Jenisch für Anfänger*innen

Wer in Lehen, Taxham oder Liefering aufgewachsen ist, kennt Ausdrücke wie Lobe, Quant, Tschoren oder Butten von Kindesbeinen an. Was dagegen kaum jemand weiß: Die Begriffe entstammen dem Jenischen, einer einst in ganz Europa verbreiteten Sprache, die bis heute so manches Rätsel aufgibt.

So ist weder eindeutig geklärt, wie sich das Jenische entwickelt hat, noch wie viele Sprecher*innen es heute gibt. Lange Zeit interessierte sich die Sprachwissenschaft kaum für die vermeintliche “Gaunersprache”. Schließlich wurde sie vom fahrenden Volk mitgebracht, das seit jeher am Rande der Gesellschaft lebte. Wenn sich überhaupt jemand mit dem Jenischen befasste, dann waren es Polizei und Justiz, die in ihren Verhören versuchten, die Begriffe der vermeintlichen Gauner zu entschlüsseln.

Diese Worte aus dem Jenischen begegnen euch auch in Salzburg

tschoren: stehlen
butten: essen
gare: Penis
Butt’ ma ‘n Gare: Lutsch mir den Schwanz
Lobe: Geld
naschen: gehen
Tschick: Zigaretten
Quant: Schön
kneissen: bemerken
letz: verkehrt
losen: zuhören*

Eine Sprache und ihr Stigma

Dieses Stigma ist dem Jenischen bis heute erhalten geblieben und zeigt, wie schwer sich die europäischen Mehrheitsgesellschaften immer noch mit den fahrenden Bevölkerungsgruppen tun. Wer einmal die Kronenzeitungs-Leserbriefe zum Thema “Bettelmafia” gelesen hat, weiß, was gemeint ist.

Sprachwissenschaftlich gilt das Jenische heute als Untergruppe des Rotwelsch, das als Sammelbegriff für Soziolekte gesellschaftlicher Randgruppen dient. Dabei ist der Begriff Rotwelsch selbst abwertend, bedeutet er doch so viel wie “betrügerische Rede”, “schmutzige” oder “fremdartige Sprache”.

Sucht man im Jenischen selbst nach einem Begriff für die Sprache, findet man den begriff “klug oder "wissend".

Somit ist das Jenische für seine Sprecher schlicht und einfach die Sprache der Eingeweihten.

Jenische wissen, wer der Babo ist

Dass die Forschung sich heute vermehrt für das Jenische interessiert, liegt nicht zuletzt daran, dass es über Jugend- und Popkultur wieder in das allgemeine Interesse gerutscht ist. Wenn im Deutschrap Begriffe wie Chabo, Babo und Lobe fallen, dann sind diese aus dem Jenischen, aus dem Manischen oder auch aus dem Romanes entlehnt. Die Grenzen zwischen diesen Sprachen sind fließend, vielleicht auch, weil die Sprachwissenschaft sich bis heute nicht ausreichend bemüht hat, sie zu erforschen.

Das Jenische gehört zu Salzburg

In Salzburg sind im Laufe der Jahrhunderte viele Begriffe aus dem Jenischen in die Alltagssprache übergegangen und vor allem in der Jugendkultur nach wie vor präsent. Das zeigen auch die Texte von Rappern wie Young Krillin, Drexor der Stier oder Crack Ignaz: Sie haben sich vom Jenischen inspirieren lassen und es kunstvoll in ihre Texte verwoben. 

Sicher ist aber, das Jenische hat seinen Platz in Salzburg und ist bis heute Teil unserer Kultur.

*Quelle: www.luetzenhardt.de/pdf/DeuJen.PDF

 

Titelbild: Aaron Burden / Unsplash 

Ähnliche Beiträge

Werbung
Geld wird oft zu einem unangenehmen Thema gemacht. Vor allem für Frauen ist das nachteilig. Wie also einen positiven Zugang zum Thema Geld finden?
Am Karlsbader Weiher in Liefering darf ab sofort gegrillt werden. Hier erfahrt ihr, wie ihr zu eurem persönlichen Grillplatz kommt.
Auf einen Kaffee in Parsch: Das Soul Space vereint Yoga (und andere mindful movements) mit Kaffee, Snacks und Sweets. Mjam!
Werbung

5 richtig spannende Projekte beim Supergau Festival 2025 im Pinzgau

Wie ihr wisst, sind wir ja jetzt (unausgebildet) unter die Kunstvermittler*innen gegangen. Und recht so, denn in Salzburg gibt’s viel zu sehen. Noch mehr aber entzieht sich unserer Wahrnehmung, weil es a) nicht direkt in unserem Blickfeld stattfindet oder b) wir nicht innerhalb 5 Sekunden checken, worum es geht oder c) es mit unseren Plänen (umaliegen und ins Journal schreiben, dass man ja mehr machen müsste) kollidiert. Wir aber sagen euch: Seid’s nicht so, wenn am 23. Mai der Supergau zum dritten Mal passiert – im Oberpinzgau. Kunst am Land, weit weit weg (so weit auch wieder nicht) und das sind unsere derzeitigen Lieblingsprojekte:

Fahren wir gemeinsam rein?

Lass uns Freunde werden!

Möchtest du regelmäßige Tipps von Fräulein Flora erhalten? Dann melde dich hier zum Newsletter an.

Um die Registrierung abzuschließen, senden wir dir eine Email zu.

Dieser Newsletter informiert euch über alle möglichen Themen in Salzburg. Ganz viel geht es dabei um Essen und Trinken, Sport. Abenteuer, Ausflüge, Menschen, Orte und Geschichten in der Mozartstadt. Informationen zu den Inhalten, der Protokollierung eurer Anmeldung, dem Versand über den US-Anbieter MailChimp, der statistischen Auswertung sowie Ihren Abbestellmöglichkeiten, erhaltet ihr in unserer Datenschutzerklärung.