Und was machst du so? Ein Interview mit einer Puppenspielerin

Puppenspielerin

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Ursula Winzer hält als Puppenspielerin im wahrsten Sinne des Wortes die Fäden in der Hand. Wie die Ausbildung abläuft, wie man sich einen typischen Arbeitsalltag von Ursula vorstellen kann und was das Schwierigste beim Puppenspielen ist, hat sie uns im Interview erzählt.

Illustrationen: Ari Ban

Wie wird man Puppenspielerin?

In meinem Fall war es so, dass ich bei einem Schulausflug im Alter von 16 oder 17 Jahren im Salzburger Marionettentheater zu Besuch war. Das war der Beginn meiner Faszination und von da an wollte ich das unbedingt machen. Ich habe dann noch ein Jahr warten müssen und dann habe ich im Jänner 1986 die Ausbildung begonnen.

Wie läuft die Ausbildung ab?

Heute ist das etwas anders, aber bei mir war es so: Als man mich eingeladen hat, ins Marionettentheater zu kommen, liefen gerade die Proben für Don Giovanni. Also hat mich die damalige Prinzipalin zum Regisseur gesetzt, damit ich sehe, wie gearbeitet wird. Wir haben dann ein Gespräch geführt und uns auf Anhieb gemocht. Während meine Kollegen auf Tournee waren, habe ich dann die grundlegenden Dinge gelernt, die man als Puppenspielerin können muss: gehen, stehen bleiben, den Kopf und die Hände bewegen.

Wie lange braucht man, bis man das Puppenspielen beherrscht?

Man kann es mit dem Erlernen eines Instruments vergleichen. Die ersten Töne kann man gleich einmal, aber bis zur Virtuosität dauert es wirklich lange. Da kann man mit fünf bis acht Jahren rechnen. Und grundsätzlich lernt man als Puppenspielerin nie aus, weil jede*r Regisseur*in anderen Input mitbringt.

Puppenspielerin

Wie kann man sich einen typischen Arbeitstag vorstellen?

Das hängt ganz davon ab, in welcher Zeit des Jahres wir uns befinden. Wir haben die Werkstattzeit, in der wir das tun, was zu tun ist: Vom Puppen reparieren bis zum Requisiten bauen. Dazu muss man wissen, dass jeder Puppenspieler auch einen Beruf mitbringt, ich zum Beispiel bin Textilfachfrau. Wenn wir aber in der Spielphase sind, dann haben wir eine Vormittagsarbeitszeit oder Probenzeit und am Abend sind wir dann in einer Vorstellung. Und auf Tournee ist wieder alles anders. Da gibt es keine fixen Zeiten.

Was ist das Schwierigste beim Puppenspielen?

Das ändert sich im Laufe der Jahre: Während es für einen Jungen eher noch eine Herausforderung ist, die Puppen zu spielen, ist es für mich eher das Kreuzweh. Was auch immer schwierig ist, das sind die Massenszenen, weil wir dabei umgreifen und interagieren müssen. Das muss man immer wieder proben.

Gibt es Lampenfieber als Puppenspielerin?

Das gibt es schon, aber bei mir nicht. Ich empfinde eine gewisse Angeregtheit, wenn wir ein neues Stück spielen, aber Lampenfieber habe ich nicht mehr.

„Was mich an dem Beruf fasziniert, ist, dass eine Figur aus Holz besteht und trotzdem kann sie einen so sehr berühren.“

Was fasziniert dich an deinem Beruf?

Für mich käme es nicht in Frage, als Mensch auf der Bühne zu stehen. Das als Puppe zu tun, dabei Gefühle wie Glück oder Trauer ausdrücken zu können und im besten Fall beim Publikum eine Reaktion hervorzurufen, das ist das Schönste und Größte an diesem Beruf. Was mich auch fasziniert ist, dass eine Figur aus Holz besteht und trotzdem kann sie einen so sehr berühren.

Was ist deine Lieblingspuppe?

Bei mir ist das die Pamina, weil wir echt schon eine Beziehung haben. Es dauert ja eine Weile, bis man mit einer Puppe zusammenwächst, auch wenn das schwer zu erklären ist. Ich finde den Charakter toll und finde sie toll zu spielen.

Würdest du sagen, dass Puppenspielen dein Traumjob ist?

Also, ich bin nach all den Jahren schon ein bisschen müde, das gebe ich offen zu. So aufregend es klingt, auf Tournee zu fahren, geht es mir doch wie allen anderen, die viel unterwegs sind. Aber grundsätzlich ist es schon so, dass das Puppenspielen ein wunderbarer Beruf ist, der sehr viel Abwechslung bringt. Wir sind im Puppentheater ein Team, das sehr gut zusammenarbeitet und es gibt keine Kalamitäten. Das schätze ich sehr.

Puppenspielerin

Hast du privat auch Puppen?

Nein. Manche leben das auch privat, aber es gibt Tage, da mag ich die Puppen nicht sehen. Es ist wichtig, dass man auch Abstand bekommt. Es braucht einfach Regeneration und diesen frischen Antrieb.

Woran arbeitest du gerade?

Wir haben gerade den Fidelio fertig geprobt. Das Novum daran ist, dass wir etwas geprobt haben, das die Premiere auf Tournee hat. Wir werden das Stück in Bonn beim Beethoven-Festival zum ersten Mal aufführen und können es aktuell in Salzburg gar nicht spielen, weil die Reisebühne eigens für dieses Stück adaptiert wurde. Alles ist sehr neu und was mich so begeistert ist, dass uns der Regisseur in eine neue Zeit führt.


Dieser Artikel ist zuerst im QWANT.Magazin 10/2019 erschienen.

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