Website-Icon Fräulein Flora

„Die Schuldfrage ist für uns nicht relevant“

Große Schneemengen gehen in den Bergen mit großer Lawinengefahr Hand in Hand. Gleichzeitig treiben sie begeisterte Wintersportler*innen ins Abseits der Piste. Verunglücken sie, rückt die Bergrettung aus. Manche kann sie retten, andere nur noch tot bergen. Im Social Media kritisieren Menschen die Rettung von leichtsinnigen Tourengeher*innen. Wir haben die Bergrettung dazu befragt.

„Am besten oben lassen und warten bis im Frühjahr ausappern“, schreibt Sandra G. „Einfach liegen lassen. Selber Schuld, kein Mitleid“, „keine Suchaktion bei solcher extremen Witterung“. Die Kommentarfunktion auf Facebook ist gnädig, wenn Berichte über Lawinenverschüttete aufploppen. Vor allem jetzt, wo die Lawinenwarnstufe zwischen 4 und 5 wechselt. Tourengeher*innen, die sich bei aktueller Schneelage in gefährdetes Gelände begeben, so scheint man hier beinahe einstimmig der Meinung, haben das Recht auf Rettung verloren- und damit auch auf ihr Leben.

„Die Schuldfrage ist für uns nicht relevant“, sagt Roland Schimpke, Bezirksleiter der Bergrettung Bezirk Flachgau. „Die Bergrettung hilft, wo es möglich ist. An dieser Haltung wird sich nichts ändern. Dem Tourengeher muss bewusst sein, dass die Möglichkeit der Rettung bei größerer Lawinengefahr sinkt.“ Das bedeute nicht, dass sich Skifahrer*innen gewissen- und reuelos in jegliche Schneelage befördern sollen. „Wir sind kein Abholdienst. Skitourengeher sollten sich über die Gefahr, der sie sich aussetzen, im Klaren sein und dementsprechend auf Touren verzichten. Deshalb sind wir auch dankbar, dass die meisten Tourengeher auf die Warnungen hören.“

Wann Leben gerettet werden darf und wann nicht, ist keine Diskussion, an der sich die Bergrettung beteilige, wiederholt er. Im Notfall versuche man eine sachliche Situationsanalyse zu erstellen, um die richtigen Bergungsmaßnahmen ergreifen zu können. Spekulationen über die Motive und Verhaltensweisen tragen dabei nichts zu einer gelungenen Bergung bei. Das einzig relevante sei die Situationsfrage, wie die Rettung vonstattengehen solle, ohne das eigene Leben zu gefährden.

Die mobile Version verlassen