Salzburgs Türsteher haben uns Anekdoten aus ihrer Arbeit erzählt

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Brutale Kanten oder doch Psychologen mit besserem Körperbau? Wir haben Salzburgs Türsteher gebeten, uns aus ihrem Arbeitsalltag zu erzählen. Schnell war klar, dass Türen aufzuhalten nicht ihre einzige Aufgabe ist.

Daniel, Watzmann, Psychologiestudent

Wir haben gehört, dass du der schönste Türsteher Salzburgs sein sollst. Bringt das Bonus-Punkte bei der Bewerbung? Und bleibt dir Zeit fürs Flirten?

„Natürlich gibt’s keine Kriterien beim Aussehen für den Job. Aber die meisten bei unserer Firma betreiben Kampfsport und versuchen, sich fit zu halten. Klar, dass man das dann auch am Körperbau sieht. Richtig gute Anmachsprüche gibt‘s eigentlich nicht. Aber oft wird man schon angeflirtet. Romanzen entstehen daraus nicht, da stehen wir drüber. Bei der Arbeit bleibt außerdem sowieso keine Zeit für sowas.“

 

Totti, Daimlers (Es vergehen keine fünf Minuten ohne einen Händedruck, eine freundschaftliche Umarmung oder einen Taxifahrer, der im Vorbeifahren hupend grüßt.)

Du scheinst ziemlich beliebt zu sein. Macht dir dein Job Spaß?

„Ich liebe diesen Job einfach. Der Kontakt zu den Menschen bereitet mir Freude. Ja, ich betreibe schon auch Kampfsport, wie fast alle Türsteher, hauptsächlich Krav Maga und Kickboxen, aber Artikulation geht vor Gewalt und Körperbau. Psychologie ist eines meiner Hobbies. Man kann fast alle Situationen mit der richtigen Gesprächstechnik entschärfen. Man wird schon auch mal angegrabscht. Aber meine Freundin ist hier Kellnerin. Die weiß schon, dass das in diesem Business vorkommen kann.“

Elvis, Take Five (nein, es handelt sich nicht um den Türsteher vom O’Malley’s, der aussieht wie Elvis)

Du bist ja eine ziemliche Kante. Bist du oft in Schlägereien verwickelt?

„Wenn Wort gegen Wort steht, ziehen wir fast immer den Kürzeren. Letztens war da ein Bursche, der kam mit ’nem blauen Auge von einem anderen Lokal und meinte, ich habe ihn geschlagen. Kurz darauf standen dann auch gleich alle seine Freunde da und konnten das bezeugen. Da zahlt man dann auch gleich mindestens 1000 Euro Strafe. Mir hat ein Freund erzählt, dass es bei ihnen schon gängig ist, dass jeder Security mit einer kleinen Kamera ausgestattet ist. So eine bestell‘ ich mir wohl auch bald auf Amazon. Ich habe auch auch High Risk-Personenschutz gemacht. Da kommt man schon sehr viel rum, auch außerhalb Europas. Damit habe ich aber aufgehört, weil ich jetzt ein Kind habe. Viele Einsätze hatte ich zum Beispiel in Afghanistan.“

Manuel, Half Moon

 

Was war die ärgste Geschichte, in die du bislang verwickelt warst?

„Hauptberuflich bin ich Versicherungskaufmann. Ich mach das erst seit einem Jahr. Es kommt schon oft zu kleinen Ausschreitungen, aber bis jetzt lief immer alles kontrolliert ab. Ist aber ein gutes Zeichen, wenn wir den Stress auf der Straße vorm Lokal abfangen. Eine Schutzweste trag ich trotzdem beim Arbeiten. Die ist nicht Pflicht, viele verzichten auch drauf. Die ist nämlich auch nicht gerade billig und wird aus der eigenen Tasche finanziert. Eigentlich gut, wenn es keine gute Geschichten von Türstehern gibt, oder?“

Fabio, Watzmann

Kommt bei euch jeder rein?

„Unser Dresscode ist Casual, nicht zu sportlich. Aber eigentlich kommt jeder rein. Kapperl darf niemand aufhaben. Wenn drinnen was passiert, erkennt man sonst niemanden auf den Aufnahmen. Ich stehe nicht immer beim Watzmann. Das wechselt. Wir sind bei einer Security-Firma angestellt. Die Firma gehört meinem Vater. Unsere Leute stehen bei ziemlich vielen Bars. Ich glaube, insgesamt sind es zurzeit acht. Das schwankt immer etwas.“

Manuel und Vater Fabio

 

Chef der Security-Firma und Vater von Fabio

Warum macht man bitte eine Firma für Türsteher auf?

„Na, bitte nicht Türsteher sagen. Türsteher ist man schnell mal. Meine Jungs sind Sicherheitsfachkräfte. Sie werden ausgebildet und legen eine Prüfung am Magistrat ab. Die kriegen dann auch so einen Legitimationsausweis. Also eigentlich dürfen sich Türsteher ohne diesen Ausweis nicht als Security bezeichnen. Da kann es sogar Geldstrafen geben, wenn das trotzdem auf der Jacke steht. Zurzeit haben wir 24 Mitarbeiter, aber wir machen auch Personen- und Veranstaltungsschutz. Einer meiner Burschen steht auch immer bei einem Juwelier. Für manchen Jobs brauchen sie dann zusätzlich einen Waffenschein. Das Geschäft boomt, vor allem der Personenschutz in diesen Zeiten. Da kann ich jetzt natürlich nicht verraten, wer uns‘re Kunden sind.“

René: ehemalige Security-Fachkraft

Warum hast du aufgehört?

„Irgendwann sinkt dann einfach die Hemmschwelle. Das habe ich selbst bemerkt. Nach zehn Jahren war es einfach zu riskant für mich, weiter als Türsteher zu arbeiten. Ich glaub, länger als zehn Jahre sollte das niemand tun.“

Uwe, Bricks

Was magst du an deinem Beruf?

„Früher hat es mehr Spaß gemacht, Türsteher zu sein. Die Gäste werden immer brutaler. Die Leute heute haben einfach viel weniger Respekt. Wenn die Bar nicht einen Kumpel von mir gehören würde, würde ich mir das sowieso nicht mehr antun. Ob ich mich für den Job fit halte? 99.9% laufen hier sowieso übers Reden. Den Rest löst man mit sanfter Gewalt. Wenn man das nicht hinbekommt, hat man den falschen Beruf. Man darf nur keine Angst zeigen und muss vernünftig im Kopf bleiben.

Wenn man diesen Job lange genug macht, ist man geeichter Psychologe. Man trifft so viele Leute. Oft heulen sich die einen oder anderen Nachtschwärmer dann auch bei uns aus. Also nach ein paar Bier werden nicht nur klischeehaft die Barkeeper angejammert. Auch wir sind da gern gesehene Gesprächspartner. Bei uns werden alle gleich behandelt. Ganz egal, ob Stammkunde oder zum ersten Mal hier, ob links oder rechts. Jeder ist bei uns willkommen, solange er sich an gewisse Regeln halten kann. “

Stefan, Segabar

Was war das Schlimmste, das dir beim Arbeiten passiert ist?

„Da muss ich nicht lange überlegen. Das war, als mir jemand eine Pistole an den Kopf gehalten. Aber mein Kollege hat mir da rausgeholfen. Es ist für uns bei größeren Diskotheken echt wichtig, zu zweit zu arbeiten. Da muss man dem Partner wirklich vertrauen können.“

René, Shamrock

 

Lasst ihr jeden rein?

„Ich lasse eigentlich jeden rein, solange er nicht zu alkoholisiert ist. Ein typisches Anzeichen ist es, wenn jemand beim Grüßen keinen Augenkontakt mehr mit mir herstellt. Dann frage ich, ob eh noch alles fit ist und versuche, Small Talk zu führen. Dann weiß man sofort, ob jemand schon zu betrunken für diese Bar ist oder andere Stoffe zu sich genommen hat.“

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