Salzburg sagt: Seid ironisch!

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Täglich schlendern wir durch die Stadt. Und sehen auf Wänden, Mauern und Plakaten Aufforderungen. Da haben wir uns gedacht: Müssen wir mal recherchieren, was passiert, wenn wir auf diese Aufforderungen hören. Heute: Was wäre, wenn wir (immer) ironisch wären?

Seit der Antike schmücken Menschen ihre Botschaften, schriftlich wie mündlich, mit Ironie. „Echt jetzt?“ „Naa, das war ironisch gemeint“ und ihr wisst, was wir meinen: Nämlich, dass das Gesagt das Gegenteil vom Gemeinten ist und das Gemeinte dabei von allen Gesprächsparteien mühelos erkannt wird. Dass wir diese ausgefuchste Form der Kommunikation pflegen, ist richtig und wichtig, findet Gesundheits- und Klinische Psychologin Stefanie Zauchner-Mimra. In den Sitzungen mit ihren Klient*innen bleibt sie gerne ironisch.

*Ironie on*

Ironie kommt besonders Menschen zugute, die sich selbst zu ernst nehmen. Mit Rückschlägen etwa kann unter dem Motto „heiter scheitern“ besser umgegangen werden und allgemein glättet Humor einen angespannten Blick aufs Leben. Dieser Meinung ist jedenfalls Stefanie Zauchner-Mimra. Und sie weiß, worüber sie spricht. Ihre laufende Ausbildung zur provokativen Psychotherapeutin hat sie nach eigenen Aussagen vor einem Burn Out gerettet. Mittlerweile hat sich auch das Kabarett und das Improvisationstheater als Ort der Ausgelassenheit für sich entdeckt, und außerdem ihren Job mit Humor kombinieren können. Denn Therapie muss nicht ernst sein, um emotional zu berühren, sagt sie. Ironie als Therapie? Müssen wir uns anschauen!

Provozieren, um den Esel zurück in den Stall zu locken

Wenn Stefanie Zauchner-Mimra das Konzept der provokativen Psychotherapie erklärt, springt sie von ihrem Sessel in der Praxis in Laufen auf und beginnt, die Erklärung zu mimen, denn „man muss sich das vorstellen können“. In ihrem Schauspiel versucht sie nun, einen imaginierten Esel in einen imaginierten Stall zu locken. Sie redet ihm gut zu, zieht ungeduldig am Strick, der imaginierte Esel bewegt sich etwas unwillig vorwärts. „Das ist die herkömmliche Psychotherapie.“ Motivation gelte als Basis und der/die Therapeut*in diene als Helfer*in. Und nun die provokative Methode: Sie geht hinter den Esel, zieht ihn am Schwanz – „kurz, neckisch und liebevoll“- der Esel ist irritiert und geht von selbst in den Stall.

„Paradoxes Intervenieren“ nennt man in der provokativen Psychotherapie nach Frank Farrely die Methode, die Widerstände der Klient*innen ironisch auf die Schippe zu nehmen. Dazu sei es nötig, mit viel Sensibilität in das Weltbild der Betroffenen einzusteigen, die Stolpersteine zu erkennen und ins Absurde zu übertreiben, erklärt Zauchner-Mimra. „Alkohol entspannt ja auch, macht mutig, und in Gesellschaft, wenn alle trinken, können Sie nicht nein sagen, stimmt’s?“, habe die Gesundheitspsychologin etwa einst zu einer Klientin mit Alkoholproblem gesagt. Damit habe sie die Kraft des Widerstandes hervorgelockt, die dem Menschen innewohne. Ob das wirklich so einfach funktioniert? Ja, bestätigt Zauchner-Mimra, weil eingefahrene Überzeugungsmuster gespiegelt und damit aufgelockert werden.

FYI: Sarkasmus ist nicht gleich Ironie

Grundlage für die paradoxe Intervention sei natürlich die wertschätzende Beziehung mit dem/der Betroffenen- und daraus lasse sich auch die Unterscheidung zwischen Ironie und Sarkasmus herausarbeiten: „Während Sarkasmus den Menschen anspricht, auf der Beziehungsebene, meint Ironie immer die Sache an sich und ist nicht verletzend“, sagt Zauchner-Mimra. Allgemein wird Humor gerne in drei Stufen unterschieden: Die niedrigste Ebene bezeichnet Hohn, Spott und Abwertung anderen gegenüber; die zweite Stufe die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können. Und wer ganz oben auf der Leiter des Humors angekommen ist, kann mit anderen über sich selbst lachen.

Wer Ironie in seinen persönlichen Stilkatalog aufnehmen will, betreibt aktive Selbstfürsorge. Durch den kurzen paradoxen Moment kann man nämlich innerlich innehalten, Spannungen lockern und die Selbstsicherheit stärken. Besonders Frauen, erklärt Zauchner-Mimra, tue Ironie ab und an ganz gut, weil viele von ihnen mehr Rechtfertigungsdruck spürten. In solchen Fällen empfiehlt die Therapeutin die sogenannte Judo-Methode.  „Wenn mir etwas vorgeworfen wird, kann ich reagieren, indem ich den Vorwurf annehme und noch eins drauflege“, sagt sie. „Ja, ich schaue schlecht aus, und der Grabstein ist schon gemeißelt. Ja, ich habe zugenommen, und der Tischler baut gerade unsere Stühle stabiler.“ Mit dieser Überspitzung ins Absurde soll man dem Gegenüber die Angriffsfläche nehmen- und sich selbst den Rechtfertigungsdruck.

Die Antwort: Sollen wir also immer ironisch sein?

Wenn Ironie in der Therapie erfolgversprechend zu sein scheint, kann der Stadt-Rat also nicht so falsch sein. Was aber, wenn wir es mit der Ironie übertreiben? „In Momenten, in denen wir gerade selbst mit unseren Gefühlen hadern, sollten wir keine ironischen Aussagen machen“, sagt Zauchner-Mimra. Dann laufe der ironische Tonfall nämlich Gefahr, in einen sarkastischen oder kränkenden umzuschlagen. Außerdem eignet sich auch nicht jeder Gegenüber als Empfänger einer ironischen Botschaft. Grundvoraussetzung, damit es klappt mit der Ironie, sind gegenseitige Sympathien, auch sonst kann man schnell verletzend werden. Und das allerwichtigste zum Schluss: Ironie muss auch als solche verstanden werden. Geschieht das nicht, müssen wir den Witz der Ironie erklären und uns mit einem verlegenen Lachen begnügen.

*Ironie off*

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