#1 Der Wert einer Tätigkeit für die Gesellschaft hat nichts mit ihrer Entlohnung zu tun
Wir fangen ganz am Anfang an, nämlich bei der Bewertung von beruflichen Tätigkeiten. Eine Studie aus Großbritannien (2009) hat ergeben, dass Putzkräfte einen höheren Wert für die Gesellschaft haben, als zum Beispiel Steuerberater*innen. Konkret bringt jeder Euro, den eine Putzkraft verdient, den Gegenwert von 11 Euro für die Gesellschaft – in dem z. B. Krankheiten weniger schnell verbreitet werden. Jeder Euro hingegen, der in die Tätigkeit eines Steuerberaters fließt, nimmt der Gesellschaft 50 Euro. Denn: Die Aufgabe eines solchen ist es, Steuerzahlungen zu minimieren. Nur, weil eine Arbeit gesellschaftlich wertvoll ist, heißt das nicht, dass die Ausführenden außerhalb der Armutsgrenze leben. Weiblich dominierte Berufe sind oftmals wesentlich für unsere Gesellschaft, gleichzeitig aber schlecht entlohnt.
"Egal, wie sehr sich Frauen anstrengen, sie werden nie das Gleiche verdienen wie Männer."
Barbara Schuster, stv. Chefökonomin, Momentum Institut
#2 Wir müssen noch mehrere Hundert Jahre auf die Eliminierung des Gender Pay Gap warten
Der Gender Pay Gap ist ein Vergleich aller berufstätigen Menschen, egal ob in Voll- oder Teilzeit und ergibt, dass Frauen im Jahr rund 28.000 Euro verdienen, Männer hingegen 42.000 Euro. Der gravierende Unterschied ergibt sich tatsächlich vor allem daraus, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiten, Frauen also gut 34 Prozent weniger verdienen, als Männer. Die Benachteiligung ändert sich nicht, wenn man nur Vollzeitstellen miteinander vergleicht (- 12 Prozent für Frauen) und auch dann nicht, wenn man gleiche Jobs, bei gleicher Ausbildung und gleichem Alter vergleicht (- 18, 3 Prozent weniger für Frauen, EU-Schnitt: – 12 Prozent).
#3 Die Abwertungstheorie: Sobald Frauen in Berufe drängen, sinkt das Gehalt
So viel zum Thema: Warum suchen sich Frauen nicht einfach einen besser bezahlten Job? Programmieren, zum Beispiel, war früher ein weiblich dominiertes Feld, entsprechend schlecht entlohnt. Als es sich als zukunftsträchtiges Feld herausgestellt hat, änderte sich das Interesse und mehr Männer kamen in die Branche. Die Gehälter stiegen und die Frauenrate sank (Filmtipp: Hidden Figures). Lehrer waren in den 80er-Jahren meistens Männer. Als mehr Frauen den Beruf ergriffen, sank gleichzeitig das Ansehen für den Beruf und die Entlohnung. „Mintfächer“, sagt Barbara Schuster, „sind leider nicht die Lösung.“ Studien zeigen, dass der Gender Pay Gap in männerdominierten Berufen am größten ausfällt, bei Ingenieurtechnischen und vergleichbaren Fachkräften in etwa bei satten 37 Prozent (Quelle: Statistik Austria 2021).

Schiaches Salzburg über: Kau‘ dich glücklich – Nostalgiemaschine Kaugummiautomat
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Was ziehst du an, Martina?
Im falschen Jahrzehnt geboren? Ja und nein, fest steht: Martina mag gern Vintage. Und alles im Stil der 1920er.

Salzburg – was geht? #2 Die News aus KW25
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#4 Sind Frauen schlechter gebildet? Fragen Frauen nicht nach mehr Geld? Ist es, weil Frauen öfter in Teilzeit arbeiten?
Alles valide Fragen. Nun zur Beantwortung: Frauen sind in Österreich höher gebildet als Männer. Frauen fragen nach mehr Geld, kriegen es aber nicht, was ebenfalls in Studien erhoben wurde. Ja, Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, aber nicht als Resultat einer wohlüberlegten Entscheidung, sondern schlichtweg: Weil die flächendeckende Kinderbetreuung für Vollzeit-Berufstätige nicht gewährleistet ist. Es gibt auch Männer, die in Teilzeit arbeiten, bei Frauen ist der Grund einer Teilzeitanstellung allerdings immer, weil sie andere Menschen betreuen. Übrigens: Wo Kinderbetreuungseinrichtungen länger geöffnet sind, gibt es einen geringeren Gender Pay Gap.
#5 Ist der Gender Pay Gap eigentlich ein Motherhood Pay Gap?
Auch, wenn der Gender Pay Gap alle Frauen trifft, so sieht man bei Müttern extreme Konsequenzen. Der Gap steigt nämlich bei Frauen mit 30 Jahren extrem an: Zwischen 30 und 49 Jahren verdienen Frauen rund ein Drittel weniger als Männer. Absurd: Während Frauen, die Mütter werden, immer weniger verdienen, gibt es keine Verdienstgruppe, die mehr verdient, als Väter. Dieses Phänomen wird mit dem Begriff „faterhood premium“ betitelt. Zusammengefasst: Nein, Mutterschaft ist nicht der einzige Grund für den Gender Pay Gap. Sie wird nur zusätzlich bestraft und an das hohe Gehaltsniveau von Vätern kommt niemand ran.
#6 Im Juli und August steigt die Väterbeteiligung (Karenzen) um 36 Prozent an
Während in den restlichen Monaten im Jahr Österreich bei der Väterbeteiligung sogar von Ungarn überholt wird (Österreich: 16 % und Ungarn: 23 %) scheint die Karenz im Sommer sehr attraktiv zu sein. Gemeinsame freie Zeit bzw. Reisen werden vorgenommen, allerdings gilt diese „Väterbeteiligung“ nicht als Entlastung der Mutter, die trotzdem ihren Betreuungspflichten nachkommt.
#7 Seit 40 Jahren übernehmen Frauen den Großteil der unbezahlten (Care-)Arbeit
Laut einer Studie, die nur alle zehn Jahre erhoben wird, verändert sich die Aufteilung von unbezahlter Arbeit sehr schleppend. Waren es 1981 rund 77 Prozent der unbezahlten Arbeit, die Frauen erbrachten, sind wir im Jahr 2023 bei rund 63 Prozent gelandet. Frauen reduzieren unbezahlte Arbeit etwas, Männer machen bissi mehr, im Grund aber stimmt: Die hohe Last der Care Arbeit zwingt Frauen in Teilzeit-Berufe. Weil: Sorgearbeit kann nicht nicht gemacht werden.
#8 Unbezahlte Care Arbeit macht 22 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung aus – würde man sie entlohnen
Von den 22 Prozent entfallen 60 Milliarden Euro auf Frauen. Aber da Care Arbeit nicht bewerten wird, weder finanziell noch sozial, bleibt ein großer Gender Pay Gap von rund 20,4 Prozent. Heißt: Frauen verdienen 20,4 Prozent weniger als Männer. Und es gibt einen keinen Grund dafür. Denn 70 Prozent des geschlechterspezifischen Lohngefälles kann statistisch nicht erklärt werden. Und ist defacto Diskriminierung.
#9 Der Pension Gap ist deutlich höher als der Gender Pay Gap
Haben Frauen die Care Arbeit erledigt, wartet der Pension Gap und somit die Altersarmut auf sie, 40 Prozent weniger Pension bekommen Frauen – und das, obwohl wir wissen, dass Frauen länger leben. Altersarmut ist ganz klar weiblich, denn: Fast jede 3. alleinlebende ältere Frau (ab 65 Jahren) ist armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Frauen verlieren überall.
Die Frau+Geld Finanzbildung ist kostenlos, weil sie vom Land Salzburg gefördert wird. Finden wir eine gute und wichtige (!) Investition in unsere Gesellschaft.
Maßnahmen gegen diese Bewegungen:
Barbara Schuster meint: „Kinderbetreuung ausbauen, um eine Wahl zu schaffen: Will ich zuhause Care Arbeit machen oder will ich Erwerbsarbeit leisten? Verpflichtende Väterkarenzen einführen, Gehaltstransparenz verpflichten, Aufwertung von Niedriglohnbranchen und Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn.“
Und was kann man als Frau im Alltag verändern?
Auch hier wurden Tipps gesammelt und Barbara Schuster beschreibt drei Hebel für mehr Gleichberechtigung:
- Sprache: Gendern und auch andere ausbessern, wenn sie nicht gendern.
- Bewusst Frauen ansprechen, Mut machen, Verantwortung übergeben
- Mikrofeminismus: z. B. auf der Straße nicht mehr ausweichen (Man Bumping), Frauennetzwerke aufbauen oder ebendiesen beitreten.
- Über Geld reden: Männer/Arbeitskollegen nach ihrem Gehalt fragen und innerhalb der Familie oder mit Freund*innen über Geld reden: Wieviel sie verdienen, was sie damit machen, wie sie es anlegen, wo die Probleme sind, etc.