Mein Tag in einem Salzburger Sexkino

Vor einiger Zeit arbeitete ich in der Marketingabteilung eines Salzburger Erotikunternehmens, das unter anderem einen Sexshop mit angeschlossenem Sexkino betreibt. An den Job war ich über eine Stellenausschreibung im Internet gekommen. Da ich die Branche immer schon spannend fand und keine Berührungsängste habe, bewarb ich mich und bekam nach einem sehr freundlichen Vorstellungsgespräch tatsächlich den Job.

Als Teil meiner Einschulung sollte ich für einen Tag selbst in einem Sexshop mit angeschlossenem Kino mitarbeiten, um mir einen Eindruck von unserem Unternehmen zu verschaffen. Obwohl mir die Branche nicht ganz fremd war, hatte ich vorab etwas Bammel.

Mein erster Eindruck vom Sexshop war allerdings überraschend positiv: schickes Interior, moderner Stil.

Im unteren Bereich des Ladens konnte man alle möglichen Sex-Spielzeuge und Accessoires kaufen: Dildos in allen Größen, Formen und Farben, Analspielzeug, Möpse aus Plüsch, Erotik-Literatur und so weiter. Im Großen und Ganzen das, was man sich von einem Sexshop eben erwartet.

Besonders neugierig war ich aber auf das sogenannte „Sex-Kino“ im Obergeschoss.

Sexshops kannte ich nämlich bereits, aber in einem solchen Kino für Erwachsene war ich davor noch nie gewesen. Vorab hatte ich mir das Kino ziemlich abgefuckt vorgestellt: Sperma-Flecken, Neonröhren, dreckig, schmuddelig. All die Attribute, die einem bei dem Gedanken an einen Sexshop eben so in den Sinn kommen.

Ich fuhr also mit der Rolltreppe nach oben. Dort angekommen teilte sich die Etage in 2 Gänge. Im ersten Gang befanden sich einige Monitore, fast wie in der Abteilung für Fernsehgeräte im Elektrofachhandel.

Und da fühlte ich ihn zum ersten Mal: den bitteren Beigeschmack dieser Branche.
Vor den Fernsehgeräten masturbierten gerade vier Männer – öffentlich! Erwachsene Männer  gestandenen Alters, gaffend und durch den Hosenschlitz masturbierend saßen oder standen sie vor mir.

Ich versuchte die Blicke der anwesenden Männer zu vermeiden, was mir natürlich nicht ganz gelang.

Ihre aufgegeilten „Ooooh ja, ich komme gleich”-Blicke trafen mich, was sich ziemlich creepy anfühlte. In erster Linie war ich aber ehrlich gesagt verwundert und ein wenig überrumpelt von der Tatsache, dass erwachsene Männer dafür bezahlen, in der Öffentlichkeit nebeneinander masturbieren zu können – schließlich gibt es ja das Internet.

Um der unangenehmen Situation zu entkommen, senkte ich meinen Blick und stahl mich davon. Wenige Meter weiter saß ein Mitarbeiter hinter einer Glasfront, ähnlich wie in einem richtigen Kino. Bei ihm konnte man Tickets für die Wichs-Bildschirme und die privaten Zellen kaufen. Mein Kollege sollte mir erklären, wie die „Videoauswertung“ funktioniert. Diese zählte nämlich zu meinen Aufgaben als Marketingmitarbeiterin. Die Videoauswertung wurde wöchentlich gemacht. Es gab die „Top 10“ und die „Bad 10”, also die TOP und FLOP Filme der Woche, wenn man so will. Soweit ich mich erinnern kann, waren die beliebtesten Genres Anal, Teens, Grannies, Trannies usw.

In „meinem“ Kino wurden alle Genres bedient und jeder kam hier auf seine Kosten. Aber nicht nur Männer können das Kino besuchen. Man konnte auch als Frau oder zu zweit mit seinem Partner herkommen. Hierfür bot der Shop extra Kabinen an. Diese befanden sich im zweiten Gang, den ich vorhin schon erwähnt habe. Die Kabinen waren ausgestattet mit einer Liege, Taschentüchern und einem Flat-TV an der Wand. Mittels Fernbedienung wählte man den Film, den man sehen wollte.

Die Kabinen sahen eher aus, als wären sie einem Bordell aus den 90er oder frühen 2000er entsprungen, aber von Schmuddel und Ekel keine Spur.

Wie viel eine Runde wichsen vor den Screens kostet, könnte ich jetzt nicht mehr so genau sagen. Aber man kann ja hingehen und nachfragen.

Ein Highlight an diesem Tag war mein Zusammentreffen mit Henrietta (den Namen habe ich geändert). Zugegebenermaßen hatte ich noch nie eine Transsexuelle Prostituierte wie sie getroffen. Ich war sehr verwundert, wie offenherzig und fröhlich Henrietta war, wenn man bedenkt, dass ihre Arbeit offenbar darin bestand, tagsüber in dem Sexkino Männer aufzureißen und ihnen in den Kabinen einen zu blasen. Henrietta war hier, um Freier auszuspähen. Klienten hatte sie an diesem Tag scheinbar genug, denn kurz bevor mein Arbeitstag um 15 Uhr beendet war, hatte auch sie ihren Geldbeutel schon voll und klagte über Erschöpfung – vor allem im Gesichtsbereich.

Ich erinnere mich daran, sie gefragt zu haben, wie ihr Tag war. Ein wenig verschmitzt sagte sie mir dann, es wäre so lala gewesen. Dass Henrietta tatsächlich als Prostituierte arbeitete, hatte ich von einer anderen Mitarbeiterin gehört. Wie alt sie war, woher sie kam, oder ob sie es regelmäßig machte, das konnte oder wollte mir allerdings keiner so richtig beantworten.

Ein Sexshop in diesem Umfang bietet dir alles, was du willst, wenn du darauf stehst, außerhalb der eigenen vier Wände an dir rumzuspielen.

Mein persönliches Fazit: Ich habe an diesem Tag einiges über diese Branche gelernt. Überrascht hat mich, dass alles, was hier drinnen läuft sich sehr normal anfühlt. Man bekommt eigentlich nicht das Gefühl, dass man sich schämen müsste, hier zu sein – weder als Mann noch als Frau. Ein absoluter „Abturner“ war für mich allerdings das öffentliche Masturbieren. Fakt ist: ein Sexshop in diesem Umfang bietet dir alles, was du willst, wenn du darauf stehst, außerhalb der eigenen vier Wände an dir rumzuspielen.

Text: Kati Griessner

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