Rainberg: Der verbotene Berg

Das Betreten des Rainbergs ist verboten. Viele junge Salzburger*innen zieht es trotzdem hinauf. Kein Wunder, denn der Rainberg ist ein wildes Paradies und ein echter Abenteuerspielplatz für Erwachsene – mitten in der Stadt. Wir waren ganz legal am Rainberg und haben für euch herausgefunden, was an Salzburgs verbotenem Berg so faszinierend ist.

Wir treffen unseren Begleiter an einem sonnigen Nachmittag am Fuße des Berges. Reinhard Medicus ist Mitarbeiter der Stadt Salzburg, ausgebildeter Biologe und leidenschaftlicher Stadtgeschichtler – kurz: ein wandelndes Lexikon. Während wir uns über einen geheimen Trampelpfad an den Aufstieg machen, fragen wir gleich einmal, warum das Betreten des Berges verboten ist.

Die Antwort klingt einleuchtend: Gleich mehrere Teile des Berges stehen unter strengem Naturschutz.

Außerdem ist es am Rainberg an manchen Stellen ganz schön steil und verdammt gefährlich. Früher habe man das Verbot allerdings nicht so genau genommen und gerne ein Auge zugedrückt. Doch dann hätten Unbekannte damit begonnen, am Berg BMX-Bahnen zu bauen, große Feuer anzuzünden und Bierflaschen über die steilen Felswände auf die Straßen zu werfen. Seitdem nimmt die Stadt das Verbot genauer und hat die bekanntesten Wege auf den Berg mit dickem Maschendrahtzaun verrammelt.

Faszination Rainberg: Hier führt kein Weg herauf. Aber viele Pfade.

Wirklich abhalten kann der Zaun die Salzburger*innen aber nicht, denn während wir richtung Gipfel wandern, entdecken wir immer wieder frische Spuren von anderen Abenteurer*innen. Es ist sehr einfach zu verstehen, was die Salzburger*innen so an ihrem verbotenen Berg fasziniert. Im Gegensatz zu den andern Stadtbergen gibt es hier keine asphaltierten Wege, sondern nur Trampelpfade. Immer wieder muss man über Abhänge kraxeln, auf Leitern hinaufsteigen oder sich unter Baumstämmen durchbücken. Oben angelangt hat man einen Wahnsinnsblick auf Salzburg. Kurz: Der Berg ist eine ungezähmte Schönheit und schnell man vergisst, dass man sich eigentlich mitten in der Stadt befindet.

Auch unser Begleiter hat auf seine Art und Weise Verständnis für die Faszination des Rainbergs. Als ausgebildeten Biologen interessiert ihn vor allem die Pflanzenwelt – er nennt zahlreiche lateinische Namen und deutet auf Kräuter, die man offenbar sonst kaum mehr wo findet. Aber auch stadtgeschichtlich ist der Berg interessant. Hier haben sich schon in der Steinzeit die ersten Bewohner Salzburgs angesiedelt. Reinhard Medicus schüttelt den Kopf, wenn er im Vorbeigehen eine leere Bierdose aufhebt oder wir an den Scherben einer zerbrochenen Flasche vorbeigehen.

Der Eingang zur Hölle

Plötzlich entdecken wir mitten im Wald ein Bauwerk, das von weitem aussieht, wie der Eingang zu einem Stollen. Das Gemäuer wurde in den Hang hineingehauen. Hunderten Graffitis zieren den Eingang und die schwere Blechtüre wurde mit Gewalt aufgebrochen. Wir lugen durch den Eingang und erspähen in der Dunkelheit eine Leiter, die senkrecht in die Finsternis nach unten führt. Gruselig – so beginnen Horrorfilme!

Reinhard Medicus hat eine profane Erklärung: Es handelt sich um einen alten Wasserspeicher, der heute leer steht. Die Versuchung, in den Stollen hineinzusteigen, ist trotzdem groß. Wir reißen uns zusammen und machen uns gemeinsam mit dem Stadthistoriker an den Abstieg. Gerne würden wir länger bleiben – oder wiederkommen. Wir beschließen aber, es nicht zu tun und die vergessene Welt oben am Berg in Ruhe zu lassen – der Rainberg soll seinen stillen Zauber behalten.

Ein paar Dinge über den Rainberg, die ihr vermutlich nicht gewusst habt:

Im Sommer weiden gar nicht so wenig Ziegen am Rainberg, um die Verwaldung des Berges aufzuhalten.

Am Rainberg wurde eine Eber-Statue aus Bronze gefunden, die auf 100 vor Christus datiert wird. Man geht davon aus, dass noch viele weitere archäologische Schätze am Rainberg begraben liegen.

Salzburgs Erzbischöfe versuchten, den Berg in zwei Hälften zu teilen, um die Festung für Eroberer schwerer erreichbar zu machen. Das selbe haben sie übrigens dort versucht, wo heute das Neutor steht.

P.S.: Nach der Veröffentlichung dieses Artikels haben wir zahlreiche Emails bekommen. Manche von euch waren neugierig, andere in Sorge um das Naturschutzgebiet am Rainberg. Wir verstehen diese Sorge und möchten hier nochmals betonen, dass auch uns gelebter Naturschutz am Herzen liegt und wir ohne Begleitung und Genehmigung der Stadt nicht auf den Rainberg gehen würden. Wir möchten zwar niemandem vorschreiben, was er oder sie tun soll, würden aber empfehlen, dass ihr die Stadt kontaktiert, wenn ihr auf den Berg gehen wollt. Vielleicht lässt sich ja einmal eine geführte Tour für Interessierte organisieren.

Herzlichst,
Eure Fräuleins

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