Salzburgs Jodelwelt: Saufen, Sex und Selbstlosigkeit

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ACHTUNG, DIESER BEITRAG IST VERALTET! BITTE ÜBERPRÜFE, OB DIE DARIN ENTHALTENEN INFOS NOCH AKTUELL SIND. WIR KÜMMERN UNS SOBALD WIE MÖGLICH UM EINE AKTUALISIERUNG!

„Suche Blinddate, bin 1,80 groß, potentieller Serienkiller, der was zum stechen sucht. Ich will nur keine falschen Hoffnungen machen.“ Ob sich hinter dieser Ansage tatsächlich ein Hannibal Lector, oder eine pubertäre Rotznase verbirgt, weißt du (noch) nicht. Dieser Jodler geschah „sehr nahe“ von dir. Anonym. Dank einer App namens Jodel.

Der Jus-Student im Café Sacher oder der in die Jahre gekommene Oberministrant kann sich dank der App anonym als „potentieller Serienmörder“ outen. Die Postings sind auf wenige Zeichen begrenzt, ganz Mutige posten auch Bilder. Die einzelnen Beiträge können von der Community up- oder downgevoted werden und für’s Interagieren sammelt man „Karma“-Punkte. That’s it!

Weil die App sichtbare Beiträge auf einen kleinen geographischen Umkreis beschränkt, ist jeder Ort auf Jodel gewissermaßen einzigartig. Wir haben den Charakter des anonymen Mittelungsbedürfnisses in Salzburg analysiert und uns gefragt: Wer tummelt sich mit welchen Botschaften in unserem Jodel-Biotop?

Verzweifelte Notgeile

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Schadenfrohes und untervögeltes Klientel kommt bei Jodel voll auf seine Kosten. Hier erfährst du, dass in Salzburg so manche(r) mit einem Penis im Mund aufwacht, wer keine Sexbombe ist und dass das Sperma von Veganern besser schmeckt. Außerdem kriegst du hautnah mit, wie sich die Jodelgemeinde über zu wenig Sex beschwert. Von drei fickfreien Monaten ist die anonyme Jammerrede, ehe sich User in der Dauer überbieten: fünf Monate, einenhalb Jahre, vier Jahre… Als mit zölibatären 27 Jahren das Höchstgebot abgegeben wird, beginnt die Jodelschaft andachtsvoll zu schweigen, ehe eine weise Stimme Einspruch erhebt und Qualität statt Quantität predigt. Ein Thread mit über 94 Eintragungen handelt von Fetischen. Beim Analsex scheiden sich die Geister: „I like Kaka on my Schniddelwuzz“ postet ein Spaßvögler, während der Rest der Jodelcloud hitzigst Pro- und Kontra diskutiert. Samstagabends kumuliert sich innerhalb kürzester Zeit der kollektive Salzburger Sexfrust zu 84 Beiträgen zusammen: „Why aren’t we having sex right now?“

Faule Studenten

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Wenn Mama und Papa wissen wollen, wie’s mit dem Studium so läuft, brauchen sie nur die App zu installieren. Was sie dabei erfahren würden? Das Studium „läuft so mittelprächtig“, dafür hat man einen „super Freundeskreis aufgebaut“ mit dem man ganz gut Saufen gehen kann. Am Montagnachmittag. Nebenbei wird auch der „schärfste Uni-Professor“ gekürt: Eine Germanistin. Lediglich ein paar brave Kommilitonen gehen der Frage nach Redoxgleichungen und Halbreaktionen nach. Ein Einzelfall. Der Rest jammert über Prüfungsstress und zu wenig Alkoholgehalt im Blutkreislauf. Aber halt, da wären wir schon bei der nächsten Gruppe:

Suderanten

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Thomas Bernhard hätte seine helle Freude mit der App: Notorisches Jammern, ein überhöhtes Ego und das daraus resultierende Selbstmitleid schlagen sich auch im Salzburger Jodel-Universum nieder. Das Wetter, das Sexleben der besten Freundin und sonntägliche Einsamkeit bieten da schon mal Grund zur Klage. Das große Thema der Suderanten ist die Friendzone. Die von Salzburger Männern investierte Zeit in Frauen – wie etwa Gespräche, Witze und gemeinsame Unternehmungen – will ökonomisch geerntet werden. Sprich: Sex und/oder Beziehung. Hier erntet das Männlein Mitleid und Anerkennung unter Seinesgleichen für die gewonnene Freundschaft mit einem Fräulein. Andere wiederum beschweren sich über die familiäre Sippe, die einem neben Finanzspritzen zur Sanierung des eigenen Kontos auch noch mit persönlichen Ratschlägen zur Seite stehen will. Das Leben ist eben kein Zuckerschlecken.

Poser

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Die unheilvolle Allianz aus Essen und Smartphones findet auch in der Jodel-Welt ihren Einzug. Doch Food-Porn gibt’s in Salzburg in echt ranziger Qualität: Tiefkühlpizzen, staubtrockene Schoko-Weckerl vom Hofer und undefinierbare selbstgekochte Gerichte lassen auf Studenten schließen, welche die andere Wochenhälfte im Hotel Mama in Oberösterreich wohnen. Vielleicht mit gutem Grund? Dass Salzburg keine easy Hood ist, wissen wir schon seit den SBG Hot boyz. Der Verdacht bestätigt sich auf Jodel: Richtige Ghettokids posten Bilder von ihren selbstgebauten Joints. Mit süßen Erdbeerpapes. Die anderen Kids aus der ersten Reihe posten dann doch lieber brav Fotos von ihren Katzen und Lernunterlagen.

City-Noobs

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Neulinge fragen auf Jodel um Rat der alteingesessenen Mozartstädter. Was sie dabei erfahren? Der revolutionäre Jodelmob fordert die ganzen Snobs wegzupacken, findet die Stadt eine Spur zu kitschig, aber die Natur ganz schön. Die beste Bar in Salzburg sei der Harrybär, worauf jedoch ein einsamer Jodler beanstandet, dass dort „nur linksradikales Gesindel“ herumlungere. Auch beliebt bei den Jodlern: das Watzmann und der Alchemist (bei dem es sogar Jodler-Stammtische geben soll). Der Vorort zur Hölle ist der Platz vorm Hauptbahnhof. Die „Assis“ von dort würde ein Jodler am liebsten deport… äh „weit wegschicken“. Ein anderes braunes Thema ist ebenfalls sehr beliebt: die Kaffeebohne. Threads über das beste Kaffeehaus divergieren ins Unendliche!

Die Joker

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Jeder hat diesen einen Onkel, der auf Familienfeiern pflichtbewusst die Witzkiste auspackt, um den eigenen Clan mit Heiterkeit zu erfüllen. Mit einem Feuerwerk aus der Witzkiste wollen diese Spaßbomben deine Lachrezeptoren stimulieren, während du neugierig im O-Bus auf dein Smartphone blickst und deine eigentliche Haltestelle versäumst. Ebenfalls beliebt ist Justus, der Jus-Ersti. Da fragt man sich, ob Justus nicht real ist und auf Jodel ein dezentes Opfer von Mobbing wurde.

Ratgeber und Hilfesuchende

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Konnte man bei vorangegangenen Jodel-Typen durchaus zum Teil von Schwarmdummheit sprechen, so gibt es dann doch irgendwie Lichtblicke im Jodel-Kosmos: Jodler helfen Jodlern. Bei echten Problemen. Wie etwa bei Panikattacken und lang andauernden Depressionen. Diese zu Unrecht stigmatisierten Krankheitsbilder werden hier anonym und offen diskutiert. Man tauscht sich über Erfahrungen aus, ist nicht alleine und erhält Empfehlungen. Als Therapie wird Jodel wohl nicht genügen, da wird dann doch wieder Face-to-Face-Kommunikation nötig. Die Postings unter den verzweifelten Hilfeschreien lassen dann doch wieder den Glauben an das Gute in der Menschheit aufflackern.

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