Fräulein Flora

Bücherverbrennung: Salzburg hat endlich ein Mahnmal

Vor Kurzem ist in Salzburg ein neues Mahnmal enthüllt worden. Es steht am Residenzplatz, gleich vor dem Gebäude des Heimatwerkes und erinnert daran, dass vor 80 Jahren 1.200 Bücher an (fast) genau diesem Ort verbrannt wurden.

Das Wetter meint es gut mit Salzburg, als das Mahnmal enthüllt wird. Die Künstler*innen selbst und der Vizebürgermeister der Stadt Salzburg ziehen im Sonnenschein die weiße Decke gemeinsam von dem niedrigen Quader. Schauplatz ist der Residenzplatz, auf dem Baustellenchaos herrscht. Redner*innen tun ihre Gedanken kund und zwischendrinnen immer wieder ein Seitenhieb, dass auch dieses Mahnmal, wie so viele, an den Rand gedrängt wurde. Ganz unrecht haben die Kritiker*innen damit nicht: Schließlich fand die Salzburger Bücherverbrennung fast in der Mitte des Residenzplatzes statt. Andererseits: Besser hier, als gar nicht. Auch da sind sich die Anwesenden einig!

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Vor 80 Jahren fand in Salzburg am 30. April 1938 die einzige Buchverbrennung auf dem Gebiet des ehemaligen Österreich statt. Dabei brannten nicht nur Schriftwerke jüdischer Autor*innen, auch Bücher von linken oder christlich-sozialen Autor*innen fielen diesem symbolischen Akt der neuen Machthaber zum Opfer. Das Mahnmal trägt den Titel „Buchskelett“ und stammt von dem Künstlerpaar Fatemeh Nadiri und Florian Ziller.

„Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man bald auch Menschen.“ Heinrich Heine

Tourist*innen könnten das Mahnmal als Sitzgelegenheit verwechseln, gibt jemand in seiner Rede zu bedenken. Aber auch, dass das vielleicht etwas Gutes wäre. Nähert man sich nämlich, erkennt man unter der Oberfläche ein Buchskelett, das förmlich in der Leere schwebt. Dieses wird rund um die Uhr beleuchtet und so auch in der Nacht sichtbar sein.

Vieles wird bei der Eröffnung über das Erinnern gesagt. Und alles davon stimmt. Manches regt zum Weiterdenken an: Was zum Beispiel wäre heute – 80 Jahre später – das Gegenstück zur damaligen Bücherverbrennung, in Zeiten, in denen das Internet zum Leitmedium geworden ist? Und wo wird heute gefordert, Kritik abzudrehen, unsichtbar zu machen, Gegenstimmen auszulöschen? Uns fielen da ein paar Beispiele ein.

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