Fräulein Flora

Da gibt es einen wunderbaren Hörspielautor in Salzburg

Anes ist eine Erscheinung. Und das, obwohl wir uns nur am Bildschirm kennenlernen. Der junge Mann trägt Anzugjacke und drückt sich besser aus, als jede*r, der*die uns bis jetzt begegnet ist. Anes beendet Sätze mit „nicht wahr?“ und sagt Wörter wie „gewiss“. Ihr versteht, dass wir sofort begeistert waren, oder?

Anes ist aber nicht nur interessant, sondern extrem ambitioniert.

Nach einigen Jahren Probierzeit hat er mit 15 beschlossen, professionelle Hörspiele zu produzieren. Mittlerweile ist er der Schöpfer einer Krimi-Reihe namens JONES. Story in kurz: Jonathan Jones ist Ermittler und hat einen traumatisierten Freund namens Davidson. Die ganze Geschichte spielt in New York City – das Anes akribisch beschreibt – und das, obwohl er selbst noch nie dort war.

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Hört euch die Weihnachtsfolge an – und dann jedes Monat eine neue!

Vor allem die Weihnachtsfolge ist für Anes eine ganz besondere. „Die Weihnachtsfolge kann als Auftakt für die nächsten Folgen gesehen werden. Wir haben hier sehr viel Herzblut reingesteckt und sind sehr stolz auf das Ergebnis“, erzählt Anes. Wenn er „viel Herzblut“ sagt, dann meint er das auch. Über 200 Stunden Arbeiten fließen in eine einzige Folge von „Jones“. Recherche, Nachdenken, Verwerfen, das alles gehört zum Prozess. Und dann braucht es noch jede Menge Menschen, die helfen, um die Gedanken des Autors zum Leben zu erwecken.

Was Anes will

Anes hat ein klares Ziel vor Augen. Nämlich richtigrichtig gute Hörspiele zu produzieren. Leider, sagt er, ist die Hörspielkultur etwas untergegangen, viele Unternehmen mussten dichtmachen. Hörspiele hören vor allem Menschen, die ein bissi nostalgisch sind, meint Anes. Die, die damals Bibi Blocksberg im Kasettenrekorder hatten. Oder die „Drei Fragezeichen“ im Loop hörten. 

Dass es dem Hörspiel so ganz generell schlecht geht, bedauert Anes. Das ist so ein großartiges Medium, findet er, fast so wie das Buch. Man hört etwas, hat aber – im Gegensatz zum Film – die Möglichkeit, die eigene Fantasie einzuschalten. Wahnsinnig spannend also für einen Autor, eine ganze Welt zu erdenken und in die Köpfe der Menschen zu bringen.

Der linke Herr ist Anes Agic höchstpersönlich (Foto: privat) und rechts ist Christoph Galette (Foto: Kamran Babazadeh)

Allein ist nicht genug: Wieviel Menschen braucht es, um Jones zum Leben zu erwecken?

Alleine, sagt Anes, kommt man nicht weit. Im Leben nicht und auch nicht in der Hörspiel-Produktion. Und weil Anes kein Geld hat, um professionelle Schauspieler*innen für sein Hörspiel anzuwerben, tut er es mit Leidenschaft – und zwar ganz viel davon. So ist es ihm gelungen, unter anderem professioneller Stimm,- Sprechtrainer und Sprecher, für seine Sache zu gewinnen.

Der heißt Christoph Galette, hat einen Faible für die Stimme und spricht neben dem Coaching auch die die Rolle von Benjamin Davidson. Das Projekt klang einfach superspannend, sagt Christoph und als er die Rolle gelesen hat, wusste er genau, wie dieser Davidson klingen muss. Weil es Spaß macht und weil Anes toll ist, arbeiten Christoph und seine Kolleg*innen kostenlos an den den Stücken. Das ist für jungen Autor keineswegs selbstverständlich: „Ich bin wirklich dankbar für die grandiose Arbeit, die meine Schauspieler*innen und Sprecher*innen hier leisten.“ Bei der Hauptstimme gibt’s übrigens auch Nachwuchsfeeling: Dorian Dobler ist gleich alt wie der Autor selbst, also 17.

Jones sucht Sponsor*innen

Anes erinnert uns an … naja … uns. Für seine Leidenschaft, das Hörspiel, gibt es gerne alles, was er hat. Oder was er in seiner Buchhandel-Lehre verdient. Das geht aber nicht auf Dauer, wissen wir ja selbst. Für die erste Staffel hat Anes bereits tolle Sponsoren gefunden, aber jetzt wird wieder gesucht. Dabei geht es zum einen um Geldgeber*innen, zum anderen um Menschen, die technische Infrastruktur zur Verfügung stehen haben, z. B. ein Tonstudio oder allerlei Technikdings. Sollte sich jemand angesprochen fühlen, darf er*sie sich gern bei uns unter info@fraeuleinflora.at melden und wir connecten euch.

Titelbild: Swapnil Sharma / Unsplash 

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