Stahlstadtliebe: 10 Tipps für ein Wochenende in Linz

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„Salzburg, diese Zuckerbäckerstadt, die hat ja nie irgendwie eine nennenswerte Szene zusammengebracht“, meinte Kurt Holzinger von der legendären Linzer Punkband Willi Warma mal. „Das Klima in Linz war einfach rauer“, schob er noch nach, als Kompliment gemeint, selbstverständlich. Das kratzt natürlich ein bisschen am Salzburger Ego – also sind wir in die Stahlstadt gefahren und haben mal geschaut, ob es in Linz wirklich immer noch was zu sehen gibt. Szene-technisch und auch sonst so.

Die Linzer Industrieromantik entdecken

Mit barocker Architektur und klassischer Hochkultur wird’s in Linz wenig bis nichts werden, dafür gibt es etwas ganz Anderes zu sehen: Industrie. Und zwar viel. In gar nicht allzu weiter Ferne vom Stadtzentrum rauchen die Schlote der voestalpine und auch die Bauten des riesigen Chemieparks jenseits der Mühlkreisautobahn prägen das Stadtbild wie sonst eigentlich nur der Pöstlingberg. Was erstmal eher schiach klingt, hat in Wirklichkeit ziemlich viel Charme: Im Mural Harbor zum Beispiel, zwischen den grauen Containern des Linzer Hafens, entdeckt man beim Spazierengehen oder mit einer geführten Bootstour überlebensgroße Murals von internationalen und lokalen Street Artists. Und in der voestalpine Stahlwelt lernt man unter riesigen Metallblasen auch ein bisschen was darüber, warum hier eigentlich so viele Rauchsäulen in den Himmel ragen.

Der Mural Harbour in Linz

Rauschig über die Dächer der Stahlstadt

Weil sich Linz immer ein bisschen gegen das Hier-Gibt’s-Nur-Industrie-Image wehren musste, entstand wie aus Trotz eine sehr lebhafte Kunst- und Kulturszene. Weniger klassische Musik, mehr Punk und mittlerweile Hip-Hop oder Rap, weniger Museen mit White Cubes und brav ausgestellten Gemälden, mehr moderne Kunst auf Dächern, in Stollen oder alten Industriehallen. Unser Tipp: Das OK im Oberösterreichischen Kulturquartier gestaltet so ziemlich jeden Sommer den Höhenrausch, eine Ausstellung, die auf die Dächer der Linzer Altstadt, durch alte Dachböden und bis auf Kirchtürme führt. Damit’s im Winter nicht fad wird, gibt es den Sinnesrausch, der in den Gewölben tief unter dem Museum ausgestellt wird. Für noch mehr Rausch: Im dazugehörigen Club UNTEN finden jeden Donnerstag Experimente der Clubkultur statt.


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Die Tschickbude

Nicht alle Fabrikgelände, die in Linz so rumstehen, werden noch aktiv für die Produktion genützt – die alte Tabakfabrik zum Beispiel wurde 2009 geschlossen, anschließend von der Stadt Linz gekauft und zur Zwischennutzung zur Verfügung gestellt. „Wegen Umbau geöffnet“, lautet jetzt das Motto der Tschickbude, in der mittlerweile schon über 200 Kreative aus Kunst, Kultur, Werbung, Medien, Technologie und auch Handwerk arbeiten. Neben Büros, Co-Working-Spaces und Ateliers gibt es auch Geschäfte wie das B7 Fahrradzentrum oder den Gerstäcker Künstlerfachbedarf, Eventlocations für Konzerte, Poetry Slams und Performances, oder das Veggie-Friendly Restaurant Charmanter Elefant. Letzteres ist übrigens unsere erste Wahl für gesundes, aber geiles Mittagessen – unbedingt probieren.

Tabakfabrik Linz

An der schönen blauen Donau

Die Donau gibt sich war strahlend blau, ist de facto aber ziemlich oft ziemlich braun. Anders als bei so mancher Regierungspartei, über die man dasselbe behaupten könnte, stört uns das allerdings überhaupt nicht – auch bei trüben Wasser lässt es sich recht gut am Fluss chillen. Entweder schmeißt man sich mit einem Bier auf die Donaulände und schaut der Sonne beim Untergehen über dem Pöstlingberg zu, oder man packt die Badehose ein und sonnt sich am gegenüberliegenden Ufer am Donaustrand. Sportliche hüpfen aufs Rad und schauen, wie weit sie am Donauradweg kommen, oder leihen sich ein SUP und machen den Fluss mit Paddel und Board unsicher. Wer noch mehr Outdoor mitten in der Stadt will, spaziert zum Winterhafen und grillt ein paar Knacker über dem selbstgemachten Lagerfeuer – qwant.

Mitten in der Stadt auf ein Festival gehen

Kunst und Kultur soll in Linz meistens für alle stattfinden, mitten unter den Leuten. Am liebsten gleich auf der Straße. Quasi das umgekehrte Konzept der Salzburger Festspiele! Weil das alles auch mindestens hundertmal günstiger ist, lohnt es sich schnell, nur für ein Festival oder Event nach Linz zu fahren: beim Pflasterspektakel verwandeln Straßenkünstler*innen aus aller Welt die gesamte Altstadt in eine Bühne, die Klangwolke lässt die Donaulände jedes Jahr im Feuerwerksschein erstrahlen, bei den Bubble Days wird der Hafen zur Konzertlocation, das Ars Electronica Festival lockt jeden September Kunstfreaks und Geeks in die Stahlstadt und das Ahoi! The Full Hit of Summer Festival macht Musik mitten in Linz. Alles gratis oder zumindest für kleine Geldbörsen geeignet.

Linz an der Donau

Der geheime Underground von Linz

Musiktechnisch wissen wir ja schon, dass Linz sich eher abseits des Mainstreams bewegt. Aber auch die Stadt hat einen echten Underground zu bieten: Die Hügel in und um Linz sind durchlöchert von alten Stollensystemen. Früher waren das Keller für Wein und Bier, im zweiten Weltkrieg zwang man KZ-Häftlinge, die höhlenartigen Gänge zu Luftschutzstollen auszubauen. Heute kann man das verzweigte System mit geführten Touren besichtigen. Und pssst: Wer auf Urban Exploring steht, hat hier anscheinend gute Chancen, auf eigene Faust ein paar unentdeckte Örtchen zu finden.

Führung durch den Limonistollen in Linz

Im Mühlviertel ein Freistädter Bierli zwitschern

Wer das mit der Industrie, der irgendwie abgefuckten Landstraße und der dreckigen Donau doch nicht so geil findet, kann wenigstens schnell abhauen: Am nördlichen Donauufer beginnt nämlich das Mühlviertel. Hier läuft die Zeit ein bisschen langsamer, die Häuser schauen aus wie vor hundert Jahren und man ist sich nicht immer ganz sicher, ob das Internet die Dörfer zwischen bewaldeten Hügeln schon erreicht hat. Dafür gibt es hier wunderschöne Wanderwege über riesige Granitsteine (wir empfehlen den Johannesweg), verfallene Burgruinen und vor allem echt gutes Bier. Die Freistädter Brauerei verkauft ihres nur im Umkreis von 60km, direkt in der Brauerei lernt man bei sympathischen Führungen auch, warum das so ist. Danach gibt’s ein paar Schmankerl im Gastgarten, mit passendem Beer Pairing, versteht sich. Na Prost Mahlzeit!

Leberkas und Knödel

Wo wir schon vom Essen reden: Linz hat jede Menge guter Cafés, Wirtshäuser und Restaurants, aber die zwei wirklichen kulinarischen Must Dos in der Stahlstadt haben wenig mit Dinner und mehr mit Kurz-Was-Billiges-Snacken zu tun. Erstens ist da natürlich der Leberkas Pepi, eine Institution in Linz, mittlerweile auch mit zwei Filialen in Wien vertreten. Das Original (und natürlich den besten Leberkäse, egal, wie viele Standorte der Pepi jetzt schon hat) gibt es in der Rathausgasse gleich neben dem Hauptplatz. Wen es nicht so recht nach Leberkäse gustert, fährt zur voestalpine. Dort steht nämlich der einzige Knödelautomat in Linz – einmal Münzen einwerfen, Knödel auswählen, runterdrücken und fertig.

Den Himmel brennen sehen

Zugegeben, das Wort Industrieromantik erschließt sich nicht sofort, und auch den Grund, warum man in Linz ziemlich stolz darauf ist, ausgerechnet ein Stahlstadtkind zu sein, muss man nicht gleich verstehen. Spätestens dann aber, wenn man mitten in der Nacht mit ein, zwei, drei Bier auf einem der Hügel im Norden der Stadt steht, den unendlichen Sternenhimmel über dem Kopf und die glitzernden Lichter von Linz zu Füßen, und auf einmal der Himmel zu brennen beginnt, dann hat man es selbst auch so ein bisschen kapiert: Die Industrielandschaft kann schon echt schön sein. Ungefähr alle 30 Minuten öffnet die voest ihre Hochöfen, zum Abstich, und orange Flammen werfen ihr Licht auf den pechschwarzen Nachthimmel. Irgendwie schon ein bisschen romantisch.

Abstich über der VÖST in Linz


1 Tag in Linz

Der perfekte Tag in Linz startet am besten mit einem Frühstück im Café Bohne, oder dem Stadtliebe Brunch (nur an Sonn- und Feiertagen). Nach einem Spaziergang durch die Altstadt, Shopping im Concept Store Salon Hochstetter, dem A/T Store und dem kleinen Buchladen Alex am Hauptplatz geht’s mit der Bahn hinauf zum Pöstlingberg, Aussicht genießen. Wer schon Hunger hat, isst kurz eine Linzer Torte im Café Jindrak, ansonsten wartet am Nachmittag das OK im OÖ Kulturquartier mit dem Sinnes- oder Höhenrausch auf einen Besuch. Am Abend darf man sich nach einem so anstrengenden Tag ruhig etwas gönnen: Im Kleinen Griechen gibt es vorzügliches Essen in gemütlichem Ambiente. Unbedingt reservieren! Alle, die noch nicht zu müde sind, lassen sich danach noch einen Cocktail in der Bar Neuf oder ein Bier am Salonschiff Fräulein Florentine schmecken.

2 Tage in Linz

Mit dem Bus oder zu Fuß macht man sich auf den Weg zum Mural Harbor, um alleine oder mit geführter Tour durch die Outdoor Galerie zu schlendern. Am Ende der Industriezeile lässt es sich ausgezeichnet picknicken, oder man geht weiter zur Tabakfabrik und genießt das Mittagsmenü beim Charmanten Elefanten. Für den Nachmittagskaffee schlendert man entweder weiter zum Pfarrplatz und trinkt ein Kaffeetscherl bei der Gerberei, oder man nimmt den etwas längeren Weg bis zu Friedlieb & Töchter in der Altstadt auf sich. Den restlichen Nachmittag genießt man am besten vom Schlossberg bei schönster Aussicht auf die Donau, oder man probiert einen der acht Stadtwanderwege, zum Beispiel auf den Freinberg. Am Abend besucht man entweder eine Veranstaltung am Posthof oder stattet dem Theater Phönix einen Besuch ab.

3 Tage in Linz

Nach einem ausgiebigen Frühstück, dieses Mal zum Beispiel im Café Exx, steigt man auf das Rad und strampelt am Donauradweg entlang bis nach Mauthausen. Hier nimmt man sich ausreichend Zeit für einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, bevor es wieder zurück nach Linz geht. Im Gelben Krokodil, dem Lieblingstreffpunkt der Kunst- und Kulturszene in Linz, gibt es ausgezeichnetes Mittagessen. Bei Schönwetter hat man sich jetzt ein wenig Entspannung an der Donaulände verdient, im Regen probiert man lieber das Programmkino Moviemento. Abendessen gibt es vegetarisch bei p’aa, gleich nebenan im Aquarium lässt es sich gemütlich tschechern.

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