Katrin, Salzburgerin, Ärztin hat uns über ihren Einsatz in Afrika erzählt

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Katrin Sickau arbeitet als Ärztin bei German Doctors/ Austrian Doctors in einem Medical Health Center im Mathare Slum in Nairobi. Wir durften ihr ein paar Fragen zu ihrem Tun in Afrika schicken.

Fotos: Katrin Sickau

Wie bist du zu German Doctors/ Austrian Doctors gekommen?

Eine gute Freundin und Arbeitskollegin hat mich auf diese Organisation aufmerksam gemacht, dass dies eine tolle Möglichkeit wäre, unseren lang gehegten Traum eines Auslandeinsatzes zu erfüllen. Ich las mir deren Homepage durch und war so begeistert, dass ich mich sofort beworben und es durchgezogen habe.

Wieso wolltest du in Nairobi arbeiten?

Ich war vor dem Studium schon mal in Afrika in einem Buschkrankenhaus, und wollte unbedingt nochmal auf diesen Kontinent, aber dann mit medizinischen Kenntnissen. Außerdem begeistert mich speziell das Projekt in Nairobi, man hat im Baraka Medical Center, der Slumambulanz des Mathare Valley viele diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, quasi wie in einem kleinen Krankenhaus. Außerdem sind immer einige deutschsprachige Ärzte gleichzeitig vor Ort,  so kann man sich ständig austauschen, unterstützen – medizinisch oder moralisch – und auch an den Wochenenden gemeinsame Ausflüge machen.

Welche Aufgabenbereiche hast du im Baraka Medical Center?

Ich kam als Allgemeinmedizinerin dort unter, also wurden mir alle Patienten über 18 Jahre, die keine chirurgische Versorgung brauchten, zugeteilt und in mein kleines Sprechzimmer mit Untersuchungsliege geschickt. Täglich waren das ca. 70 Patienten, die ich untersuchte, mit Hauterkrankungen, Infektionen, HIV,  Tuberkulose,  Malaria, Krebserkrankungen. Den provisorischen Emergency Room betreute ich ebenso, dort kamen alle schwer Erkrankten hin, die nicht mehr stehen konnten oder schon bewusstlos waren.

Mit welchen Problemen wird man konfrontiert?

Das größte Problem ist, dass unsere Möglichkeiten vor Ort auch nur begrenzt sind, und man einfach vielen Schwerstkranken nicht helfen kann. Kaum ein Slumbewohner kann sich eine aufwändige Therapie leisten. Bereits für ein paar Bluttransfusionen wird schon die ganze Verwandtschaft zusammengerufen, um Geld zusammenzukratzen. Manchmal dauert es Wochen, bis die Summe erspart ist. Eine OP ist oft nicht finanzierbar. So wird von German/Austrian Doctors wirklich versucht, so viel wie möglich vor Ort zu machen. Eine Frau, die bereits fast verhungert war, da sie Speiseröhrenkrebs hatte und nichts mehr essen konnte, wurde unverrichteter Dinge wieder heimgeschickt. Oder auch eine Frau, die wegen schwerer vaginaler Blutungen am Sterben war, hat die rettende OP nicht erhalten, sondern nur eine Bluttransfusion bekommen. Ein anderes Kind mit Lungenentzündung, das wir in unserer Ambulanz mit Sauerstoff und Antibiotika versorgt hatten und mit der Ambulance ins Krankenhaus fuhren ließen, wurde dort einfach vergessen und starb, da es nicht an den Sauerstoff gehängt wurde.

Insgesamt muss ich sagen, dass man sehr tief in das Leben im Slum eintaucht und Afrika dadurch nicht aus dem Blickwinkel der Touristen sieht; wir weißen Ärzte arbeiten gemeinsam mit den kenianischen Mitarbeitern an der Verbesserung der Lebensbedingungen. Und je mehr man sieht, sehen desto unüberschaubarer werden die Probleme und man könnte die Hoffnung tatsächlich verlieren. Aber dem gegenüber stehen immer wieder die faszinierenden Begegnungen mit Menschen völlig anderer Kultur und die kleine Erfolge, die echt jede Anstrengung wert sind.

Und wie lange bleibst du in Nairobi?

Der Einsatz dauert jeweils 6 Wochen, die meisten reisen danach noch durchs Land, ich war zur Erholung eine Woche auf Sansibar, um alle Eindrücke zu verarbeiten. Es war anfänglich natürlich ein Kulturschock, wieder in den Tourismus einzutauchen.

Wie gehst du mit dem Erlebten um?

Das muss ich für mich selbst erst noch rausfinden. So ein Einsatz bewegt und bereichert natürlich nachhaltig. Der Einsatz in Nairobi ist sehr intensiv  und bewegend, man ist sehr tief in das Land und das Leben der Slumbewohner eingetaucht. Ich denke sehr oft an die Erlebnisse zurück, möchte dort am liebsten weiterarbeiten. Ich nehme auch sehr viel Energie und neue Motivation für meinen Beruf mit,  um noch viel mehr zu erlernen, und mit noch mehr Wissen wieder auf Einsatz zu gehen.

Gibt es Momente der Dankbarkeit, wo du dir sagen konntest: Das ist es, wofür ich meinen Job hier mache?

Jeder Tag war menschlich und medizinisch extrem bereichernd, ich möchte keine Sekunde missen. Es ist unglaublich beflügelnd , wenn man mit seinem Wissen solche Menschen heilen oder ihnen etwas helfen kann, die niemals Zugang zu einer medizinischen Versorgung hätten, und so deren bitterarmes Leben im Elend etwas erleichtern kann. Mir wurde durch den Kontakt mit den Slumbewohnern und dem Elend , das uns ja immer umgab, täglich vor Augen geführt, was für ein Glück ich hatte, quasi im Paradies geboren  worden zu sein. Und daher kommt auch mein Bedürfnis, das aus Dankbarkeit irgendwie zu teilen.

Wer kann bei German Doctors/ Austrian Doctors mitmachen?

Alle Ärzte mit einer klinischen Erfahrung von mindestens 2 Jahren, unentgeltlicher Einsatz, Ersteinsatz bis zur Vollendung des 70. Lebensjahrs, Englischkenntnisse.

Wie kann man dir von Salzburg aus helfen?

Selbst auf Einsatz fahren, sofern man Arzt ist, oder an Austrian Doctors spenden. Nach nun 2 Einsätzen bin ich definitiv überzeugt, dass das Geld absolut sinnvoll eingesetzt wird und direkt in die Projekte geht, jeder Cent wird streng kalkuliert, und alle Ärzte arbeiten ja ehrenamtlich, d.h in diese Richtung geht schonmal kein Geld „verloren“.

 

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