Paradise Lost: Was wir an den Tapisserien im DomQuartier so schön finden

Kunst, das haben wir gelernt, muss man sich erarbeiten. Davor stehen und auf die Freude warten geht auch, stellt aber zumindest uns nicht so zufrieden. Wir haben uns die Tapisserien im DomQuartier angeschaut und: Je länger wir uns damit beschäftigen, umso spannender finden wir sie. Warum das so ist, sagen wir euch jetzt.

Sagen Sie niemals Teppich zu ihnen! 

Haben wir auf die harte Tour gelernt: Tapisserien sind keine Teppiche, auch, wenn sie ein bisschen so aussehen. Da gibt es viele Unterschiede, der erste, der uns einfällt, ist die Produktionsweise: Teppiche werden geknüpft, Stoffe werden gewebt, eine Tapisserie wird gewirkt. Die Herstellung basiert auf einer Vorlage, z. B. dem Bild eines namhaften Künstlers aus dem 16. oder 17. Jahrhundert. Und auf Grundlage dieser Vorlage wird die Tapisserie „gewirkt“ – ein unfassbar langwieriger und aufwendige Vorgang, der schlussendlich mitunter gigantische Werke hervorbringt. 

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Unser Besuch im DomQuartier: Teil 1

Tapisserien erzählen gute Geschichten

Wir haben es vergessen, aber es gab mal Zeiten ohne prompten und googeln und überhaupt. Damals wollten die Menschen sich aber auch Geschichten erzählen – und das ist dann über ein anderes, heutzutage recht konventionell wirkendes Medium passiert: Bilder. Die Menschen, die nicht lesen konnten, wurde über Bilder unterrichtet – in unserem Fall darüber, wie wie als Menschheit es geschafft haben, aus dem Paradies geworfen zu werden. In Summe brauchte es dazu sechs Tapisserien – die gesamte Genesisserie vom Maler Michiel Coxcie. Alle sechs Stück hängen im Nordoratorium vom DomQuartier und zeigen im Groben folgendes: Wie Gott Adam ins Paradies entlassen hat, wie Eva erschaffen wurde und das Verbot Gottes, vom Baum der Erkenntnis zu essen (upsi), wie Adam und Eva nach dem Sündenfall (Apfel essen) arbeiten mussten, das Opfer von Kain und Abel, wie Kain Abel erschlägt, wie Gott Kain versflucht und Kain dann vor dem Zorn Gottes flieht. Super Stoff, im doppelten Sinn. 

Am allerschönsten finden wir das erste Bild: Wie Gott Adam ins Paradies entlässt

Das erste Bild ist Harmonie pur: Die Tiere, die alle nebeneinander stehen und darauf warten, endlich von Adam benannt zu werden. Die Schönheit des Anfanges, nachdem Adam aus Erde erschaffen wurde und die vielen Möglichkeiten, die so ein Paradies bietet. Wir haben uns das Bild ganz genau angeschaut und finden diese drei Dinge sehr spannend: 

Der Leopard

Natürlich fragt man sich, warum dieser Leopard so ein menschliches Gesicht hat. Einfacher Grund: Zum Zeitpunkt, als das Bild gemalt wurde, wusste man nicht so genau, wie die Tiere aussehen. Der Leopard hat aber auch eine wichtige symbolische Wirkung, denn er verkörpert Jesus. Der Leopard, so glaubte man, zieht sich nach einer Mahlzeit in seine Höhle zurück, schläft dann drei Tage, wacht auf und hat einen so betörenden Duft, dass sich alle Tiere zu ihm begeben, quasi wie Jünger. Kennen wir woher, oder?

Das Dürer-Nashorn

Der bekannte Maler Albrecht Dürer wollte einen Holzschnitt eines Nashorns machen, leider ist das Modell gestorben, bevor er es sehen konnte. Somit musste er sich auf die Erzählungen bzw. eine Skizze von Augenzeugen verlassen und hat nach ebendiesen das Nashorn angefertigt. Wir sind ziemlich beeindruckt, wie gut ihm das gelungen ist – das Tier sieht einfach aus, wie ein echtes Nashorn. 

Die Bordüre: Papagei und Affe

Die Bordüre ist sehr voll mit Symbolen, Tieren, Verzierungen. Aber nichts davon ist zufällig. Gut gefallen hat uns das Tierpaar im unteren Teil der Bordüre. Da sieht man Affen und Papageien – Affen verkörpern die eher schlechten Eigenschaften der Menschen: sie sind frech und manchmal auch echt boshaft. Als Gegenkraft wurde der Papagei in die Tapisserie gewirkt: Der steht für die Mutter Maria. Warum? Der Ruf des Papageis klingt wie „AVE AVE“ und vor dem Hintergrund passt’s eigentlich ganz gut. 

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Was wir an dem Werk so interessant finden.

Auch ganz interessant: Die Tapisserien sind gigantisch – aber nur kurz für unsere Augen bestimmt

Die Tapisserien wurden in Brüssel hergestellt, man kann sich vorstellen, wie lange man an solchen Stücken gesessen ist. Deswegen brauchen wir wahrscheinlich gar nicht betonen, dass die Werke recht teuer waren und nicht für die ganz normalen Leute bestimmt. Irgendwann sind die Tapisserien im Dom in Salzburg gelandet, zu hohen Festen als Deko verwendet und schließlich zur Erhaltung der Kunst gut verpackt eingelagert worden.  Bis 13. Oktober 2025 haben sie jetzt einen schönen Platz an der Luft, dann geht es wieder ins Lager für die guten Teile.

Gespräche rund um die Ausstellung

Rund um die Ausstellung haben sich die Kunstvermittler*innen wieder einiges einfallen lassen: Kurator*innen-Führungen, „normale“ Führungen, Gespräche zu Themen, wie z. B.   „Textile Pracht. Die Tapisserie als Kunstwerk“ (25. April) und natürlich gibt’s auch wieder schöne Ideen für Kinder. All das steht zusammengefasst auf der Webseite vom DomQuartier

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Gehen wir ins Museum?

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