Manga Café in Salzburg: Konsumfreier Ort für Japanliebe

Haben wir so nicht erwartet, als wir die Stufen in den Keller der Buchhandlung „Neues Leben“ runtergestiegen sind: ein safe haven in gemütlichster Atmosphäre, Tee überall und gefüllt mit Mangas und japanischer Literatur. Das Rikoki Manga Café ist der wahrgewordene Traum vieler in Salzburg, aber eben auch von Rose, Fabia und Emma. Die drei Frauen haben sich über ihre geteilte Liebe für den Inselstaat im pazifischen Ozean kennengelernt und lassen mit ihrem konsumfreien Ort mitten in der Altstadt für alle bissi Japanliebe zu.

Während Corona hat Rose gemerkt, wie der Platz für Jugendliche und junge Erwachsene kleiner und kleiner wurde.

Zu dieser Zeit hat sie zum ersten Mal über eine Art Manga Café nachgedacht hat. Gemeinsam mit Fabia war klar: Das Café soll ein Ort sein, an dem man sich wohl und sicher fühlt, wo egal wer hinkommen kann, um ganz ohne Konsumzwang Mangas und japanische Literatur zu lesen.

Dass das Ganze dann doch so schnell ging, verblüffte Fabia. „Ich hab gedacht, dass wird irgendwann in zwei Jahren oder so spruchreif.“ Und trotzdemsitzen wir jetzt schon hier, im Manga Café im Keller des Buch-Antiquariats Neues Leben in der Bergstraße. Dem ständigen Treffpunkt der Manga-Literatur-Riege seit Sommer 2024.

Freitags ab 17.00 Uhr ist das Manga Café geöffnet und dann kann man vor Ort kostenlos lesen und mit likeminded people reden.

Eine klare Vorstellung war vorhanden und dazukam ein guter Freund mit Platz im Zentrum von Salzburg. Aber nicht nur Platz, sondern vor allem: Platz, den er dem Literaturverein Rikoki kostenlos nutzen lässt. „Einfach, weil er an die Sache glaubt und sich dafür begeistert“, sagt Rose. Mangas und Salzburg, wie passt das zusammen? In Salzburg, werden wir aufgeklärt, gibt es eine große Fanszene, wenn es um Anime und Gaming, aber auch Mangas geht. „Was uns von den anderen Initiativen unterscheidet“, sagt Rose, ist, „dass wir eben nichts mit Gaming zu tun haben, wir konzentrieren uns nur auf Bücher. 

Warum denn Mangas? Was ist so spannend dran?

Die Regale an den Wänden im Manga Café weisen eine wunderbare Ordnung auf: Gliedert in Genres wird gleich klar, dass Mangas wahnsinnig vielseitig sind. Klar, da sind die Kitsch-Stories à la „will they won’t they“, aber: Es gibt Krimis, es gibt Thriller, Mystery, viel Queeres und und und. Speziell Letzteres liegt Rose am Herzen: Queer sein wird in Mangas so viel Spannenderer aufbereitet, als in Mainstream-Literatur, in der es oft nur um Outings geht. „Mangas zeigen echt gute Beziehungen“, ergänzt Fabia, „egal in welchen Konstellationen. 

Zwei Lesekreise zum Selbermitmachen

Freitags ist Rikoki-Zeit. Von 17.00 bis 21.00 Uhr sind die Türen ins Salzburger Japan geöffnet, die Manga-Bibliothek ist für jede*n zugänglich, Bücher können kostenlos vor Ort gelesen werden. Mitnehmen geht leider nicht. Wird man Vereinsmitglied von Rikoki, dann hat man auch die Möglichkeit, an den Lesekreisen teilzunehmen. Die dafür vorgesehenen Termine stehen auf der Webseite und behandeln zwei Richtungen: Zum einen Mangas, zum anderen Japanische Literatur allgemein. Alle zwei Monate wird ein Buch besprochen, einige Beispiele findet ihr hier

Motto-Events und das Leben rund um die Bücher

Eines war Emma, Fabia und Rose im Gespräch ganz wichtig: Die Mangas sind super, aber was die drei (und ihre Kolleg*innen) interessiert, ist eigentlich alles aus und über Japan. Soll heißen: Die Kulinarik ist unheimlich wichtig. Außerdem gibt es im Rahmen von Rikoki immer wieder Workshops zu unterschiedlichen Themen, es werden Quizzes, Tombolas und Movienights organisiert, Rezensionen von Büchern auf der Webseite veröffentlicht und überhaupt gibt’s jetzt eigentlich nur eine Lösung: Mitglied werden oder zumindest hingehen und euch das anschauen. 

Vier Buchempfehlungen von Rose, Emma und Fabia zum Anfangen:

#1 Emma empfiehlt:

Jujutsu Kaisen Band 1 (2019) von Akutami Gege (Autor), Costa Caspary (Übersetzer)

Jujutsu Kaisen ist mein Lieblingsmanga/Anmine of all time, das hier ist eher ein neueres Buch, ich mag es, weil es actionlastig ist, oder vielleicht besser: blutig. Trotzdem sind alle Charaktere sehr gut ausgearbeitet und Frauen werden nicht sexualisiert oder als „Beiwerk“ abgetan. Das gefällt mir.

#2 Fabia empfiehlt:

Is love the answer? (2024) von Uta Isaki (Autor), Cheyenne Dreißigacker (Übersetzer)

Aus unserem queeren Regal find ich u. a. das Buch gut: „Is Love the Answer?“. Es geht um eine Person, die herausfindet, dass sie asexuell ist, wir lesen, wie sie mit dem Thema Liebe umgeht und was Liebe für sie bedeutet. Sehr emotional aufbereitet und spannend geschrieben.

#3 Rose empfiehlt:

Die Stadt und das Mädchen (2007) von Jiro Taniguchi (Autorin, Illustratorin)

Eine Kriminalgeschichte, die den Kontrast zwischen Natur Japans und zur Großstadt hervorhebt. Die Ziehnichte eines „Einsiedlers“ verschwindet in der Großstadt. Für mich war das Buch ein Eyeopener, was die Großstadt in Japan für ein Organismus sein kann. Es ist ein wunderschöne Geschichte, bei der ich den Krimiaspekt mag, aber auch eine Gesellschaftskritik, wie mit jungen Mädchen umgegangen wird und welchen Platz sie in der Gesellschaft haben.

M.O.M.: Mother of Madness (2023) von Emilia Clarke: Es geht um eine Superheldin, deren Superpower mit ihrem Zyklus zusammenhängt und die gegen die Bösewichte der Pharmaindustrie losgeht, die ihre Eltern auf dem Gewissen haben. Es ist superfreaky und abgedreht und eine tolle Geschichte, mit viel Herzblut, viel Queerness und viel Frauenpower! 

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