Salzburg wie es früher war

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Womit haben Salzburgs Jugendliche in den 1960er-Jahren eigentlich ihre Freizeit verbracht? Wie baggerte man Mädels an und wo konnte man heimlich ein paar Schlückchen Bier einheimsen? Wir haben uns mit Mitgliedern des Seniorenbundes Taxham im Seniorenwohnhaus getroffen und uns durchgefragt. Eines vorweg: Unsere heutigen Senioren hatten eine verdammt coole Jugend. Und das ganz ohne Pokemon Go, Netflix und Facebook.

Jeder, der schon mal etwas vom Mississippi-Dampfer am Hanuschplatz gehört hat, gebe ein Zeichen. Wir vermuten, den meisten von euch geht’s wie uns. Und nein, es handelt sich dabei nicht um eine Schiffahrts-Möglichkeit auf der Salzach. Der Mississippi-Dampfer war eine Verkehrsinsel in Dreieck-Form und befand sich genau auf der freien Fläche am Hanuschplatz, die man heute auf dem Weg zur Würstelkönigin oder zum Makartsteg überquert. Ihr wisst schon, welche wir meinen. Siegfried Lumetzberger, Jahrgang 1951, hat uns aufgeklärt:

„Im ersten Stock des Dampfers war ein Café mit Terrasse. Von dort aus hatte man einen wunderschönen Blick in Richtung Gaisberg. Im Gebäude gab’s ein Gemüsegeschäft, eine Tabak-Trafik, eine Boutique, einen Zeitungsladen… Das Ganze fehlt sehr. Heute gibt’s da zwar auch ein paar Geschäfte, aber es hat einfach nicht mehr den Flair von früher.“

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Der Mississippi-Dampfer wurde 1974 im Zuge der Neugestaltung des AVA-Hauses abgerissen. Gleich daneben befand sich auch damals schon der Fisch-Krieg. In den 1960er-Jahren gab’s im Geschäftslokal vier Kastanienbäume – heute ist es nur noch einer. Da drinnen war es laut Herrn Lumetzberger schön düster und man musste herumschlurfen, um einen Stehplatz zum Essen zu finden:

„Als kleiner Bub bin ich mit meiner Großmutter in die Stadt reingefahren zum Fisch-Krieg. Sie hat die Semmeln für uns Kinder immer von zuhause mitgenommen, dann musste sie nur den Fisch zahlen und hat sich das Brot gespart.“

Love is in the air

Ein paar Flirt-Anekdoten erzählte uns Manfred Stabauer (Jahrgang 1939). Mit 16 Jahren ging man normalerweise in die Tanzschule und wollte das Gelernte im Anschluss in die Praxis umsetzen. Sein Freundeskreis suchte sich zu diesem Zweck den Goldenen Zirkel im Kaiviertel aus – den gibt es übrigens heute noch. Drinnen war dann eine Plattenbox, in die man einen Schilling reinschmeißen konnte:

„Da haben wir dann alles ausprobiert, was wir in der Tanzschule gelernt haben. Gerne getanzt wurde der langsame Walzer, weil man da die Damen ein bisschen zu sich herziehen konnte.“

Wenn Herr Stabauer heute am Zirkel vorbeikommt, überkommt ihn ein Gefühl der Nostalgie: „Das Ganze ist 55 Jahre her, aber wenn ich das Lokal sehe, weckt das Erinnerungen an die ersten ‚amorösen‘ Geschichten.“ (lacht)

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Herr Lumetzberger vertraute hingegen auf den Stieglkeller und dessen Panoramablick. Dorthin führte er seine weiblichen Begleitungen aus: „Von dort aus hat man einfach eine wunderschöne Aussicht in alle Richtungen. Und das hat immer gewirkt. Immer.“

Apropos Liebe. Der Liebe zur Musik wegen legte sich Herr Lumetzberger als 13-Jähriger mit der Polizei an. Am 13.03.1965 kamen nämlich die Beatles nach Obertauern, um einen Film zu drehen – und sie landeten ausgerechnet am Salzburger Flughafen, der damals umgebaut wurde. Dieses Spektakel ließen sich die Schüler aus seiner damaligen Klasse nicht entgehen. Es fand deswegen sogar kein Unterricht am Vormittag statt. Schulfrei, weil eine berühmte Band nach Salzburg kommt – manche Dinge waren früher eindeutig besser.

„Ich bin mit Freunden auf eine Flughafen-Baracke geklettert, um die ankommenden Beatles besser sehen zu können. Plötzlich geriet die Situation außer Kontrolle – viele Zuschauer sind aufs Flughafen-Vorfeld gerannt und die Polizei griff aus Verzweiflung sogar zum Feuerwehrschlauch.“

Auch Herr Lumetzberger bekam leichte Panik und ist beim Davonrennen zufällig mit einem Polizisten zusammengestoßen, wonach beide gestürzt sind und er dann für ca. eine halbe Stunde mit einem dutzend anderer Fans in der “grünen Minna” (Arrestantenwagen) sitzen durfte. Die Beatles hat er aber trotzdem noch kurz gesehen. Sie fuhren mit einem amerikanischen Kombi am Rollfeld Richtung Taxham bei einem Ausgang hinaus. Ach, wie gerne wären wir hier dabei gewesen.

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Von wilden Buden und städtischen Skiabfahrten

Erika Pötzelsberger (Jahrgang 1940) ist im Stadtteil Riedenburg aufgewachsen. Da gab’s hinten beim Rainberg, wo sich heute nur noch Eigentumswohnungen befinden, die Sternbrauerei:

„Am Abend bin ich oft mit dem Literkrug Bier holen gegangen und es ist immer ein bisschen weniger daheim angekommen, als ursprünglich angefüllt wurde. Der Bierschaum war für uns Kinder etwas ganz Feines.“

Hinter der Sternbrauerei ging eine Straße rauf, von der aus die Kinder mit dem Schlitten runtergefahren sind. Wenn es gut gegangen ist, sind sie fast bis zum Neutor gekommen. Damals fuhr kein Schneepflug oder Ähnliches. Auch mit den Skiern auf der Straße zu fahren, war ganz normal.

Apropos Skifahren. Erika Baumgartner, Jahrgang 1941, erzählt, dass Skifahren in der Stadt früher an der Tagesordnung stand:

„Der Mönchsberg war quasi unser Hausberg. Wir waren da auch mit der Schule zum Skifahren – viele haben da oben das Skifahren gelernt. Die Bahn mussten wir uns aber selber treten.“

Am Gaisberg fuhr man übrigens auch gerne runter. Es gab zwei Abfahrten: Eine steile vorne beim Sender runter und eine normale, bei der man in Parsch rauskam. Die normale Strecke konnte jeder fahren, aber beim Sender ging es zackig runter – das war „der Schlag“.

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Im Winter war aber generell tote Hose in Salzburg. Es gab ein paar Lokale, z.B. beim Neutor die “Eierschale“ und beim Elmo-Kino den Fünf-Uhr-Tee. Am Müllner Hügel war ein spezielles Lokal, an das sich Herr Stabauer geraum erinnert:

„Das war eine wilde Bude. Der Name lautete irgendetwas mit einer Zahl – „28er“ oder „29er“. Das Lokal befand sich kurz vor der Kuppe, wenn man vom Spittal hinauffährt und dann rechts.“

Und dann gab‘s natürlich die Festspiele. Die nutzte man, um „Leute zu schauen“. Besonders die schönen Kleider waren damals interessant: „Früher hat man ja noch Roben gesehen. Jetzt gehen die Leute oft mit Jeans und Sakko zu den Festspielen – das war früher undenkbar. Auch im Theater. Da ist man nur schauen gegangen, was die feine Gesellschaft anhat.“

Freizeitliebling Autobahn

Die Autobahn ging früher nur bis Eugendorf und bis Anif, auf Höhe vom Maxi Markt. Auf dieser Strecke wurde in den 1960er-Jahren das erste Mairennen – ein Motorradrennen – ausgetragen. Ein spektakuläres Event – das war sogar eine Weltmeisterschaft. Die Autobahn war generell sehr beliebt, was die damalige Freizeitgestaltung anging. Frau Baumgartner ist oft mit dem Rad bis Eugendorf gefahren, andere gingen gerne auf einer Betonpiste spazieren.

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Mit der Asphaltierung hatten sie es damals jedoch nicht so. Herr Stabauer machte sich tagtäglich auf der unasphaltierten Siezenheimer Straße auf den Weg in die Schule. Am Mühlbach wurde man oft aufgehalten, hat Forellen geschaut und manchmal welche gefangen. Vor lauter Nebensächlichkeiten war man oft abgelenkt und übersah die Zeit. Um trotzdem rechtzeitig in die Schule zu kommen, musste man kreativ werden:

„Die Siezenheimer Straße bestand aus lauter Feldern, wo die Bauern mit dem Traktor rausgefahren sind. Hinten hatten die Fahrzeuge meist eine lange Stange herausragen, auf die wir aufgesprungen sind und an der wir uns festgehalten haben. Da ist man gratis mitgefahren.“

Ein besonderes Juwel von früher ist außerdem das Kreuzbrücklbad – da waren sich alle einig. Dieses befand sich auf der Verbindungsstraße Nußdorferstraße / Stieglbrauerei in Richtung Moosstraße. Es handelte sich um ein reines Moorbad mit sonnigen Plätzchen und viel Entspannung:

„Wenn es lange heiß war, hat sich im Moorwasser ein grüner Saum gebildet und auf einmal haben die Frösche rausgeschaut.“

Radltouren auf der Autobahn, mit Fröschen in der Stadt baden, auf Skiern den Mönchsberg runterfahren und Walzer-Tanzen statt Rudolfskai. Liebe Senioren, ein wenig beneiden wir euch ja schon.

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Ein besonderer Dank gilt Christian Reisinger und Josy Lumetzberger für die terminliche Koordination, sowie den unterhaltsamen Geschichten von Erika Baumgartner, Erika Pötzelsberger, Siegfried Lumetzberger und Manfred Stabauer. Vielen Dank für diesen netten Nachmittag.

Alle Fotos: (c) Michael Ankermüller

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