„Wenn wo Paisley drauf ist, kann das nicht mit mir ko-existieren“,
sagt Johanna. Und das, obwohl sie Muster eigentlich liebt, also Muster, die auch etwas aussagen. Johanna unterscheidet: Manche Muster, die sind so Genre Tischkalender, das ist so ein Ding, das nur existiert, damit man es herschenken kann. So ein Muster würde Johanna nicht tragen. Das Hemd mit den Cowboy Skeletons aber schon. „Ich hab auch einen Rock, auf dem ganz viele, kleine Ukulelen drauf sind“, Muster, die laut und bunt sind und die was herzeigen, die sind super.
Johannas Netzstrumpfhose ist von Snag Tights, einer size inclusive Strumpfhosenmarke, Perfekt für Thunder Thighs.
„Mein Make-Up ist ein Überbleibsel aus meiner 14-jährigen Emo-Goth-Zeit.“
Ohne Eyeliner fühlt sich Johanna irgendwie nackt (verstehen wir zu 100 Prozent). Als wir uns treffen, hat sie außerdem zwei schwarze Punkte aufgemalt – jeweils einen unter jedem Auge. Und: ihre Wangen glitzern rosa. Bunt ist für Johanna mittlerweile sehr wichtig. Begonnen hat das Bedürfnis nach Farbe, als sie Mitte 20 war – gleichzeitig mit ihrem Arbeitsstart beim Winterfest. „Unter den ganzen Künstler*innen waren ganz viele, die sich sehr extrovertiert angezogen haben und denen wirklich alles wuascht war. In diesem Safe Space wurde es irgendwie auch erwartet, dass das eigene Auftreten bisschen drüber ist.“ Außerdem bot das Winterfest zahlreiche Anlässe, um Glitzer und Co aus der Kiste zu holen.


„Ich hab eine ganz große Liebe für Dolly Parton, irgendwie.“
Ob diese Liebe den eigenen Stil beeinflusst, weiß Johanna gar nicht, was sie aber sehr liebt, ist Dollys attitude. „Da gibt’s die Geschichte von Dolly, in der sie die Tramps in ihrer Kleinstadt gesehen hat, mit ihren Leopardenmuster, die ich auch sehr liebe, und mit den gemachten Busen. Dolly fand diesen Stil extrem gut. Und meinte: ‚Ich will das auch.“ – obwohl jeder andere den Stil ganz hässlich fand. Das ist natürlich auch ein Frauenbild, das total geächtet wird. „Ich find das powerful, wenn man sich diese Sachen nimmt, die vielleicht auch Menschen abschrecken. Und sagt: Ich will aber genauso bunt sein.“
Das Skeletons Cowboy-Hemd ist von Wicked Clothes, die hatten eine Zeit lang superschöne Buttonup-Shirts: "Das ist irgendwie campy, das hat mit gut gefallen."
„Ich würd mich gern noch bunter anziehen, als ich es jetzt schon tue.“
Manchmal greift Johanna zu Teilen in ihrem Kasten, bei denen sie kurz überlegt: Werde ich dafür in Salzburg blöd angeredet? Wenn ich das anziehe oder aufsetze? Und legt die Teile wieder zurück. In Salzburg, hat Johanna das Gefühl, ist in Sachen Toleranz noch Luft nach oben. In anderen Städten tut man sich leichter, bunt zu sein, hier – vor allem als plus size-Mensch – wird man schnell schief angesehen. „Ich ziehe mich noch gar nicht so laut an, wie ich das gern machen würde. Ich glaube schon, dass ich mich mehr trauen würde, wenn ich weniger Angst davor hätte, öffentlich angegriffen zu werden.“




Inspo aus der Drag-Szene
„Als ich Drag Queens irgendwann für mich entdeckt habe, bin ich auf RuPaul’s Drag Race gestoßen. Das ist vielleicht Kommerz, aber für mich war es damals der Einstieg in die Szene, relativ spät für einen queeren Menschen. Das hat mir die Augen geöffnet, da zuzuschauen, wie die Leute aus drei Fetzen Stoff das ärgste Outfit machen, das hat mein Hirn irgendwie explodieren lassen. Ich hab mir gedacht, mir macht das aber auch Spaß, ich will das auch.“
Johannas Ring ist von 6%Dokidoki, einer japanischen Marke. Doki Doki bedeutet auf Deutsch übersetzt: Herzschlag. Was sie unternommen hat, um diesen Ring zu bekommen, erzählen wir euch bald auf Instagram.
Als Illustratorin oder als kreativer Mensch hast du immer den Drang in dir, aus einer Basis etwas mehr rauszuholen.
„Ich mag es, wenn Menschen einen eigenen Stil haben. Ich hab das Gefühl, dass dann jemand stolz herzeigt: Das bin ich. Mir imponiert das! Wenn du nicht mit den geilsten Genen der Welt beschenkt bist und du schon in einem einfachen, weißen Shirt Komplimente sammelst, dann ist es cool, wenn du Möglichkeiten hast, dich selbst zu gestalten. Obwohl man vielleicht sagt, dass Mode etwas Oberflächliches ist, kann sie eigentlich über eine gewisse Oberflächlichkeit drüber helfen. Dahin, wo jeder Mensch die gleichen Ausdrucksmöglichkeiten hat.“