Neda, was sind denn Themen, die alle Menschen beschäftigen?
„Wenn man es existenzanalytisch anschaut, dann sprechen wir von vier Grundmotivationen: Man könnte das auch Grundthemen der menschlichen Existenz nennen. Da haben wir die Sicherheit. Dabei geht’s um Fragen wie: ‚Kann ich da sein, habe ich Halt? Kann ich vertrauen?‘ Ein Problembeispiel wären z. B. Ängste.
Die zweite Grundmotivation dreht sich um Beziehungen. Zu anderen, aber auch die Beziehung zu mir selbst. Was mag ich, was ist für mich wertvoll? Oft höre ich auch: ‚Es ist so viel, das ich machen MUSS und ich hab so wenig Zeit für die Dinge, die ich machen mag.‘
Bei der dritten Grundmotivation geht’s um den Selbstwert: Kann ich so sein, wie ich bin? Und auch dazu stehen? Das beschäftigt ganz viele Menschen. Je nach Situation gibt es ganz unterschiedliche Selbstunsicherheiten.
Und die vierte Grundmotivation ist der Sinn des Lebens. Was bringe ich ins Leben ein, was auch für mich sinnvoll ist? Zum Beispiel, wenn es darum geht, einen neuen Job zu finden. Oder unglücklich im Job zu sein oder auch im Privatleben, beispielsweise in Beziehungen.
So schaut Neda aus, wenn man sie in einem Garten fotografiert.
Worum geht’s in der Existenzanalyse?
Die Existenzanalyse beschreibt eine Gesprächstherapie, die davon ausgeht, „dass der Mensch frei entscheiden kann. Dass ich authentisch Stellung beziehen kann, um zu erfahren: Was ist meins? Worum geht’s MIR? Wir nennen das die Fragen des Lebens: Wenn Gegebenheiten eintreten, die es im Leben halt so gibt, das kann positiv, negativ oder auch neutral sein. Dann geht’s darum: Wie antworte ich? Ich kann antworten und ich muss es verantworten. Wie entscheide ich mich und wie kann ich mit den Entscheidungen auch umgehen? Oder mit den Situationen umgehen? Manchmal, da hat man das Gefühl, dass man sich gar nicht entscheiden kann. Aber es ist trotzdem eine Entscheidung dahinter: Wie tu ich jetzt weiter … mit dem konkreten Fall?“
„Eine wichtige Methode der Existenzanalyse ist die Phänomenologie. Das hört sich so kompliziert an. Aber es geht darum, das Gegenüber zu verstehen. Also, was fühlt der*die andere wirklich? Wie geht’s ihm*ihr in der Situation? Es geht nicht um eine Vorstellung des Gegenübers, sondern um die Erkenntnis: Was tut sich bei ihr*ihm wirklich? Und wenn ich anfrag, und schau, dass ich die Person versteh, dann ist es vielleicht auch so, dass die Person sich selber verstehen lernt. Das ist das Ziel.“
Mit welchen Fragestellungen kommen Leute zu dir in die psychotherapeutische Praxis?
„Von, bis. Ängste sind oft ein Thema. Oder es geht um den Selbstwert. Wenn man sich im sozialen Gefüge unwohl fühlt, z. B. wenn viele Menschen da sind. Oder wenn man Prüfungsängste hat. Es gibt auch Menschen, die kommen, weil sie etwas reflektieren möchten, sich selbst oder ein spezielles Thema. Dann gibt es Menschen, die jemanden zum Reden brauchen, weil sie im eigenen Umfeld Probleme damit haben, sich zu öffnen. Es gibt Menschen in Krisen, die kommen während einer Trennung oder davor. Wenn es einen Todesfall im Umfeld gab, wenn man gekündigt wurde oder selbst vorhat, zu gehen. Und nicht wissen: Was soll danach passieren? Dann ist es schon auch so, dass Menschen mit Diagnosen kommen oder aus der Klinik, und ihnen empfohlen wurde, eine Therapie in Begleitung zur medikamentösen Behandlung. Natürlich auch Menschen mit einer psychischen Erkrankung.“
Habt ihr auch Fragen an Neda? Dann schreibt uns an info@fraeuleinflora.at - vielleicht können wir sie beantworten.
Wann findest du, dass eine Therapie sinnvoll ist?
„Ich würd sagen, es ist immer gut. Das klingt vielleicht plakativ, aber für mich macht es wirklich immer Sinn, wenn man das Gefühl hat, man ist bereit. Man will die Zeit investieren. Die Freiwilligkeit ist sehr wichtig. Die Motivation, die Bereitschaft, zu sagen, ‚ich möchte eine Therapie machen, ich möchte Unterstützung von außen!‘. Das ist deshalb essentiell, weil man sich nur so öffnen und somit mitarbeiten kann. In der Therapie ist es die Hauptaufgabe, selber was zu tun. Und, man findet auch immer ein Thema, über das man reden kann.“