Fräulein Flora

Schamanisch Reisen in Salzburg

„Schamanismus ist nicht erklärbar, er kann nur erlebt werden.“ Über Facebook erfahre ich so manches über meinen Kreis der Auserwählten… Dass aber jemand eine schamanische Praxis eröffnet, kommt in der Regel eher selten vor.

Ich klopfe „Schamanismus“ in Google rein und werde von fremden Welten erschlagen: Was bitte sind Ahnen, Spirits und Krafttiere? Vieles klingt befremdlich und einen Tick zu irrational für mich. Skepsis und Neugierde ringen kurz um Oberhand, ehe es endgültig wird: Ich buche eine schamanische Reise in Maxglan.

Schamanische Trommel

Angeblich trage eine schamanische Reise zur Klärung von Problemen oder zur Heilung von Krankheiten bei. Ich fühle mich jetzt weder krank, noch glaube ich dass ich Probleme hätte, die ein Großteil der Menschen hier nicht hat. Da geht’s vielen bedeutend schlechter auf der Welt. Was also würde mir der Kontakt mit „der jenseitigen Welt“ bescheren?

„Hätte mir vor 6 Jahren jemand von Schamanismus und Energetik erzählt, hätte ich ihn zum Teufel gejagt“, erklärt mir Martin Schwärz und lacht, als ich seine Wohnung und Praxis betrete. Wir überwinden die Türschwelle zum Behandlungsraum, die mit einem Stein markiert ist und unseren Übertritt in eine andere Wirklichkeit einläuten soll.

Martin ist über Umwege zu seiner schamanischen Ausbildung gekommen. Er hatte Wirbelsäulenprobleme und als nichts half, entschied er sich für eine energetische Wirbelsäulenaufrichtung. Der Clou an der Sache: Eine derartige Behandlung war fast so teuer, wie die Ausbildung dazu. Da ist letzteres natürlich ökonomischer, nachhaltiger und das Weitergeben von Wissen ist Martin immer schon ein Anliegen gewesen. Heute bietet der hauptberufliche Krankenpfleger nebenbei energetische und schamanische Behandlungen an.

Die Reisevorbereitung: Tee, Tratsch und Karten

Wir setzen uns, trinken gemütlich Tee und beginnen locker drauf los zu quatschen. Gezieltes Nachfragen Martins lassen auf eine solide Menschenkenntnis schließen. Ich ziehe Karten.  Darauf sind seltsam anmutende Motive („Die Versorgerin“) und Tätigkeiten („zulassen“) zu sehen. Nachdem mir Martin die Bedeutung erklärt, kann mein logischer Verstand ein bisschen mehr damit anfangen. Wie es sich beim Schamanen gehört, bedanke ich mich bei den Karten dafür, dass ich heute an diesen Aspekten arbeiten darf. Die Reise geht los.

„Der Schamane reinigt mich mit überirdisch gut riechendem Salbeiduft und ich nehme auf einer Behandlungsliege Platz. Ich schließe die Augen.“

Mit der Rassel werden die „Spirits“ – angefangen von Mutter Erde bis hin zur Heiligen Maria und Jesus – angerufen und um Hilfe gebeten. Für mich als eingefleischten Religionsskeptiker eine erste Bewährungsprobe, da fühlt sich der aufgeklärte Herr etwas unwohl. Aber was soll’s, ich versuche das berühmte „Loslassen“ zu erreichen… Das ist gar nicht mal so leicht! Und dann geht es richtig ab: Als es mir gelingt, die zweifelnden Fragen im Kopf abzuwürgen und an nichts zu denken, wird mir kurz schwarz vor Augen, ehe es mich vor dem inneren Auge deftig flasht. Ich sehe nicht mehr schwarz, ich sehe ein kräftiges Grün. Das klingt jetzt befremdlich, fühlt sich aber durchaus angenehm an. Ein Kribbeln geht durch den Körper und die Skepsis meldet sich wieder zu Wort, will mich zurückholen. Mir gelingt es, entspannt zu bleiben.

Entspannung pur? Alice im Wunderland lässt grüßen!

Und plötzlich geht es los: Ähnlich wie beim Träumen sehe ich Fetzen an Handlungen, Gesichtern und Landschaften. Klingt hektisch – ist es auch! An diesem Punkt setzt der Trommelschlag des Schamanen ein und jetzt wird mir klar, was es mit der Reise auf sich hat: Martin gibt mir Anweisungen und leitet mich durch diese wilde Traumfetzerei, hilft mir ein stimmiges Bild zu erzeugen. Ich gehe auf einer Wiese und alles ist friedlich und toll. Als ich auf einen Baum zugehe, kommt es zu einem Alice-im-Wunderland-Momentum: Da ist ein Loch und ich gehe Treppen hinunter. Unten angekommen gibt es verschiedene Räume, in denen ich einige sehr verblüffende Sachen erlebe und entdecke. Ab hier wird’s etwas privat – sorry! – aber zur Funktionsweise der Reise sei gesagt: Der Schamane stellt in diesen „Räumen“ Fragen, die man intuitiv und aus dem Bauch heraus auch beantworten kann. Gefühle und Erfahrungen werden hochgekramt, die man vergessen oder verdrängt hat. Manches überrascht durch seine bloße Existenz. Einiges führt zu herzhaftem Lachen, anderes fühlt sich traurig an. Der Schamane hilft dabei, respektvoll mit diesen Erkenntnissen umzugehen.

Als ich wieder aufwache, sind einenhalb Stunden vergangen und ich wische mir Tränen aus dem Gesicht. Ich fühle mich saumüde und pudelwohl.

Und was hat’s gebracht?

Der Jet-Lag der Reise ist enorm: Einerseits fühle ich mich die nächsten Tage befreit, hopse locker flockig durch den Tag. Andererseits werde ich in den nächsten Wochen – da ich ja nicht aus meinem alten Leben und Verhalten ausgestiegen bin – mit alten Problemen konfrontiert. Hm, das kann wohl auch jeder von sich behaupten, der gerade 14 Tage in der Karibik die Seele baumeln lassen hat… worin liegt da jetzt der Unterschied zur schamanischen Reise?

Erfahrungstechnisch würde ich diesen Trip in die Kategorie „Bildungsreise“ einordnen, da ich einiges über mich selbst gelernt habe. Die Wochen danach waren ziemlich anstrengend, da ich in vielerlei Hinsicht sensibler dafür geworden bin, was mir gut tut oder eben schadet. Mein Fazit? Gutes wie schlechtes Verhalten ist angelernt und – auch, wenn das jetzt wie eine buddhistische Glückskeksweiseheit klingen mag – mein Bauchgefühl ist genauso wichtig wie mein Verstand. Schlussendlich ist so eine Reise wie jede andere Art des Ausbrechens aus dem Alltags auch: Jeder erlebt es anders.

Martin Schwärz
www.praxisschamanismus.com
Lanserhofstraße 30 Top 39
5020 Salzburg

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