Wenn der Bruder zum Fremden wird

Geschwisterliebe

ACHTUNG, DIESER BEITRAG IST VERALTET! BITTE ÜBERPRÜFE, OB DIE DARIN ENTHALTENEN INFOS NOCH AKTUELL SIND. WIR KÜMMERN UNS SOBALD WIE MÖGLICH UM EINE AKTUALISIERUNG!

In der Kindheit waren mein Bruder und ich unzertrennlich. Nach der Matura wurde alles anders. Wir zogen beide zum Studieren in unterschiedliche Städte – und verloren uns aus den Augen.

Genau eineinhalb Jahre liegen zwischen uns. Mein Bruder und ich sind quasi als Gleichaltrige aufgewachsen. Wir haben dieselbe Volksschule besucht, gleichzeitig begonnen, auszugehen, waren im selben Sportverein. Aufgrund des geringen Altersunterschiedes und der unterschiedlichen Schulwahl maturierten wir im exakt selben Jahr. Nach dem Bundesheer wohnten wir in unterschiedlichen Städten. Anfangs versuchten wir noch, uns regelmäßig zu sehen, feierten in Studi-Beisln und kamen besoffen zu Weihnachten nach Hause. Dass diese enge Beziehung ein Ende hatte, wurde mir zum ersten Mal in meinem Auslandssemester bewusst.

Obwohl ich meinen Aufenthalt richtig genoss, schrieb ich Postkarten und Emails – ohne je eine Antwort zu bekommen. Facebook und Co. waren in dieser Zeit noch nicht so groß wie jetzt, mein Internetzugang im Studierendenheim kaum vorhanden. Wollte man skypen, musste man einen Termin fixieren, damit ich zur richtigen Zeit im Internetcafé oder beim McDonald’s sein konnte.

Durch die geografische Distanz wurde der Kontakt noch spärlicher, meine Eltern kamen mich im Auslandssemester besuchen, mein Bruder nicht. Irgendwann habe ich erfahren, dass er es gehasst hat, dass ich ab und zu mit einem seiner Freunde geschmust habe. Zu nah in seine Privatsphäre sei ihm das gewesen. Gesagt hat er mir das nie.

Im neuen QWANT.: Geschwisterliebe: Was uns verbindet, warum wir uns hassen

Nach dem Auslandssemester und meinem Studienabschluss verbrachte ich noch einige Zeit in anderen Ländern. Mein Bruder zog auch weg – und blieb weg, in einem anderen Land. Viele Jahre hatten wir keinen Kontakt – zwischendurch eskalierten WhatsApp-Nachrichten oder vereinzelte Emails zum Streit und verhallten dort, wo sie sowieso schon die längste Zeit waren: in der Bedeutungslosigkeit.

Mittlerweile sind diese Eskapaden schon wieder so lange her, dass sie gar nicht mehr real scheinen. Wir sehen uns zwei bis dreimal pro Jahr. Erst vor einiger Zeit habe ich verstanden: Geschwistersein alleine führt nicht automatisch zu einer besten Freundschaft. Wer sich mit seinen Geschwistern ein Leben lang versteht, hat richtig Glück. Viele streiten sich, bei den meisten bricht der Kontakt einfach ab und verläuft im Nichts. So, wie das auch bei uns für einen Großteil der letzten zehn Jahre der Fall war.

Ich finde das mittlerweile ganz ok. Weil: Auch wenn die Trennung vom Bruder oder der Schwester schwierig scheint, ist sie in vielen Fällen der einzige Weg, seine eigene Persönlichkeit zu finden. Ganz unabhängig von den Menschen, die einen schon das ganze Leben kennen.

Titelfoto: Annie Spratt on Unsplash

Ähnliche Beiträge

Wir haben eine Liste jener Dinge angefertigt, mit denen du dich identifizieren wirst, wenn du in Salzburg aufgewachsen bist.
Wäsche, Wischen und Geschirr sind nach wie vor unlösbare Gleichungen für uns. Deswegen haben wir ein paar erfolgsversprechende Dinge ausprobiert.
Es muss nicht immer das Fertig-Waschmittel aus dem Supermarkt sein. Im Herbst liegt die perfekte DIY-Basis in Form von Kastanien draußen rum.

Lass uns Freunde werden!

Möchtest du regelmäßige Tipps von Fräulein Flora erhalten? Dann melde dich hier zum Newsletter an.

Um die Registrierung abzuschließen, senden wir dir eine Email zu.

Dieser Newsletter informiert euch über alle möglichen Themen in Salzburg. Ganz viel geht es dabei um Essen und Trinken, Sport. Abenteuer, Ausflüge, Menschen, Orte und Geschichten in der Mozartstadt. Informationen zu den Inhalten, der Protokollierung eurer Anmeldung, dem Versand über den US-Anbieter MailChimp, der statistischen Auswertung sowie Ihren Abbestellmöglichkeiten, erhaltet ihr in unserer Datenschutzerklärung.