine Zusatz „bei“ hat keinerlei Bedeutung, wird trotzdem gern verwendet. Die Bar findet sich so nicht hinter der Kirche. Sondern wird eher so beschrieben (für “voadabei” gelten die selben inhaltlichen Regeln).

„Woast, wo die Kirchn ist?” “Jo, de hob i scho gseng.” „Genau hintabei is de Bar.“

hibei

Hibei ist etwas, wenn es in naher Distanz zu einem anderen Ding steht. Die Sonnenbank vor dem Haus steht „bei da Hauswond hibei“. Dazu gibt es nicht mehr und nicht weniger zu sagen.

doni

Jemand rückt uns zu nahe auf die Pelle? Sofort „doni“ schicken. „Gehst bitte a bissi doni“ wäre der passende Satz dazu. Das gilt auch bei dringendem Bedürfnis nach Blasenentleerung:

„Du konnst scho aufs Föd pinkeln, geh hoid a wengal doni.“

auffi/obe

Wer „auffi“ geht, muss auch „obe“. Zum Beispiel am Berg. Auffi fährt der Lift, genauso wie obe. Gute Christen fahren in den Himmel auffi. Für alle, bei denen es nicht gereicht hat, geht’s in die Hölle obe. Eigentlich leicht, oder?

zuawi

Zuawi gehen beweist Nähe. Wer zuawi geht, nähert sich einem Gebäude, wer zuawibrot, arbeitet daran, eine romantische Eroberung klarzumachen. Im Auto kann man zuawafoan (in Richtung Parkgarage eines Einfamilienhauses). Wer einen nicht zuawilosst, hat manchmal Intimacy-Issues.

entn/herentn

Für ein ehrliches entn/herentn bietet sich die Himmelsrichtung „Gen Innergebirg“ an. Entn, das ist alles ab nach dem Tennengebirge (nach Süden). Herentn ist alles, das sich vor Hiefler- und Ofenauertunnel befindet. Autofahrer*innen wissen, was gemeint ist.

owabei/untabei

Owabei/untabei heißen darüber und darunter. Wie wir auch schon bei hinterbei und vorderbei gelernt haben, ist das „bei“ essentiell, um zu zeigen, dass man selbst korrekt Dialekt spricht. Deutschlernenden Neo-Salzburger*innen empfehlen wir deswegen dringend, allen Ortsbeschreibungen ein „bei“ nachzuschießen.

„Wo ist denn des Tuppergschirr?“ „Ist des net im Küchenkastl?” „Na, i hobs net gseng.“ „Schau amoi obabei noch, vielleicht hob is aufiglegt.“

eini/aussi

Hinein und hinaus betritt oder verlässt ein*e Salzburger*in z. B. ein Haus. Aber nicht nur. Als sehr viel wichtiger wird die geographische Beschreibung innerhalb der Region des Landes empfunden. Eine fährt jeder aus dem Tennengau, der sich auf einen Ausflug in die Stadt Salzburg aufmacht. Aussi geht es Richtung München, nach Wien fahren wir obi und auffi geht’s nur am Berg.

oni

Ein Ausdruck, den wir selber intensiv diskutieren mussten. Die breite Mehrheit beschreibt „oni“ als „an“ oder „dagegen“.

„Muast du du di jetzt oniloana, wo i grod putzt hob?“ „Na muas i net, tschuldigung.“

Titelbild: Noémi Macavei-Katócz / unsplash

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